Torres del Paine: Etappe 5

Der Wecker reißt mich um Viertel vor fünf Uhr aus dem Tiefschlaf. Im Camp herrscht schon reger Betrieb, denn heute müssen alle ein Camp auslassen, da das Camp Paso geschlossen ist. Es hat den Großteil der Nacht geregnet und das Zelt sieht aus wie Sau. ☹️ Hilft nix. Einpacken den Dreck. Das heutige Frühstück fällt noch magerer als gestern aus. Es gibt die letzte Rippe Schoko, bevor ich um halb sechs Uhr im Dunklen aufbreche. Die beiden Portionen Couscous von gestern haben mich gut mit Energie versorgt und ich fühle mich fit. Der Weg ist extrem matschig und ich muss aufpassen wohin ich meine Schritte setze, um nicht auszurutschen.

Kaum bin ich aus dem Wald raus beginnt der Wind zu blasen. Über Fels und Geröll geht es dem Pass entgegen. Hinter mir geht langsam die Sonne auf. Von den anderen Wanderern ist noch nichts zu sehen. Kurz unterhalb vom Paso John Garner ist der Boden noch gefroren und leicht angezuckert. Auf der anderen Seite sehe ich zum Glaciar Grey, einem Ausläufer des riesigen Südpatagonischen Eisfeldes. Unglaublich, wie groß der Gletscher ist.

Der Abstieg ist steil und geht teilweise in direkter Linie hinunter. Serpentinen haben sich wohl noch nicht bis hierher durchgesprochen. Immer wieder blitzt das bläuliche Licht vom Gletscher durch den Wald. In zermürbendem Auf und Ab geht es zum Camp Paso und weiter bis zu einer Hängebrücke. Hier treffe ich auf die ersten Wanderer, die vom Camp Grey zu einem Aussichtspunkt hoch wandern. Den muss ich mir natürlich auch ansehen. Es beginnt etwas zu regnen. Am weiteren Weg komme ich noch einmal zu einer Hängebrücke und komme zum Gelände von Camp Grey. Ich gehe aber vorher noch zum nahegelegenen Mirador Grey, wo sich in einer kleinen Bucht jede Menge Eisberge gesammelt haben. Ich bin keine zwei Minuten am Rückweg und kann hören, wie ein großes Stück Eis vom Gletscher ins Wasser fällt. Grrr.

Im Camp gebe ich noch Bescheid, dass ich heute nicht hier schlafen werde bevor ich die letzten Reste vom Couscous koche. Nur Couscous, ohne alles. Möchte ich das Rezept für das fade Gericht posten, hätte ich die Möglichkeit für schlappe € 7 pro Stunde Internetzugang an einem Automaten zu kaufen. Wer’s braucht. Gestärkt gehe ich weiter und komme zum Mirador Lago Grey, wo der Wind so stark bläst, dass es einem den Mund aufbläst, wenn man ihn leicht öffnet. Weiter geht es durch ein Stück Wald und vorbei an der tiefblauen Laguna Los Platos. Nach zehn Stunden komme ich keine Minute zu früh am Camp Paine Grande an, denn es beginnt auf die Minute zu schütten, wie ich mich in die Küche setze. Ich bin also wieder am Ausgangspunkt, wo ich vor vier Tagen los bin. Geil, geschafft. O-Treck komplett, el Circuito O completo. Alles gut überstanden, nur die Hände sind vom vielen Wind ausgetrocknet und stellenweise offen.

Mit dem Catamarán geht es zurück und der Bus lässt nicht lange auf sich warten. Das ist auch gut so, denn ich friere, obwohl ich alle fünf Schichten an habe. Ein Zeichen, dass die letzten Tage ihre Spuren hinterlassen haben und ich erschöpft bin. Als wir losfahren geht die Klimaanlage an und kühlt den Bus auf 15 Grad runter. Geht’s noch? Im Hostel werfe ich meinen Rucksack aufs Bett und hole meinen großen Rucksack von der vorigen Unterkunft. Gut, dass hier alle so spät zu Abend essen, denn so hat der Burgerladen noch offen, auf den ich mich schon seit der ersten Portion Couscous freue. Auf einer Tafel wird Pisco Sour angepriesen. Hmmm, das Nationalgetränk muss ich einmal probieren. Schmeckt mir leider gar nicht. Der Burger ist leider auch kein Highlight. Um die Stimmung zu heben kaufe ich noch Süßkram am Weg ins Hostel. Um Mitternacht falle ich geschafft ins Bett und schlafe, bevor ich auf dem Kopfpolster aufschlage.

2 Gedanken zu „Torres del Paine: Etappe 5“

    1. Hallo Mike,

      wenn die Motive schön sind, ist es leicht schöne Bilder zu machen. 🙂 Und hier läuft gar nix ohne Süßigkeiten. Kekse sind der absolute Renner.

      Lg von der Isla del Sol

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