Minca

Santa Marta und ab nach Minca

Da das Programm für heute sehr übersichtlich ist, kann ich lange ausschlafen und stehe erst spät auf. 👍 Nachdem mein Zeug gepackt ist, drehe ich noch eine kleine Runde in Santa Marta, bevor ich mit Sack und Pack zum Mercado Central gehe und zu Mittag den Bus nach Minca nehme. Direkt nach der Abfahrt gibt es kurz Aufregung, da wir angeblich ein Auto touchiert haben. Der Autofahrer beruhigt sich wieder und wir können weiter. 

Nach nur einer Stunde Fahrt in die Berge erreichen wir Minca, wo ich gleich ums Eck mein Gepäck in der Unterkunft ablade, da das Zimmer noch nicht fertig ist. Kein zehn Minuten nach der Ankunft sitze ich bereits in einem Restaurant bei Fleisch mit Bohnen, Reis, Kochbanane und Spuren von Gemüse und dazu eine zischende Cola. Yeah. Im Anschluss noch ein Aguila zum Nachspülen. Um drei Uhr checke ich in meiner Unterkunft ein, beziehe das Zimmer und mache mich am Doppelbett breit. 

Minca: Mirador 360 

Entgegen meiner mangelnden Motivation mache ich mich nach einer kurzen Rast auf den Weg zum Mirador 360, um mir den Sonnenuntergang anzusehen. Ich bewaffne mich noch mit einer Packung von dem geilen Nussmix und starte nach dem Ortseingang rechts eine Straße hoch, die schon bald nur mehr aus zwei betonierten Streifen oder Erde besteht. 

Nach etwas mehr als der Hälfte meldet sich der Ruf der Natur. Mist. Entweder geht es sausteil runter oder durch zu dichtes Unterholz steil hoch. Endlich habe ich einen etwas versteckten Platz am steilen Hang gefunden und entdecke einen gekrümmten, sich in Sitzhöhe befindlichen Baum der über den Hang hinausragt. Perfekt. Kaum sitze ich, kommt natürlich ein Auto vorbei. Ich ducke mich hinter dem Baum weg, den ich zum Abstützen verwende, um nicht nach unten zu fallen. Eine ähnliche Situation mit perfekter natürlicher Sitzgelegenheit hatte ich vor mehr als 20 Jahren in Guatemala bei der Besteigung vom Volcan San Pedro. Nur damals mit Wahnsinns Ausblick auf drei Vulkane. 😁 

Die restlichen 200 Höhenmeter wandere ich nun locker flockig hinauf und bin eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang beim Mirador 360. Hmmm, für die 360 Grad Rundumsicht müsste mal jemand wieder die Hecken schneiden. Es reicht gerade einmal für 180 Grad. Entgegen meinen Befürchtungen, von Moskitos zerstochen zu werden, attackiert mich so etwas wie eine Pferdebremse und zwickt mich ein paar Mal in den Rücken. Patsch! Sorry, aber das war es für dich. Ich bin der einzige hier oben und kann den Sonnenuntergang ganz für mich alleine genießen. In der Ferne sind sogar Santa Marta und das Karibische Meer auszumachen. Wow. 

Mit etwas Nussmix gestärkt und der Stirnlampe am Kopf mache ich mich auf den Weg hinunter. Obwohl ich an das Wandern in der Dunkelheit gewöhnt bin, ist es schon ein ganz anderes Gefühl, hier alleine in einer fremden Umgebung in der Dunkelheit unterwegs zu sein. Zugegebenermaßen habe ich ein leicht mulmiges Gefühl. Immer wieder glitzert es am Boden. Hmmm, das kenne ich doch schon aus Kenia. Es sind die reflektierenden Augen von Spinnen. Kurz darauf leuchtet mich etwas rundes von einem Baum an. Bis ich checke, was es ist, fliegt der Vogel schon davon und beschwert sich, dass ich ihn gestört habe. Verständlich, denn wer will schon, dass ein Fremder durch sein Schlafzimmer latscht und ihm auch noch ins Gesicht leuchtet. 

Ein Stück weiter höre ich plötzlich ein komisches Geräusch schräg hinter mir. Ich drehe mich um und zwei gelbe Punkte leuchten mich an. Nichts wie weg hier! Vermutlich war es aber nur ein grasendes Nutztier. Aber wer weiß. Geräusche von Zikaden, Fröschen und Vögeln und aus der Ferne das Trommeln aus irgendeiner Unterkunft sind zu hören. Und wieder sehe ich etwas am Boden glitzern. Diesmal sind es die Augen von einem fast 10 cm großen Nachtfalter. Cool. 

