Runter nach Puerto Río Tranquilo

Carretera Austral Tag 2: Hornopirén bis Chaitén

Der Wecker holt mich um acht Uhr aus dem Schlaf. Hmmm, es ist kühl. Mein GPS-Gerät zeigt chillige 8 Grad an. Schnell runter zum Ofen und frühstücken. Das selbstgemachte Brot schmeckt super. Ich verabschiede mich und stelle mein Auto in die Schlange bei der Fähre, darf aber gleich rauf. Um halb elf Uhr legen wir ab. Nicht wenige bleiben in Auto und machen ein ausgedehntes Nickerchen, denn die Fahrt dauert fast vier Stunden. Immer wieder öffnen sich Blicke zu hohen, schneebedeckten Bergen, während wir immer auf den Volcán Michinmahuida zusteuern. Es geht an Fischfarmen vorbei, Seelöwen tummeln sich im Wasser und Delfine sind zu sehen.

Wir legen an und fahren auf einer Schotterstraße mitten durchs Nichts zur zweiten Fähre. Mit dieser geht es in einer halben Stunde nach Caleta Gonzalo. Das Auto springt nicht an. Shit, Licht angelassen. Das sollte nach so kurzer Zeit eigentlich kein Problem sein, vielleicht ist die Batterie schon hinüber. Vermutlich bin ich gerade der Liebling der Nation, die anderen Autos fahren aber geduldig an mir vorbei. Als die Fähre leer ist, hilft mir die Crew den Wagen abzuschieben. Die geplante Wanderung lasse ich aus, da bis dahin die Batterie nicht wieder aufgeladen ist und fahre direkt nach Chaitén. Die Suche nach einer günstigen Herberge und Campinggas verläuft erfolglos. Mein Platz für die Nacht wird ein einsamer Campingplatz in der Nähe des südlichen Eingangs zum Parque Nacional Pumalin. Ich koche wieder einmal Couscous mit Chorizo und zische eines meiner Bierchen. Schnell verziehe ich mich ins Zelt, bevor mich die Gelsen fressen. Etwas später kommen noch Leute, die die Carretera mit dem Fahrrad bewältigen. Respekt. Sie bauen ihr Zelt in der Hütte mit den Tischen auf. Wissen die was, was ich nicht weiß?

Carretera Austral Tag 3: Chaitén bis Coyhaique

In der Nacht hat es geregnet und der Wetterbericht für die nächsten Tage sieht düster aus. Für den Süden ist besseres Wetter gemeldet. Somit steht der Plan fest: heute wird Strecke gemacht. Es ist grau in grau. Auf der Straße ist nicht viel los. Es klart auf und die Sonne kommt heraus. Das wäre ideal um die Wanderung Ventisquero Colgante, zu einem Aussichtspunkt zu einem hängenden Gletscher, zu machen. Ohne vorherige Anmeldung komme ich aber nicht rein. Hier nehmen es die Ranger sehr genau. Bis ich wieder Internet habe und zurück bin, wäre der Weg aber schon cerrado. Also fahre ich weiter.

Ein Stück nach Puerto Puyuhuapi geht es über eine sehr schlechte Schotterstraße in vielen Kurven einen Pass hinauf. Einige LKWs bremsen und aus und es geht nur im Schritttempo vorwärts. Ein LKW-Fahrer lässt vor einer Baustelle die Autos vor, ein anderer ist nicht so nett. Schade. Ein Stück nach Villa Mañihuales teilt sich die Straße in die originale Strecke und eine neue Straße. Ich bleibe auf der originalen Ruta 7 und fahre entlang einer Schotterstraße durch schöne Landschaft nach Villa Ortega und weiter nach Coyhaique.

Am Handy suche ich eine Unterkunft und fahre direkt hin. An der Tür steht ein Motorradfahrer der gerade telefoniert, da niemand da ist. Nach einer Zeit kommt ein junger Mann und es ist tatsächlich noch etwas frei. Wir werden an den Wohnzimmertisch gebeten, wo wir mit Te und Abendessen versorgt werden. Es gibt sogar Rabatt, da ich nicht über eine Plattform gebucht habe. Der chilenische Biker, ein CEO, gibt mir einige Tipps zu alternativen Strecken und wir unterhalten uns sehr gut. In einem Baumarkt versuche ich noch mein Glück um passendes Campinggas zu finden. Leider nein. Dann bleibt die Küche eben kalt oder ich organisiere heißes Wasser in den Unterkünften. Die Planung der nächsten Tage und etwas Bloggen halten mich bis spät in die Nacht wach und es wird zwei Uhr.

