Tag 1: Boarden und durch den Beagle Channel
Eben noch saß ich im Hard Rock Cafe bei einem Bier und nun stehe ich schon in der Schlange vor der Hondius, dem Expeditionsschiff, das uns in die Antarktis bringen wird. Ich trage eine Maske, da ich noch immer Husten habe und niemanden anstecken möchte. Zur Sicherheit frage ich jemanden vom Personal, wie das so ist, wenn man sich nicht zu 100% fit fühlt. Kein Problem. Perfekt. An der Rezeption fasse ich meine Chipkarte aus und spaziere in den Keller zu meiner Kabine. OK, Deck 3. 😃 Super, das Gepäck liegt schon bereit und meine Zimmerkollegen trudeln auch schon ein. Matthew aus Großbritannien und Chris aus den USA. Zwei absolute Wuchtbrummen, aber voll nett. Nach einem kurzen Schwatz werden wir schon zur allgemeinen Sicherheitsunterweisung mit lustigem Video, Sicherheitsübung mit fetter Rettungsweste und einem Blick in eines der engen Rettungsboote gerufen. Kaum zu glauben, dass 120 Leute im Inneren Platz haben.
Kurz nach sechs Uhr am Abend legen wir ab. Wow, es geht los. Ich kann es noch gar nicht richtig fassen, dass ich nun in die Antarktis unterwegs bin. Anders als in Hawaii ist es immer noch voll hell und wird es auch bis spät am Abend sein. Immerhin bin ich nun wieder sehr weit im Süden und es ist Sommer. Bis zum Abendessen ist noch genug Zeit um das Schiff zu erkunden und so gehe ich innen und außen von Deck zu Deck und entdecke den ein oder anderen interessanten Gegenstand, wie zum Beispiel die Griller am Heck. Hmmm, grillen in der Antarktis. Klingt super.
Bevor im großen Speisesaal das Abendessen serviert wird, stellt sich das Expeditionsteam vor und erzählt ein wenig über die nächsten Tage. Insgesamt sind 175 Passagiere an Board, die Crew inklusive der Guides ist 76 Leute stark und 34 Nationen sind vertreten. Wow, ziemlich multikulti. Wir werden in drei Gruppen eingeteilt. Die Weddell seals, Antarctic krill und meine Gruppe hat den Namen Humpback Whales. Zu den Aktivitäten werden wir dann immer mit den Gruppennamen aufgerufen. Einer vom Expeditionsteam sagt mir, dass die Maske für’n Hugo ist, da alle Leute so eng zusammen sind. Na dann eben ohne. Ist sowieso viel bequemer.
Bereits entlang des Beagle Channels sehen wir Wale und springende Delfine. Wow. Ich setze mich in die Lounge und sortiere eine Weile lang Fotos aus. Dann unterhalte ich mich mit Michael aus Wien, dem Hotelmanager des Schiffs. Cool, ein zweiter Österreicher an Bord. Er erzählt ein wenig aus der Coronazeit und wie der Transfer der Schiffe von Süden mit einem Stopp im Trockendock in Holland und der Fahrt zur Sommersaison in Spitzbergen abläuft, echt interessant. Ich wusste nicht, dass das die gleichen Schiffe sind. Mit dickem Geldbeutel ist so eine lange Überfahrt sogar buchbar. 😳 Um halb zwölf Uhr begebe ich mich in die Kabine, wo meine zwei Zimmergenossen bereits lautstark um die Wette schnarchen. Zum Glück ist der Luftfilter lauter als die beiden und so schlafe ich bald ein.
Tag 2: Drake Passage erster Tag
“Good morning, good morning!” tönt es um dreiviertel acht Uhr aus den Lautsprechern. Die freundliche Stimme des Morning Calls wird uns täglich auf der restlichen Reise wecken und zu den Aktivitäten aufrufen. Trotz der Schnarcher habe ich gut geschlafen und der Husten ist auch schon ein wenig besser geworden. Super. Ich bleibe noch etwas liegen und gehe ein wenig später zum Frühstück.
In der Nacht haben wir bereits den Beagle-Kanal verlassen und cruisen bei leichten Wellen durch die Drake Passage. “Leichte Wellen” bedeutet drei bis vier Meter. Von der Crew wird das “ruhige” Meer Drake Lake genannt. Mit bis weit über zehn Meter hohen Wellen kann es hier aber auch ganz anders zugehen. Das nennt sich dann Drake Shake. 😃 Ein paar grüne Gesichter sind schon zu sehen. Mir geht es zum Glück ganz gut.
