Anreise
Dass der Nachtplatz nur für Self Contained Fahrzeuge ist, hat schon seinen Grund, denn es gibt keine Toilette. Darum geht es gleich zuallererst mit Vollgas nach Carterville. Auf der Weiterfahrt halte ich an einer Nebenstraße, packe und räume das Auto auf. Es ist bereits Nachmittag, als ich fertig bin und nach Melbourne in den Stadtteil Clayton in das gebuchte Airbnb fahre. Das Haus macht von außen keinen guten Eindruck und dieser täuscht auch nicht. Was für eine dreckige Studentenbude. Allerdings habe ich keine Zeit, um mich nach einer anderen Unterkunft umzusehen, da ich in einer Stunde das Auto zurückgeben muss. Zumindest mein Zimmer ist halbwegs sauber und ich bin ohnehin nur zum Schlafen hier.
Nachdem das Zeug abgeladen ist, fahre ich zu Sixt, um das Auto zurückzugeben. Es ist viel Verkehr und direkt nachdem ich eine Ausfahrt verpasst habe, stehe ich im Stau. 20 Minuten mehr. Grrr. Der Check ist nur ein kurzer Rundgang ums Auto. Nicht einmal der Reservereifen wird kontrolliert, obwohl ich es erwähnt habe. Auch gut.
Tag 1: Herumschlendern im Zentrum
Mit dem Bus geht es zur nahegelegenen Fawkner Station, wo ich mir eine myki Card für die Öffis besorge. Weiter geht es mit dem Zug zur Flinder Street Station ins Zentrum. Hunger. Pizza wäre gut, aber so weit komme ich nicht, da ich in einem Sushi-Laden zuschlage und köstliche Inari esse. Die mit Reis und unterschiedlichen Dingen gefüllten Tofutaschen kannte ich bis jetzt nicht, schmecken aber ausgezeichnet.
Gleich gegenüber der Haltestelle liegt der Federation Square, an dem ein „wunderschöner“ Christbaum aus Plastik aufgestellt ist. Tja, Weihnachten ist hier eben etwas anderes. Kein Wunder, es ist eben Sommer. Ich folge ein Stück weit dem Yarra River, bis zu einem Weihnachtsmarkt. Eigentlich ist es mehr ein Jahrmarkt mit etlichen Fahrgeschäften und Weihnachtsdekoration. Schräg. Zurück am Federation Square quatscht mich eine Frau an, um Fotos von ihr und ihrem Jungen vor dem hässlichen Plastikbomber zu machen. Null Problemo, aber ich bin echt froh, dass wir in Österreich echte, schöne Christbäume haben.
In der Stadt laufen Leute aus aller Herren Länder herum. Darunter viele Asiaten. Klar, die haben nicht weit. 😃 Ich mag diesen internationalen Flair. Entlang der Swanston Street entdecke ich eine Pizzeria. Die Pizza mit Lammfleisch ist sogar halal, schmeckt aber leider nur so lala. Dafür zischt das Cola so richtig. Hmmm, ich könnte Margaux anschreiben, ob sie sich am Abend mit mir treffen möchte. Am weiteren Weg komme ich bei der Melbourne Town Hall vorbei und lande in Chinatown, wo ich mir ein Eis gönne. Schmeckt zwar nur OK, aber zumindest viel besser als in Hobart. China ist ja auch nicht sooo bekannt für sein gutes Eis. Ich genieße es, einfach nur ziellos in der Stadt herum zu schlendern. Margaux meldet sich und schlägt einen Mexikaner für acht Uhr vor. 👍 Perfekt.
Vorbei an der Wesley Uniting Church schlendere ich in Richtung Docklands. An einer Kreuzung kommen eine Menge Leute in Weihnachtsverkleidung auf Inlineskates daher. Tja, Weihnachten in Down Under. Ein Stück weiter in Docklands trainieren zwei Burschen Fechten. Ziemlich Oldschool, aber irgendwie auch cool.