Carretera Austral Tag 4: Coyhaique bis Puerto Río Tranquilo

Verschlafen wandle ich zum umfangreichen Frühstück und futtere mich so richtig satt. Ich unterhalte mich noch mit dem Biker und fahre gegen Mittag los. Auf der Straße ziehen die Schatten der Wolken vor mir her. Es ist lustig sie zu jagen, da sie fast so schnell sind wie ich, gemessene 70 km/h. An einer Kreuzung steht ein Anhalter. Im Reiseführer steht, dass man Karmapunkte sammelt, wenn man Anhalter auf der Carretera Austral mitnimmt. Also einsteigen und los geht’s. Der sehr gesprächige Englischlehrer und Guide gibt mir jede Menge Tipps und hilft mir, mich über meine geplante Wanderung im Reserve Cerro Castillo bei den Rangern zu erkundigen. Mein Plan wäre, die vier Tagesetappen in zwei Tagen zu machen. Laut den Rangern ist alles paletti und machbar, solange man gegen Mittag über den Pässen ist, da dort der Wind am Nachmittag mit bis zu 100 km/h weht. Die Wanderung kommt auf die Liste für die Rückfahrt, in der Hoffnung auf besseres Wetter.

Der Englischlehrer steigt in Villa Cerro Castillo aus, bedankt sich und lädt mich ein, bei der Rückfahrt bei ihm vorbeizukommen. Cool, voll nett. Ab Villa Cerro Castillo ist Schluss mit langweiliger, asphaltierter Straße, denn bis nach Villa O‘Higgins, dem Ende der Carretera Austral, ist Schotterpiste angesagt. Jupidu. Kurz nach dem Ort biege ich ab und fahre die Route, die mir der Biker empfohlen hat. Es geht ins Hinterland, wo nur einige Estancias sind. Dafür umso mehr Wald und Seen. Das absolute Highlight ist aber die schmale Brücke zum Ende der Strecke. Links und rechts bleibt nicht viel Platz. 😁 Ein Stück weiter mündet die Straße wieder in die Ruta 7, die zuerst sehr breit dem Río Ibáñez entlang führt und dann hinauf in einen Wald, wo sie deutlich schmäler wird. Ich komme zu einem schönen See und die Sonne scheint. Die Schönheit der Landschaft und die Ausblicke auf die Berge erwecken in mir das Gefühl in einem Nationalpark unterwegs zu sein.

Um sechs Uhr erreiche ich Puerto Río Tranquilo und erkundige mich zur Tour zu den Cuevas del Marmol. Man kann sie morgen früh spontan buchen. Klasse, dann kann ich es vom Wetter abhängig machen. Heute steht Wildcampen am Programm. Der Spot am See etwas außerhalb vom Ort sah zwar nett aus, ist aber nicht windgeschützt. Auf iOverlander sind einige Plätze in der Umgebung eingezeichnet. Ich tanke noch voll und fahre hoch zum Lago Tranquilo. Die Einfahrt zum Spot sieht nicht einfach aus, ich probiere es aber trotzdem und sitze auf. Rückwärts geht nicht, da das rechte Vorderrad durchdreht. Also runter. Es stinkt nach Gummi. Ich inspiziere die Stelle noch einmal. Hoffentlich komme ich da morgen wieder rauf. Zur Sicherheit lege ich mir einen halben Baumstamm bereit, der am Ufer liegt. Den kann ich in die Tiefe Spur legen, falls es notwendig wird.

Es steht schon ein kleines Zelt hier, aber niemand ist zu sehen. Für den Fall, dass noch jemand kommt, kühle ich zwei Bier im See ein. In der gegenüberliegenden Einbuchtung baue ich mein Zelt auf und parke das Auto davor. So schützt es vor dem Wind und dient als Sichtschutz zum anderen Zelt. Ich bin etwas aufgeregt, weiß aber nicht genau warum. Erstes Mal alleine Wildcampen in einem fremden Land? Kommt noch jemand? Ist es sicher? Egal, erst einmal essen und dazu ein Bierchen zwitschern. Ich schreibe etwas am Reisebericht und gehe ins Zelt. Es kommt niemand mehr und die Nacht verläuft ruhig.

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