Nach dem Frühstück wird zur Sicherheitsunterweisung für die Zodiacs gerufen. Zodiacs sind ziemlich stabile Schlauchboote, mit denen wir an Land gebracht werden, oder in den Buchten herum geschippert werden. Um die Antarktis durch den Tourismus weitgehend zu schützen, haben sich die Veranstalter zur International Association of Antarctica Tour Operators (IAATO) zusammengetan und ein Regelwerk erstellt, wie man sich in der Antarktis zu verhalten hat. Finde ich nicht schlecht. Weiter geht es mit dem Briefing für das Mountaineering inklusive Schuhkontrolle, damit niemand mit Flip Flops auf den Berg geht. Kurz vor dem Mittagessen werden noch Gummistiefel ausgefasst.
Am Nachmittag gibt es ein Briefing über das Campen in der Antarktis und auch die Kajaker werden geschult. Den Vortrag über die Fotografie und das Recap des heutigen Tages verschlafe ich leider, bin aber rechtzeitig zum Abendessen im Speisesaal. 😃 Titus, der holländische Schiffsarzt und eine nette Frau aus den USA setzen sich zu uns und wir unterhalten uns sehr gut. Er erzählt, dass er nicht bezahlt wird, dafür aber gratis mitreist. Cooles Konzept. Nach dem ausgezeichneten Abendessen setze ich mich in die Lounge und sortiere Fotos aus. In der Kabine spiele ich noch etwas 2048 und bereite Texte für den Blog vor.
Tag 3: Drake Passage zweiter Tag
Auch heute werden wir vom melodischen Morning Call geweckt. Da ich aber noch ziemlich müde bin und keinen Hunger habe, skippe ich das Frühstück und schlafe noch eine Runde. Es gibt ohnehin auch Snacks für zwischendurch. Zur Anmeldung zu den unterschiedlichen Aktivitäten stehe ich natürlich schon rechtzeitig parat. Eigentlich wäre es besser, sich für frühere Termine einzutragen, da man dann vielleicht noch eine zweite Chance hat, sollte das Wetter schlecht sein. Ich muss mich aber noch ein wenig erholen und so wähle ich spätere Termine. Im Anschluss drehe ich eine Runde am Schiff und besuche die Brücke. Wir pflügen mit 10 – 12 Knoten durch das Wasser. Angeblich haben die Wellen eine Höhe von 3 – 4 Metern. Von hier oben sieht das aber nicht so hoch aus.
Nach einem Vortrag über die Vögel in der Antarktis geht es ab zum Mittagessen und im Anschluss noch eine Runde schlafen. Um drei Uhr werden die Humpback Whales zum Bio Security Check gerufen. Kleidung und Ausrüstung werden penibel auf Verunreinigungen wie z.B. Erde, Samen oder Ähnliches kontrolliert und mit dem Staubsauger davon befreit. Meine Wanderschuhe benötigen eine Sonderbehandlung, da sie noch voller Dreck aus Hawaii sind und so bin ich auch der letzte, der fertig wird. Netterweise helfen uns die Leute vom Team. Nachdem alle fertig sind, gibt es zur Belohnung Eis für alle. 😁
Der allgemeine Vortrag über die Antarktis in der Lounge ist nicht ganz so prickelnd, weshalb ich dabei auch einschlafe. Zum Recap werde ich wieder wach und es werden Fotos und ein Video vom ersten Tag gezeigt. Außerdem gibt es Informationen über das für morgen geplante Programm, unseren ersten Tag an der Antarktischen Halbinsel. Cool. Kurz vor dem Abendessen ist Land in Sicht. Zart heben sich hohe Berge von den Wolken ab. Jupidu, wir haben die Antarktische Halbinsel erreicht. Das erklärt auch, warum wieder mehr Vögel zu sehen sind.
Auch heute wird das Abendessen wieder an den Tisch serviert, da das Schiff immer noch gut schaukelt. Ich bleibe noch ein wenig in der Lounge, werde aber bald müde. Hmmm, irgendwie war ich den ganzen Tag über ziemlich müde. Ich hoffe, da bahnt sich nicht wieder etwas an. Na dann, ab ins Bett und ausrasten.