Ballonfahrt und Thebanische Nekropole

Um halb fünf Uhr hüpfe ich zur Rezeption, wo ich etwas verspätet abgeholt werde. In sagenhaften zwei Minuten werden wir zur Anlegestelle am Nil gebracht und steigen auf die Boote, wo wir mit heißem Tee versorgt werden. Nachdem alle Boote voll sind und die vorläufige Freigabe für die Ballonfahrt erteilt wurde, legen wir nacheinander ab und tuckern in nur wenigen Minuten hinüber zur West Bank. Hier stehen schon Unmengen an Kleinbussen, auf die wir aufgeteilt werden. Ich vertreibe mir die Wartezeiten mit dem Schreiben am Reisebericht. In einem riesigen Konvoi werden wir zu einem großen, geschotterten Platz gebracht, wo bereits viele Heißluftballons ausgebreitet am Boden liegen. Selbstverständlich mit Folie darunter, um den empfindlichen Stoff zu schonen. 

Nach einem kurzen Briefing mit allen notwendigen Informationen, werden die 28 Leute in 3er- und 4er- Gruppen eingeteilt. Um Punkt sechs Uhr gibt es das finale Go und die Gebläse werden angeworfen. Nachdem die Ballons fast voll sind, wird noch ordentlich mit riesigen Gasflammen eingeheizt. Kurz darauf werden wir zum riesigen Korb gebracht und jede Gruppe klettert in ihr eigenes Abteil mit Griffen für eine möglicherweise ruppige Landung. Es wackelt etwas, als sich der Ballon zu heben beginnt, da er noch von der Bodencrew unten gehalten wird. Sowie sie ihn freigeben, heben wir sanft ab, ohne es zu spüren. Ziemlich knapp an einem anderen Ballon vorbei, gewinnen wir schnell an Höhe mit fantastischer Sicht über die Thebanische Nekropole. 

Der Vollmond steht noch über den Bergen, während sich auf der anderen Seite bereits die Sonne ankündigt. Langsam steigen wir höher, bis wir 600 Meter erreichen. Dabei dreht sich der Korb immer wieder, sodass jeder in jede Richtung blicken kann. 

Die vielen Ballons in der Luft sehen wunderschön aus. Besonders als die Sonne aufgeht. Kurz darauf geht es schon wieder abwärts, was ich vor lauter Knipsen nicht mitbekomme. Erst als wir schon wieder ziemlich nahe am Boden sind, checke ich es. 😃 Ein Ladewagen kommt und die Bodencrew springt von der Ladefläche, um zu uns zu laufen. Der Kapitän bringt den Korb in mehrfachen Auf und Ab in die richtige Position, bis wir schließlich nach etwas mehr als einer halben Stunde sanft am Boden aufsetzen. Wir werden wieder auf Kleinbusse aufgeteilt und zurück zu den Booten gebracht. Ich steige jedoch schon kurz vorher aus, da ich ein Rad ausleihen möchte. 

Cool, es gibt sogar ein MTB in meiner Größe. Wie üblich, sind die Bremsen nicht besonders gut und es funktionieren nur einige der vorhandenen Gänge. Der aufgerufene Preis ist selbstverständlich zu hoch, aber ich habe nicht wirklich Lust, viel zu feilschen. Hmmm, das ist wohl ein Zeichen. Naja, es geht eh bald wieder heimwärts und ein wenig kann ich den Preis trotzdem noch drücken. Nach einem Frühstück mit den bisher günstigsten Falafel starte ich gegen acht Uhr in Richtung Westen los. 

Frauen schnippeln auf einem Feld Tomaten und legen sie zum Trocknen aus. Das knallige Rot sieht sehr schön aus. Nach einem kurzen Halt bei den Kolossen von Memmon, checke ich beim Ticket Office ein Bündel Eintrittskarten für die Umgebung. Dann geht es über eine Schotterpiste zum Medinet Habu Tempel. Ziemlich cool, das Teil. 

Nach einer Viertelstunde Radeln erreiche ich das Tal der Königinnen. In der Grabkammer der Nofretete sind zwar die am besten erhaltenen Malereien zu sehen, aber die EGP 2000 (in Worten: zweitausend) für den auf zehn Minuten begrenzten Besuch, sind es mir nicht wert. Die Grabkammern von Amen Khopshef (9:38), Titi (keine Fotos) und der Prinzessin Kha Em Wast (9:48) sind auch sehr schön und haben erstaunlich gut restaurierte Wandmalereien. Am Weg zurück zum Fahrrad kommen mir bereits die ersten Busladungen an Tagestouristen von den Küstenorten entgegen. Nichts wie weg hier. 

Weiter geht es leicht bergauf zur Deir El Medina, wo ich zuerst in die Grabkammer von Sennutem gehe, die ebenfalls sehr schön bemalt ist. Ein Stück weiter steht der Tempel der Deir El Medina, wo mich ein netter Mann herumführt und mir sogar Teile einer Mumie zeigt. Voll alt sagt er. Es würde mich aber wundern, wenn die Archäologen diese hier liegengelassen hätten. 

