Fragestunde mit Lisa 2.0

Wie auch schon während meinem Zwischenaufenthalt in Österreich, habe ich mich kurz nach meiner Ankunft mit meiner Arbeitskollegin Lisa getroffen. Auch dieses Mal hat sie mich wieder mit einigen Fragen gelöchert und wir haben bei einem köstlichen Abendessen über dies und das gequatscht. Zeitweise hatten wir noch Gesellschaft von einer winzigen Maus, die neben uns in einem Blumenkasten rumgewuselt ist. Da ich einige der Fragen schon mehrmals gehört habe und sich möglicherweise auch jemand anderer die gleichen Fragen stellt, habe ich sie in alter Manier hier aufgelistet. Klarerweise mit den entsprechenden Antworten.  

Was war die gefährlichste Situation, in der du dich wiedergefunden hast?
Die unangenehmste Situation war wohl in Nairobi, als ich bereits im Dunkeln ankam und von korrupten, gewalttätigen Polizisten abgezockt wurde. Kein schönes Erlebnis, wenn man der Willkür solcher Personen ausgesetzt ist. Klar, dass der Busfahrer seine Chance witterte und auch noch einmal kräftig abkassiert hat, um mich in meine Unterkunft zu bringen. Die gefährlichste Situation war aber ein Vogelschlag am Flug von Sucre nach Santa Cruz de la Sierra, durch den eines der beiden Triebwerke für fünf Minuten nicht mehr unter Kontrolle war. Zum Glück ist aber alles gut ausgegangen. 

Was war das beste und schlechteste Bier, das du auf der Reise getrunken hast und in welchem Land war das?
Hmmm, gute Biere waren zum Glück keine Seltenheit. Besonders spannend fand ich die Cerveceria Berlin in Argentinien, in der die unterschiedlichsten Craftbiere gebraut werden. Im Süden von Chile gibt es einige deutsche Kolonien mit ihren durchaus guten Bieren. Die Biere in Afrika sind meist nicht so spannend und schmecken etwas fade, da sie teilweise aus Mais gebraut werden. Bei den hohen Temperaturen zählt aber ohnehin eher der Erfrischungsfaktor. 

Was war die liebste/lustigste Tierbegegnung?
Die liebste Tierbegegnung war in Madagaskar, als ein flauschiger Brauner Maki auf meine Schulter kletterte, um eine Banane aus meinem Rucksack zu stibitzen. Als ich mich umdrehte, kam der Racker auf meiner Schulter in die Nähe eines schwangeren Weibchens auf einem Baum. Das gefiel der Dame so ganz und gar nicht und sie sprang ebenfalls auf meine Schulter, um den anderen Lemuren zu verjagen und zu beißen. Dieser hat aber rechtzeitig die Kurve gekratzt und schlussendlich hat sie mich am Arm erwischt. Am Tag darauf war ich wieder einmal im Krankenhaus und bekam eine Tollwutimpfung. Tja, so schnell kann aus einer lustigen Situation eine doofe werden. Trotzdem war es super, das Fellknäuel auf der Schulter sitzen zu haben und das flauschige Fell zu spüren. 

Wo hat es dir am besten gefallen? 
Pfuh, das ist echt sehr schwer zu sagen, da es so viele tolle Plätze gibt, an denen ich war. Generell habe ich für mich aber herausgefunden, dass mir weit abgelegene Gegenden, wie z.B. das Outback in Australien, oder Patagonien sehr, sehr gut gefallen. 

Was waren das Highlight und das Downlight deiner Reise? 
Ein einzelnes Highlight aus der langen Reise heraus zu picken ist unmöglich, da ich so viele tolle Eindrücke gesammelt habe. Was mich aber in vielen Ländern begeistert hat, ist die Freundlichkeit fremden Menschen gegenüber. In Afrika habe ich den Satz “Welcome to our country!” oft gehört. So etwas gibt es bei uns eher selten. Ich denke, dass sich Fremde bei uns sicher auch sehr über diesen Satz freuen würden. Ein Downlight ist es, auf Reisen krank zu sein. Bei einer langen Reise gehört das aber leider dazu. Einen der schlechtesten Tage hatte ich in Neuseeland, als ich den ganzen Tag mit Bauchkrämpfen im Auto gelegen habe. So etwas brauche ich echt kein zweites Mal. Mein absolut schlechtestes Erlebnis waren allerdings die korrupten und gewalttätigen Polizisten in Nairobi.

Warst du jemals einsam? Wer oder was ging dir durch den Kopf?
Klar habe ich mich manchmal einsam gefühlt. Aber hey, schlechte Tage hat man ja zuhause auch. Als Alleinreisender hat man allerdings den Vorteil, schneller Kontakt zu finden. Erstens wird man offener und geht auf Leute zu, wenn man das Bedürfnis nach Gesellschaft hat und zweitens wird man auch von anderen Reisenden eher angesprochen als z.B. ein Pärchen oder eine Gruppe. Es hilft auch, ein paar Freunde in der Heimat per WhatsApp anzuschreiben und mit ihnen zu chatten. Schlafen diese aber gerade aufgrund der Zeitverschiebung, tja, dann muss man eben durch. Der nächste Tag sieht dann schon wieder ganz anders aus. 

