Tag 5: Parque Nacionale los Cardones, Cachi
Nach einem super Frühstück mache ich mich auf die Suche nach einem Schraubenzieherset um meine Kompaktkamera zu zerlegen und zu reinigen. Ich dritten Geschäft werde ich fündig. Sehr gut. Nun kann ich mich auf den Weg machen. Aus der Stadt raus sind jede Menge Polizeikontrollen und es geht bis El Carril nur sehr langsam vorwärts. Hier zweigt die Straße ab und führt in die Berge. Die Aussicht ist immer wieder großartig.
Am frühen Nachmittag erreiche ich die Abzweigung zum Parque Nacionale los Cardones. Ich folge der Straße bis zu einem Aussichtspunkt und dann weiter zu einem kleinen See, den ich zu Fuß erkunde. Der weitere Weg führt mich eine Straße hinauf zu einem abgesperrten Tor. Ich steige darüber und sehe auf der anderen Seite hinab zu einer Estancia mit jeder Menge muhender Rinder. Was für ein idyllischer Platz. Zurück beim Auto fahre ich zum Ende der Straße und folge einem schönen Rundwanderweg an dessen Ende eine Herde Schafe von zwei Hunden bewacht wird. Einer der beiden heißt mich nicht willkommen und bellt, was das Zeug hält. Ich verziehe mich wieder.
Über den höchsten Punkt Piedra del Molino auf 3457 m geht es auf der anderen Seite wieder hinunter. Entlang der Strecke sind einige Aussichtspunkte, bei denen ich halte. Den Mirador Ojo de Condor, die Recta del Tin Tin, einer sieben Kilometer langen Geraden und einen mit jeder Menge Kakteen. Am späten Nachmittag erreiche ich hundemüde Cachi, wo ich mir noch eine Unterkunft suche. Am Abend werde ich wieder munter und drehe eine Runde im Ort. Auf einem Schild bei einem Gastgarten steht irgendetwas mit Lama. Bestellt, dazu ein Craftbier. Das Fleisch ist gebraten und dünn geschnitten und schmeckt ähnlich wie zu trockener Tafelspitz. Das Craftbier ist der 6%-ige Essigansatz “Me echo la burra”. Ich traue mich noch eine Nachspeise zu bestellen. Anchi, eine lokale Spezialität aus Maismehl mit Zitronensaft und Rosinen, die mir sehr gut schmeckt.
Im Hotel mache ich mich daran, meine Kamera zu zerlegen um sie vom Staub zu befreien. Alles ist sehr klein und fummelig. Ich reinige die einzelnen Teile und blase den Sensor ab. Beim Zusammensetzen fällt mir eine winzige Schraube auf den Boden. Mist. Ich suche danach und finde noch eine winzige Feder. Hmmm, die muss zur Kamera gehören, nur wo fehlt das Teil? Beim Einsetzen des Akkus rastet dieser nicht ein. Da fehlt wohl eine Feder. Die Kamera ist fertig zusammengeschraubt und der Moment der Wahrheit ist gekommen. Ich schalte ein und … “Systemfehler Schärfeneinstellung”. Mist, alles wieder zerlegen. Ich Hirrrn habe bei der Linseneinheit zwei Kabel zum Anstecken übersehen. Nach erneutem Zusammenbauen funktioniert die Kamera, der Fleck ist aber immer noch da. Also doch jedes Foto nachbearbeiten. Grrr.
Tag 6: Cachi, Angastaco, Quebrada de las Fechas und Cafayate
Nach einem für argentinische Verhältnisse üppigen Frühstück gehe ich gut gestärkt eine kurze Runde durch den Ort und kaufe noch etwas Verpflegung. Um 10:30 geht es los Richtung Süden auf der Ruta Nacional 40, die sich von Norden bis Süden fast über ganz Argentinien erstreckt. Die Schotterstraße ist trocken und staubig und windet sich in engen Kurven und unübersichtlichen Kuppen dahin. Die Gustostücke sind enge Kurven direkt nach einer Kuppe. Mit Fahren auf halbe Sicht ist man hier immer noch zu schnell. Tja, und der Konstrukteur der Straße läuft vermutlich noch immer frei herum. Etwas später wird die Straße übersichtlicher und man hat eine tolle Aussicht. Plötzlich ziehen zwei Papageien nur einen Meter vor dem Auto vorbei und ich sehe auf der rechten Seite einen großen Felsen, wo die Papageien nisten. Mit dem Teleobjektiv bewaffnet nähere ich mich, bin aber nicht unbedingt willkommen. Die Papageien fliegen immer paarweise und schimpfen mit mir. Ich mache ein paar Fotos und störe nicht länger.
Inzwischen sind die Autos, die ich schon überholt hatte, wieder an mir vorbei gefahren. Ich probiere sie einzuholen und wieder zu überholen. Rallye-Feeling kommt auf. Nach einer Holzbrücke zweige ich in die “Metropole” Angastaco ab, wo ich Mittagspause mache. Was zum Geier ist “Queso Arrope de Uva”? Gleich bestellen. Es ist Käse mit bitter-süßem Honig. Eine Kombination, die überraschenderweise sehr gut schmeckt. Das Schneider Lager ebenfalls. 🙂 Die Schotterpiste führt weiter durch die Quebrada de la Flecha, wo sich die erkalteten und flach geformten Lavamassen immer wieder verworfen und aufgestellt haben. Am El Ventisquero kann man auf eine dieser Spitzen rauf gehen und hat eine tolle Übersicht über diese spezielle Landschaft.