Nach genau einer Stunde radle ich weiter zum Tal der Noblen, wo etwas verstreut die Grabkammern von Mitgliedern der oberen Klasse zu besichtigen sind. Zuerst geht es in die Grabkammer des Menna und im Anschluss in die wunderschön mit Weinranken verzierte Kammer des Sennofer. Besonders interessant sind die Wandmalereien mit wilden Tieren Afrikas in der Kammer des Rekhmire. Und zuletzt wird noch der Grabkammer des Nakht ein kurzer Besuch abgestattet. 

Nach einer Stärkung düse ich weiter zum Eingang des Totentempel der Hatschepsut. Unmengen an Leute lassen sich mit Golfcaddys die letzten 500 Meter zum Tempel bringen. Wie faul kann man sein? Dieser Tempel unterscheidet sich in der Formgebung sehr stark von allen anderen, die ich bis jetzt gesehen habe, denn er wirkt mit seinen quadratischen bzw. vieleckigen Säulen ziemlich kantig. Irgendwie gefällt er mir nicht so, aber trotzdem ist es interessant eine andere Architektur zu sehen. 

Nach eineinhalb Stunden plage ich mich mit dem “kleinsten” Gang in 20 Minuten die leicht ansteigende Straße hinauf zum Tal der Könige, wo unzählige Busse parken. Da im allgemeinen Ticket nur drei Grabkammern inkludiert sind, nehme ich noch die von Tutanchamun und König Ramses V & VI dazu. Für die Inkludierten lasse ich mir einen Tipp für die drei schönsten Grabkammern geben, bevor ich mich auf den Weg auf das Gelände mache. Hier geht es zu wie am Jahrmarkt. Klar, es ist auch das Ziel Nummer 1 in Luxor. Zuerst geht es in die wunderschöne KV2 von Ramses IV. Hmmm, anscheinend bekommt jeder den gleichen Tipp, denn der lange Gang zur Grabkammer ist voller Touristen, die unkoordiniert herumlaufen. Unglaublich. 

Gleich daneben liegt die Grabkammer von Tutanchamun. Hier sind nur wenige Leute. Klar, denn der Eintritt ist nicht im allgemeinen Ticket enthalten und auch nicht gerade ein Schnäppchen. Leider aber auch das Geld nicht wert, denn es gibt bis auf den Sarkophag und goldene Malereien nicht viel zu sehen. Dafür kann man aber behaupten, die Grabkammer des berühmten Königs Tutanchamun gesehen zu haben. 

Weiter geht es in die KV9 von Ramses V & VI. Auch hier sind nicht viele Leute, aber leider eine hartnäckige Familie, die sich alles ganz genau ansieht. Bis sie sich verzieht, quatsche ich mit dem Wächter der Grabkammer. Leider kommen schon die nächsten Besucher. Schade. 

Am Ende des Tales besichtige ich auf Empfehlung einer der Männer die KV14 von Tausert und Setnakht. Von hier hat man nun einen wunderschönen Blick entlang dem Tal der Könige über dem gerade die Sonne untergeht. Zuletzt geht es noch in die KV11 von König Ramses III, deren Grabkammer am Ende leider geschlossen ist, da sie gerade von einem Team der Humboldt-Universität zu Berlin restauriert wird. Dennoch eine sehr schöne Grabkammer. 

Als ich das Areal verlasse, ist fast nichts mehr los. Klar, es wird in ein paar Minuten geschlossen und die vielen Busse sind schon wieder zurück zu den Touristenorten an der Küste. 😃 In einer halben Stunde radle ich genüsslich zurück nach Model Village, wo ich das Rad abgebe und mir ums Eck Abendessen gönne. Ein Holländer in meinem Alter gesellt sich zu mir und wir unterhalten uns. Dann fahren wir mit der Fähre zurück nach Luxor und ich begleite ihn noch ein Stück zu seiner Unterkunft. Schon den ganzen Tag habe ich Lust auf eine Cola. Dazu noch etwas Süßkram. Check. An einem Stand sehe ich Plastikdosen mit seltsamem Inhalt. Ich frage nach und ein netter Mann erklärt mir, wie der Salzfisch hergestellt und zubereitet wird. Netterweise lässt er mich sogar ein Stück probieren. Tja, der Name ist Programm, denn das Teil schmeckt extrem salzig. Nix für mich. Auf dem Rückweg begleitet mich ein netter Junge, vielleicht acht Jahre alt, und möchte mich zum Local Market bringen. Klar, dort sind die Preise hoch und es gibt Provision. Immer wieder versucht er es mit “We are friends. Thank you!”. Ich lehne aber ab. Dann ändert er seine Strategie und hätte nun gerne Geld. Da ich das ebenfalls ablehne, gibt es zum Abschied ein wohl nicht so freundschaftlich gemeintes “Fuck you!”. Tja, doch kein so netter Junge. Hoffentlich orientiert er sich in Zukunft an den anderen, die immer höflich und nett bleiben, auch wenn nichts für sie rausspringt. Im Hotel schlafe ich wieder einmal beim Sichten der Fotos ein. Kein Wunder, war ja doch ein ziemlich langer Tag. 

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