Was war das Ekligste, das du erlebt hast?
Hmmm, da muss ich tatsächlich überlegen, denn so etwas richtig Ekliges habe ich nicht erlebt oder zumindest nicht so empfunden. Für manche Leute sicher eklig ist das Famadihana, das Leichenfest in Madagaskar, bei dem die Toten aus der Gruft geholt und in neue Tücher gewickelt werden. Im Anschluss wird mit ihnen ausgiebig getanzt, bevor sie für die nächsten sieben Jahren wieder in die Gruft gebettet werden. 

Was würdest du anders machen? 
Im Allgemeinen war ich mit dem Ablauf der Reise sehr zufrieden. Die drei Monate mit dem Mietauto würde ich definitiv aber nicht mehr so straff planen und mehr Zeit zum Entspannen und Ausrasten einplanen. Das war zum Schluss doch schon etwas anstrengend. 

Hast du einen Tipp für zukünftige Weltreisende, oder jene, die noch überlegen?
Wenn du überlegst, ob eine Weltreise das Richtige für dich ist, solltest du es einfach ausprobieren. Stellst du unterwegs fest, dass du nicht der Typ dafür bist, kannst du ja jederzeit wieder zurück nach Hause reisen und dort eine schöne Zeit verbringen. Egal ob du es durchziehst oder nicht, du wirst auf jeden Fall etwas über dich selbst lernen und um einige Erfahrungen reicher sein.  

Für alle anderen Weltreisenden: Wo kann man so richtig Budget sparen?
Am meisten kann man sparen, wenn man sich die richtigen Länder aussucht. Bolivien und Peru waren besonders günstig. Südostasien ist sogar noch günstiger. Möchte man Länder mit höheren Lebenshaltungskosten bereisen, kann man einiges an Geld sparen, wenn man z.B. im Auto schläft oder sich im Supermarkt selbst versorgt. Wenn möglich Touren auf eigene Faust unternehmen spart auch einiges, da dafür meist westliche Preise aufgerufen werden. Und bleibt man beim Transport am Boden anstelle sich mit einem Flugzeug in die Lüfte zu erheben, schont das nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel und es bleibt mehr Kohle, um teure Dinge wie z.B. einen Hubschrauberflug über den Kilauea, Gorilla Trekking, oder andere tolle Sachen zu machen. 

Wie viel Budget braucht man für so eine Reise? 
Ich habe mir keinen Budgetrahmen für die Reise gesetzt und immer das gemacht, worauf ich Lust hatte. Generell war ich was Unterkünfte, Transport und Verpflegung anbelangt, aber Low Budget unterwegs. So habe ich teilweise im Auto oder Zelt übernachtet, bin viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln gereist und habe viel auf der Straße gegessen. Dafür habe ich bei Ausflügen und anderen Aktivitäten nicht gespart. Zwar habe ich immer mitgeschrieben, wie viel ich wofür ausgebe, habe aber die Beträge bis jetzt weder in Euro umgerechnet noch zusammengezählt. Mal sehen, ob ich das noch machen werde. Ändern wird es nichts, denn das Geld ist ohnehin weg. OK, es ist nicht weg, sondern bei jemand anderem. 😃   

Fast Forward zum heutigen Tag: Ich habe es immer noch nicht zusammengerechnet. 

Ist der nächste Urlaub schon geplant?
Nö, aktuell habe ich keine Lust auf Fernreisen. Für heuer ist Wandern in unserem wunderschönen Österreich angesagt. OK, im Frühling soll es für ein paar Tage nach Barcelona gehen. 🙂

Wie blickst du auf deinen beruflichen Wiedereinstieg?
Ziemlich entspannt, denn durch das Sabbatical brauche ich mir keine Gedanken um den Arbeitsplatz machen oder auf Jobsuche gehen. Ich tauche einfach am ersten Arbeitstag im Büro auf und alles läuft wie vorher ab. Einfacher geht es nicht.  

Was wird die größte Umstellung nach deiner langen Reise sein? 
Hmmmm, vermutlich die Umgewöhnung auf die österreichische Mentalität und die Leute über jede Kleinigkeit jammern hören, obwohl es ihnen eigentlich gut geht, während in anderen Ländern die Menschen viel weniger haben und damit zufrieden sind. Und das Wenige, das sie haben, wird oft auch noch geteilt. Interessanterweise machen sie dabei einen glücklicheren Eindruck als viele Österreicher. Hmmm, das sollte einem zu Denken geben, oder? 

Eine Weisheit, die du deinen Blog-Lesern mitgeben möchtest?
Genieße das Leben und nehme dich selbst nicht so ernst dabei. 

Eins noch, weil’s mir wichtig ist

Ich möchte mich auf diesem Weg bei allen bedanken, die mich bei meiner Reise unterstützt haben. Sei es durch das Aufpassen auf meine Wohnung, dem regelmäßigen Ausräumen des Briefkastens, dem Versand einer Kreditkarte inkl. Care-Paket nach Neuseeland, den fleißigen Lesern des Blogs, den Verfassern von Kommentaren und natürlich allen Freunden, mit denen ich mich in einsamen Momenten über die weite Distanz unterhalten konnte. 

Danke auch an die Reisebegleiter und die netten Menschen, die ich kennengelernt und mit denen ich eine schöne Zeit verbringen konnte. Ein großer Dank geht an meine Freunde, die mich wieder in Empfang genommen haben, als wäre kein einziger Tag seit dem letzten Treffen vergangen. 

Und natürlich einen besonderen Dank meinen Eltern, für die das Jahr nicht so einfach war, es aber nun überstanden haben. 

DANKE!

PS: morgen geht’s zum Friseur 😃   

2 Gedanken zu „Fragestunde mit Lisa 2.0“

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