Auch heute sorgt die Wärme der Sonne dafür, dass ich mich früher als sonst auf den Weg mache. Zuvor aber tanke ich noch voll und erkundige mich über den Zustand des Larapinta Drives. Der Tankwart meint, ich soll beim Kings Resort in der Nähe vom Kings Canyon nachfragen. Das passt gut, da ich heute ohnehin den Kings Canyon Rim Walk machen möchte. Und so fahre ich zuerst ein Stück am Lasseter Highway nach Osten und im Anschluss weiter nach Norden zum Parkplatz.
Nach dem Frühstück geht es los. Gleich am Anfang ist ein cooles Gebäude mit Wasserspendern, Informationstafeln und einem riesigen Fernseher, auf dem ein Sicherheitsvideo abgespielt wird. So etwas habe ich noch nie gesehen. Der Weg geht gleich zu Beginn 500 Stufen hinauf zum Rand des Canyons, von wo aus man einen guten Ausblick hat.
Die Sonne heizt bereits kräftig runter. Der bestens markierte Weg führt entlang des Plateaus über einen Abstecher zum Cotterills Lookout und später hinunter in den Canyon zum The Garden Eden. An der anderen Seite des Canyons angekommen führt mich der Weg wieder retour zum Parkplatz.
Von hier aus kann man auch eine kurze Wanderung in den Canyon machen. Klar, dass ich mir den auch noch ansehe. Zurück beim Parkplatz komme ich mit einem älteren Mann ins Gespräch. Wie sich herausstellt, kommt er aus einem Ort, der nur 20 Kilometer von meinem Elternhaus entfernt ist. Wie klein die Welt doch ist. Er ist nach dem Krieg nach Australien ausgewandert und war einer der sogenannten Boat People. Damals fragte ihn der Grenzbeamte, was er machen würde, würde seinen Eltern die Einreise verwehrt. Es sagte: “Wenn meine Eltern nicht gut genug für Australien sind, ist Australien nicht gut genug für mich!”. “Fair enough!”, meinte der Grenzbeamte. Zack und es gab einen Stempel in die drei Pässe. Nach nur vier Jahren erhielt er bereits die Staatsbürgerschaft. Es ist echt interessant mit ihm zu quatschen.
Wie üblich fülle ich meinen Wasservorrat auf und fahre weiter zum Kings Canyon Resort, wo ich mich über den Zustand des Larapinta Drive erkundige. So genau weiß es der Herr an der Rezeption nicht, er würde mir die Fahrt mit meinem normalen Auto aber nicht empfehlen, da die Straße eigentlich nur für Allradfahrzeuge ist. Immerhin sagt er mir, dass es die letzten Tage nicht geregnet hat. Das reicht mir an Information, ich kaufe das Permit und fahre los. Das Geld für das Permit geht an die Aborigines, da ein Teil der Strecke über ihr Land führt. 👍 Schilder warnen vor Kamelen, Rindern und Pferden. Kamelen? Ja, tatsächlich. Die Kamele wurden in den 1840er Jahren als Lastentiere und für Erkundungen von den Engländern nach Australien gebracht. Schräg. Kamele sehe ich leider keine, dafür aber Pferde und Esel. Die breite Straße ist in gutem Zustand und easy mit einem normalen Auto zu befahren. Das kann sich bei schlechtem Wetter aber sicher ganz schnell ändern. Mit “Australien” von LaBrassBanda macht die Fahrt gleich noch mehr Spaß. 😃 Nach drei Stunden Fahrt gelange ich wieder auf eine asphaltierte Straße.
Der Larapinta Drive war nicht nur extrem kurzweilig, sondern hat viele Kilometer und Zeit gespart und ich kann morgen entlang des West MacDonnell National Park nach Alice Springs fahren. Die hügelige Landschaft ist schon von Weitem zu sehen und die Aussicht vom Taylors Pass super schön. Ein Weilchen später trudle ich beim Woodlands Redbank Gorge Campground ein. Auf der ganzen Fahrt vom Kings Canyon bis hierher habe ich nur fünf Autos gesehen. Sogar hier im Camp bin ich der einzige. Tja, es ist eben nicht viel los im Outback. Mit der roten Erde und dem heißen, trockenen Klima erinnert es mich an Afrika. Bloß, dass es hier keine gefährlichen Raubtiere gibt, dafür aber andere Tiere, die einen easy umbringen können. Wie überall im Outback ist also Vorsicht geboten. Zum Abendessen gibt es Brot mit scharfer Salami, Erdnussbutterbrote, Chips und dazu einen mit 30 Grad wohltemperierten Shiraz. Der wolkenlose Himmel ist leider durch den fast vollen Mond zu hell, um die Sterne zu fotografieren. Durch den zunehmenden Mond wird das auch die nächsten Tage so bleiben. Naja, man muss ja nicht alles fotografieren.
Das Schreiben an den Reiseberichten macht heute keinen Spaß. Abnutzungserscheinungen machen sich bemerkbar, denn jeden Tag die gleiche Abendgestaltung zu haben, geht mir schon etwas auf den Zeiger. Sicher auch deswegen, weil es für den Kopf anstrengender ist, selbst zu fahren. Da ich viel länger als ursprünglich geplant im Outback bleibe, sind die Puffertage weg und ich sehe mir die gesamte Planung meines Road Trips an. Hmmm, es sollte sich trotzdem alles ausgehen. Jupidu. Obwohl ich ziemlich nahe am südlichen Wendekreis bin, hat es um zehn Uhr nur noch 18 Grad. Hmmm, hier kühlt es aber sehr schnell ab. Ok, ich bin auf fast 700 m Höhe. Heute werde ich schon früh müde. Auch Ok. Sitz zurück und gute Nacht.