Kurz vor Cafayate ist großes Polizeiaufgebot, da gerade das viertägige Folklorefestival “Serenata a Cafayate” stattfindet. Der Polizeibeamte erklärt mir, dass er einen Alko-Test macht und ich ein Gerät anhauchen soll. Alles paletti und ich kann weiter fahren. Durch das Festival sind fast keine Unterkünfte mehr frei und ich habe ein Airbnb etwas außerhalb gebucht. Google lotst mich in die Nähe des Flughafen und ich komme in die nächste Polizeikontrolle. Hier ist nur Gegend, die Angabe der Unterkunft kann also nicht stimmen und ich kontaktiere die Unterkunft. Ich soll mich im Ort mit der Tochter des Hauses treffen. Wieder Polizeikontrolle, wieder hauchen. Nach einem kurzen Rundgang im Ort treffe ich mich mit der Tochter und sie erklärt mir, wie ich das Haus in der brandneuen Siedlung finde. Hmmm, die Route von Google wäre schon richtig gewesen. Also fahre ich wieder retour Richtung Flughafen und, eh schon wissen, Polizeikontrolle. So neu kann die Siedlung aber nicht sein, da die Straßen bereits zugewachsen sind. Nach einiger Zeit finde ich die Unterkunft und beziehe mein geräumiges Zimmer mit bequemen Doppelbett.
Kurz vor dem Einschlafen fahre ich um 20:00 erneut in die Stadt um auf das Festival zu gehen. Etwas Kultur muss sein. Vorher werde ich natürlich noch auf Alkohol kontrolliert. Der Magen meldet sich und ich gehe in ein Restaurant, das auf Parrillada (Grillplatte) spezialisiert ist. Auf der Karte liest sich die ganze Portion, als wäre sie für eine ganze Kompanie gedacht, die halbe Portion klingt genau richtig. Da die Region für ihren guten Wein bekannt ist, gibt es heute mal kein Bier und ich bestelle ¼ Liter Hauswein, die kleinste Menge, die ausgeschenkt wird. Er schmeckt hervorragend. Nach einer Weile stellt der Kellner einen Griller mit einem Kilo Fleischwaren auf den Tisch. Und das ist gerade Mal die halbe Portion! Es schmeckt köstlich. Den Rest lasse ich einpacken und bringe ihn zum Auto. Auf dem Weg sehe ich viele Leute, die mit einer riesigen Thermosflasche bewaffnet sind. Da ist sicher literweise Mate drinnen. Ist ja das Nationalgetränk der Argentinier. Für mich unverständlich, da das Zeugs extrem bitter schmeckt.
Ich kaufe mir ein Tagesticket und bin um 22:00 am Festivalgelände, das noch ziemlich leer ist. Entweder Corona, oder ich bin zu früh. Egal, erst mal ein Bierchen. Die erste Band erinnert mich ein wenig an die drei Tenöre und ist nicht so schlecht, so richtig Stimmung kommt aber nicht auf. Bis um Mitternacht werden die Leute deutlich mehr, aber die Musik ist immer langweiliger und zwischen den Gruppen wird viele zu lange geredet. Nach einer Weile reicht es und ich mache mich auf den Weg zur Unterkunft. Klar, dass ich noch einmal auf Alkohol kontrolliert werde. Alles OK, ich darf ins Bett.
Tag 7: Quebrada De Las Conchas und Salta
Die Autovermietung hat sich gemeldet. Die kostenlose Verlängerung ist OK. Perfekt, mit dem Missverständnis am Flughafen hatte ich aber auch ein gutes Argument. 🙂 Ich hüpfe unter die Dusche, shampooniere mich ein und das Wasser ist aus. Bestmöglicher Zeitpunkt. Die Vermieterin schraubt irgendwo irgendwas herum und nach etwas Warten kommt wieder warmes Wasser. Perfekt. Wir unterhalten uns sehr gut beim gemeinsamen Frühstück und es wird Mittag, bis ich weg komme. Sie gibt mir noch Tomaten und Basilikum aus dem eigenen Garten mit auf den Weg. Voll nett die Dame.
Der erste Teil der Strecke führt durch die Quedrada De Las Conchas mit jeder Menge Felsformationen. Die Fahrt fühlt sich wie Stop-And-Go an, da ich nach nur wenigen Kilometern schon den nächsten Fotostopp mache. Ich komme bei Las Ventanas, Los Castillos, El Obelisco, El Sapo und noch weiteren sehenswerten Orten vorbei. Die Landschaft wird langweiliger und mein Tagestief ist gekommen. Nach einem kurzen Powernap unter einem schattigen Baum fahre ich weiter. Nur gut, dass ich das Auto erst später zurück geben muss. Die Strecke durch das Valle De Lerma zieht sich und die vielen langsamen Fahrer, Busse und LKWs machen es nicht besser. Schließlich erreiche ich mein Hotel und kaum habe ich meinen Rucksack abgestellt, kommt auch schon der Typ von der Autovermietung um den Wagen vom Parkplatz abzuholen. Perfektes Timing.
Das Reisebüro ums Eck kann leider kein Busticket ausstellen, da die Webseite gerade nicht funktioniert. Also mache ich mich auf den Weg zum Busterminal. Fun Fact am Rande: Die Swype-Tastatur meines Handy hat Büstenunfall anstelle von Busterminal geschrieben. Was immer das auch sein soll. Wer mal einen hat, soll sich bitte melden. Am Weg sehe ich einen netten Park, den Salta-Schriftzug und einen Teich, wo einige Leute mit dem Tretboot das schöne Wetter genießen. Direkt daneben gibt es einen Markt mit hübschen Mate-Tassen. Das wäre ein schönes Erinnerungsstück an Argentinien. Den Markt werde ich mir noch einmal genauer ansehen, immerhin bin ich ja noch zwei Tage in Salta. In einem netten Gastgarten zische ich noch ein Bierchen und gehe früh ins Bett. Morgen muss ich früh raus.