Tag 4: Danco Island und Skontorp Cove
Wir ankern vor Danco Island. Das Wetter ist trüb. Hmmm, kein schöner Empfang. Doch dann treibt blau schimmerndes Eis vorbei. Also doch ein sehr schöner Empfang. Nach dem Frühstück geht es mit den Zodiacs um halb neun Uhr an Land zu einer Kolonie von Eselspinguinen auf Danco Island. Ich schnappe mir ein Paar Schneeschuhe und starte den Hang hinauf. Immer wieder muss ich anhalten. Nicht nur um zu fotografieren, sondern auch um die Pinguine vorbeizulassen. Die kleinen Racker haben nämlich Vorrang.
Teilweise scheint die Sonne durch und die Landschaft ist einfach nur atemberaubend. Bald müssen wir wieder hinunter, denn zur Halbzeit tauschen wir mit den anderen beiden Gruppen und machen einen Zodiac Cruise in der Bucht.
Zuerst fahren wir mit super Speed zu einigen Buckelwalen. Zwischendurch springen immer wieder Pinguine aus dem Wasser. Die sehen dabei echt lustig aus. Ein Stück weiter in der Paradise Bay sehen wir einige Seeleoparden rasten, als es plötzlich neben uns faucht. Ein riesiger Seeleopard schwimmt neben unserem Zodiac her und taucht immer wieder auf. Er macht unglaubliche Unterwasserkunststücke und reibt sich sogar den Bauch an unserem Boot. Sascha, unser Zodiac Driver, hat so etwas in seinen sieben Saisonen noch nicht gesehen. Wahnsinn. Er glaubt, dass es sich um ein Männchen handelt und es sich ein wenig in unser Boot verliebt hat. 😃
Zwischendurch regnet es immer wieder, zum Glück aber nicht viel. Wir laden ein paar Leute am Schiff ab und fahren wieder an Land, wo sich bereits eine große Gruppe Wagemutiger ins eiskalte Wasser zum sogenannten Polar Plunge stürzt. Für mich Warmduscher ist das nix und schon gar nicht mit meinem Husten. Alleine schon vom Zusehen wird mir kalt. Später erfahren wir, dass es noch nie so viele waren.
Zurück in der Kabine stelle ich mich unter eine heiße Dusche und gehe im Anschluss zum Mittagessen. Da das Wetter inzwischen besser ist, drehe ich eine Runde an Deck und knipse ein wenig, während wir zur Paradise Bay schippern. Als ich die Fotos von heute aussortiere, bin ich geflasht. Mein Finger war anscheinend auf Dauerfeuer. 😃 Ich komme aber nicht weit, da ich wieder einmal einpenne.
Am späten Nachmittag geht es zum Zodiac Cruise am Skontorp Cove. Dabei kommen wir an der Brown Station, einer argentinischen Forschungsstation, vorbei. Über Funk hören wir, dass ihnen bald das Trinkwasser ausgehen wird. Kurz darauf sehen wir ein Boot vom Land aus starten. Ein zweites, mit Fässern beladenes, startet von der Hondius um diese auf das andere Boot umzuladen. Die übliche Versorgung mit Trinkwasser, denn Eis oder Schnee zu schmelzen, würde viel zu viel Energie und Treibstoff verbrauchen.
In der Bucht ist einiges los und die Tiere tummeln sich nur so. Wir sehen Buckelwale, Eselspinguine, einen Seeleopard, Kormorane und viele andere Vögel. Wow. Nur drei Meter neben unserem Boot taucht ein riesiger Buckelwal auf und bläst Luft aus. Alter, wir erschrecken und fast zu Tode. Ich frage den Zodiac-Fahrer, wie oft es vorkommt, dass ein Wal ein Boot zum Kentern bringt. “So gut wie nie!”, meint er. Tja, Vogelschlag im Flugzeugtriebwerk auch nicht, hatte ich aber trotzdem. 😃
An manchen Stellen der Bucht ist das Wasser fast spiegelglatt und die Sonne scheint durch die Wolkendecke. Überall hört man das Eis knacken und krachen. Manchmal gehen Lawinen von den umliegenden Bergen ab. Was für eine beeindruckende Umgebung. Heute muss es der Wahnsinn sein, so nahe an den Tieren mit dem Kajak unterwegs zu sein.
Es ist unglaublich, wie viele Tiere zu sehen sind. Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Kurz bevor wir zur Hondius zurückkommen, sehen wir dann noch einen Buckelwal, wie er mehrmals mit der Schwanzflosse aufs Wasser schlägt. Wahnsinn.
Nur eine halbe Stunde nachdem wir wieder auf der Hondius sind, beginnt bereits das Recap. Laut Mike, dem Expeditionsleiter, war das heute ein außergewöhnlicher Tag. Viel mehr Wale und andere Tiersichtungen als sonst und das Wetter am Nachmittag bombastisch. Die nächsten Tage werden vermutlich nicht mehr ganz so spektakulär sein und das Wetter kann auch viel unfreundlicher sein. Glaube ich gerne. Beim Abendessen unterhalte ich mich mit zwei Guides. Ziemlich interessant, was die beiden schon alles erlebt haben.
Am Weg in die Kabine sehe ich die Kajaker gerade ihre Wetsuits für morgen ausfassen. Ausgabe nach Stirnreihe. 😃 Allerdings zieht es mich schnell wieder zurück an Deck, denn die Aussicht auf der Fahrt zu unserem nächsten Halt ist einfach umwerfend.
In der Lounge entdecke ich zwei Burschen beim Schachspielen und geselle mich dazu. Nachdem einer der beiden keine Lust mehr hat, spiele ich zwei Partien mit Sasha, einem Guide aus Luxemburg. Unentschieden. Da es schon spät ist, verschieben wir die Entscheidung auf einen anderen Tag und ich begebe mich in die Kabine, wo schon fleißig geschnarcht wird.