Ein Lieferjunge quält sich mit seinem Moped die steile Straße hinauf und hält an, um mich nach dem Weg zu einem Hostal zu fragen. Äääh, ich bin nicht ganz von hier, habe aber Google Maps. Es sind nur mehr 250 m weiter bergauf. 👍 Ein Stück weiter höre ich plötzlich wieder ein Geräusch. Diesmal direkt vor mir. Ein Pferd am Straßenrand. Pfuh. Kurz vor Minca sind dann noch einmal unzählige Spinnen mit ihren glitzernden Augen am Straßenrand zu sehen. Das sieht echt faszinierend aus. 🖖

Um halb acht Uhr bin ich wieder im Ort, besorge Essbares für morgen und gehe ins Zimmer. Eine Dusche ist dringend notwendig, da ich voller Staub bin. Diese fällt aber leider kalt aus. Hilft nicht, aber da habe ich schon ganz andere Dinge überlebt. 😁 Wie ein neuer Mensch starte ich noch zu einer Erkundungstour in den kleinen Ort. Auf der Suche nach einem gemütlichen Plätzchen für das Abendessen lande ich wieder im Restaurant von heute Mittag. Da ich nicht viel Hunger habe, frage ich nach einer Suppe. Ja, haben wir! Klein oder groß? Dann bitte groß, ist ja nur eine Suppe. Tja, weit gefehlt, denn ich bekomme eine Badewanne vor die Nase gestellt. Zu den vielen Erdäpfeln gesellt sich noch ein riesiges Stück Fleisch, das in der Mitte des Tellers schlummert. Dazu eine Portion Reis und ein Getränk. Gratuliere. Alter, das ist ja wieder eine Hauptmahlzeit. Hmmm, da brauche ich kein Bier mehr. Oder doch? 

Am Heimweg überlege ich etwas herum, entscheide mich dann aber dagegen, da ich auch so schon müde und geschlaucht genug für das Bett bin. Im heißen Zimmer öffne ich zuallererst die Fenster und lasse mich am Bett direkt vom Ventilator anblasen. Guuuut. Beim Planen der nächsten Tage schlafe ich ein. Die Wanderung in der Hitze war wohl doch anstrengender als gedacht. 

Minca: Oído del Mundo, Cascadas de Marinka und Los Pinos

Die gestrige Wanderung hat mich früh in den Schlaf geschickt und lässt mich lange schlafen. Etwas Erholung muss ja auch einmal sein. 🙂 Um halb elf Uhr starte ich die Straße entlang und erreiche bereits nach zwanzig Minuten Oído del Mundo, einen netten kleinen Wasserfall. Nach einer kurzen Pause geht es auch schon die Straße weiter hinauf zu den Cascadas de Marinka, wobei ich zuerst den oberen Wasserfall begutachte, bevor ich zum unteren gehe. Da ich meine Badehose nicht dabei habe, werfe ich mich in eines der Netze, zwitschere ein Bier und esse eine langweilige Pizza. Hier ist es voll gemütlich, weshalb ich beschließe, auf die weitere Wanderung zu pfeifen und noch ein zweites Bier schnappe. Tja, bis eine laute Insta-Gruppe eintrickst. Ende der Ruhe und permanentes Geschaukel im Netz. Grrr. 

Da mir ohnehin schon etwas langweilig ist, mache ich mich doch auf den Weg hoch zu Los Pinos. Ich kann mir ja heute noch einmal den Rest geben, bevor es wieder ans Meer geht. 😁 Der Weg verläuft anfänglich entlang einer Straße, die dann in einen Pfad übergeht. Teilweise ist dieser nur einen Fuß schmal und führt über schmierigen Untergrund. Zum Glück ist es bewölkt und ich muss nicht in der prallen Sonne wandern. Trotzdem ist es schwül und der Schweiß tropft von meiner Nase. 

Ein älteres russisches Paar kommt mir mit Mountain Bikes entgegen. Der Weg ist auf ihrer Karte als MTB-Trail eingezeichnet. Ich rate ihnen davon ab, es zu probieren und sie drehen um. Nur ein paar Höhenmeter weiter bleibe ich bei zwei Leuten hängen, die gerade Beeren futtern. Eine Art Himbeeren, wie sie mir sagen. Schmecken sehr gut, wenn auch nicht so intensiv wie bei uns. Kurz vor Los Pinos mündet der Pfad in eine Straße, die es den restlichen Weg entlang geht. Wie der Name schon sagt, stehen bei Los Pinos einige Pinien herum und man hat einen tollen Blick nach Santa Marta und den Mirador 360, auf dem ich gestern den Sonnenuntergang genossen habe. 

Nach einer kurzen Pause mache ich mich auf den Rückweg. Dieses Mal aber entlang der Straße. Wie üblich ist es ein eher langweiliger Hadscher, der aber durch ein paar knurrende und bellende Hunde spannender wird. Ich halte meine Wanderstöcke parat und nehme einen Stein in die Hand. Man hat ja so seine Erfahrungen. 

Zum Sonnenuntergang bin ich zurück im Zimmer und schmeiße mich unter die erfrischende Dusche. Bei einer kurzen Rast merke ich, wie mein Körper herunter fährt. Also schnell raus, bevor ich noch im Sitzen einschlafe. Im Lazy Cat lasse ich es mir bei einem erfrischendem Fruchtsaft und einem köstlichen Ceviche gut gehen. Immerhin bin ich fast am Meer und Peru ist gleich ums Eck. OK, zumindest ein Nachbarland. 😁 Zur Feier des Tages, oder einfach so, bestelle ich noch ein Moussa de Cacao. Es besteht aus Avocado, Bananen und jeder Menge Kakao. Cool, genau das gleiche Rezept verwende ich zuhause auch. Ich plane die nächsten Tage und komme endlich auf einen grünen Zweig. Jupie. Zurück im Zimmer wird dann noch alles notwendige gebucht, ich sortiere Fotos aus, stelle einen Blogartikel online und gehe sehr spät ins Bett. 

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