Barichara und der El Camino Real

Nerviges Gehämmer weckt mich auf, wird aber gekonnt ignoriert, bis ich mich gemütlich aus dem Bett schäle. Nach einem weiteren köstlichen Frühstück starte ich zum Terminalito, dem kleinen Busterminal, und erwische den Bus nach Barichara genau bei der Abfahrt. Perfekt. Raul sitzt neben mir und er gibt mir noch einen Tipp zu einem nahegelegenen Aussichtspunkt. 

Der Bus hält direkt im Zentrum beim Parque Principal Barichara, wo ich mich mit etwas Süßkram versorge und mit einer Erkundungstour durch den angeblich schönsten Ort Kolumbiens starte. Mit seinen pittoresken kolonialen Gebäuden wirkt die Ortschaft durchaus sehr schnick, wenn auch nicht so knallig bunt wie zum Beispiel Salteno. Ich schlendere durch die hübschen Straßen zum Templo Parroquial de la Inmaculada Concepción und den Friedhof. Im Anschluss gehe ich zum etwas außerhalb gelegenen Mirador de Salto Mico und zeige einem älteren Paar den Weg. Witzig, denn vor zwei Stunden wusste ich von dem Platz noch nichts. 😁 

Wieder zurück im Zentrum schnappe ich in einem netten Cafe einen herrlich erfrischenden Maracujasaft und mache mich kurz vor Mittag auf den Weg zum Camino Real. Zum Glück führt der Weg hauptsächlich bergab, denn in der Sonne ist es fast unerträglich heiß, weshalb mir ein kleiner Laden mit frischem Mangosaft gerade gelegen kommt. Ich fülle ihn in meine Flaschen und ziehe weiter. Als es ein Stück bergauf geht, merke ich, dass ich mich noch nicht vollständig von meiner Lebensmittelvergiftung erholt habe und noch nicht 100% wieder fit für sportliche Aktivitäten bin. Da geht es der dünnen, knallig grünen Schlange schon anders, die mit einem Affenzahn das Weite sucht und sich vertschüsst. 

Gegen ein Uhr erreiche ich schließlich den kleinen, hübschen Ort Guane. Während ich die Kamera aus dem Rucksack hole, parkt sich ein Auto genau ins Bild. Ze fix. Ich drehe eine Runde und eine nette ältere Dame sagt mir etwas von einem Aussichtspunkt. Hmmm, da zeichnet sich heute ein Muster ab. Also nix wie los. Nur ein paar Minuten später sitze ich schon bei einem köstlichen Cerveza Artesanal mit Blick auf den Cañón de Chicamocha. Ich pfeife auf die weitere Wanderung nach Villanueva mit über 600 Hm Aufstieg und mache mir lieber einen gemütlichen Nachmittag. Bier Nummer 2. Plötzlich beginnt ein Typ mit einem Rasentrimmer zu werken. Man, muss das jetzt sein? So eine schöne Aussicht und nun das. Grrr. Nach einer Weile ist er fertig und auch die Gruppe direkt hinter mir hat sich wieder eingekriegt. Doch noch chillig. 

Auf dem Rückweg kaufe ich der netten alten Dame, die mir den Tipp mit dem Aussichtspunkt gegeben hat, noch eine Flasche Wasser ab und hüpfe in den Bus zurück nach Barichara, der gerade ums Eck biegt. Perfektes Timing. Am Parque Principal Barichara treffe ich Raul wieder, der mir einen Tipp für ein Restaurant mit regionalem Essen gibt. Dort angekommen, probiere ich Guarapo. Es sieht zwar aus wie Eistee, schmeckt aber als wäre es sauer vergoren worden. Kurzer Online-Faktencheck: Guarapo ist ein vergorenes Getränk aus Zuckerrohrsaft. OK, das ist was für die Einheimischen. Dazu gibt es wieder einmal eine Plato Mixto, die zwar sehr gut schmeckt, jedoch ist ein Stück Fleisch definitiv Carne de suela de zapato.

Nach einer kleinen Runde im Abendlicht setze ich mich auf eine Terrasse am Parque Principal und schnappe noch einen der so köstlichen Maracujasäfte, bevor es mit dem Bus zurück nach San Gil geht. Da mein Stammcafe schon geschlossen hat und die Frau mit den Oblejas nicht auffindbar ist, setze ich mich auf einen meiner Balkone und bestelle ein Bier und einen Obstsalat mit Eis. Klingt nicht schlecht, aber leider besteht dieser nicht nur aus Obst und Eis, wie man annehmen möchte, sondern aus mega süßen Cerealien, süßer Creme, geriebenem Käse und irgendwo darunter verstecktem Obst. Darauf zwei riesige Kugeln Eis. Pfuh, das mega süße Eis geht noch und ein wenig vom Obst kann ich ausgraben, doch dann gebe ich w.o. Zurück im Hostal fasse ich mir ein Herz und buche einen Bungee Jump für morgen. Seit ich in San Gil angekommen bin, geht mir dieser Gedanke nicht mehr aus dem Kopf. Und das, obwohl ich Höhenangst habe. Mal sehen, ob ich einfach nur auf der Plattform stehe oder tatsächlich springe. 

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