Mit der Tram geht es zum Mexikaner, wo auch gerade Margaux mit dem Fahrrad eintrudelt. Das Restaurant ist leider voll, aber gleich ums Eck gibt es ein Tapas-Restaurant, wo wir uns draußen an einen Tisch setzen. Wir unterhalten uns wieder prächtig und sie erzählt, dass sich auch Ben und John, die beiden Biker vom Wilpena Pound, mit ihr getroffen haben, als sie in Melbourne waren. Witzig. Gegen elf Uhr verabschieden wir uns und ich gehe zur Tram Station. Hier gibt gerade ein Japaner ein paar Lieder zum Besten. Als ich ankomme, schwenkt er auf englische Weihnachtslieder in rockiger Version. Cool, so gefällt mir Weihnachten.
Gegen halb zwölf Uhr werfe ich Google Maps an, schnappe die Tram und gehe das letzte Stück zur Unterkunft. Hmmm, hier sieht es ganz anders aus. Verdammt, ich bin hier komplett falsch. Google hat beim Verwenden der letzten Adresse einfach den Stadtteil weggelassen und es gibt die Adresse auch in einem anderen Stadtteil, zu dem er mich nun hingelotst hat. Mist. Zum Glück geht noch eine Verbindung gleich ums Eck. Bis ich schließlich im unterirdischen Airbnb bin, ist es fast ein Uhr. Ich recherchiere noch etwas für Hawaii und wieder einmal wird es sehr spät.
Tag 2: Stadtrundgang
Nachdem ich den Wecker viele Male ignoriert habe, stehe ich dann doch um elf Uhr auf. Naja, ich war ja auch lange auf. Gemütlich stelle ich eine Runde in der Stadt zusammen und mache mich am frühen Nachmittag auf den Weg. Ich schaffe es nicht einmal zum Bahnhof und sitze nach nur 15 Minuten beim Asiaten. Gestärkt geht es mit dem Zug ins Zentrum und von dort zur St. Patrick‘s Cathedral, die von innen schlicht, von außen aber doch sehr spektakulär aussieht.
Weiter geht es zu Fitzroy Gardens und dann zu den Graffitis in der Hosier Lane und der Rutledge Lane. Beim Asiaten meines Vertrauens gönne ich mir wieder ein paar unterschiedliche Inaris mit Muschelfleisch und anderen Köstlichkeiten gefüllt. Von denen kann ich nicht genug bekommen. Gleich ums Eck ist ein Ben & Jerry‘s, wo ich mir eine große Tüte mit Chocolate Therapy mit Stückchen vom Schokokuchen und New York irgendwas mit dreierlei Arten von Schokostückchen gönne. Wow, der Teil, der es am Bart vorbei schafft, haut ordentlich rein. 😃 Es beginnt zu regnen. Ideal für eine Fahrt mit der kostenlosen City Circle Tram, die die wichtigsten Plätze abklappert. Leider kommt keine und ich schnappe eine „normale“. Es beginnt immer mehr zu regnen und für den Rest des Tages ist ebenfalls viel Regen angesagt. So beschließe ich, zurück in die Unterkunft zu fahren, um noch einige Dinge zu erledigen.
Nach der Fahrt mit dem Zug lande ich vorher aber noch bei einem Orientalen und bestelle eine Pizza. Das Teil ist riesig und reicht noch locker für morgen zum Frühstück. Um neun Uhr bin ich in der „Unterkunft“ und wer hätte es gedacht, sie ist immer noch dreckig wie Sau. Ich organisiere Dinge für Hawaii, freue mich über “frische” Musik auf Youtube und erledige die Schadensmeldung von platten Reifen. Es braucht drei Anläufe, bis das riesige Formular mit vielen hochzuladenden Dokumenten durchgeht, da immer beim letzten Schritt das Internet ausfällt. Grrr.
Tag 3: Yarra River und Shrine of Remembrance
Nach langem und tiefem Schlaf packe ich mein Zeug und mache mich um elf Uhr mit Sack und Pack auf den Weg zum Bahnhof und fahre zur Southern Cross Station. Während der Fahrt buche ich eine Gepäckaufbewahrung und gebe etwas später meine Rucksäcke beim Melbourne City Backpackers ab. Hmmm, das wäre sicher auch ohne Buchung über eine App und günstiger möglich gewesen. Naja, egal. Ich mache mich auf den Weg zur Victoria Harbour Promenade, die nicht besonders viel Flair hat. Also weiter zu Queen Victoria Markets. Hier wird jede Menge Zeug feilgeboten und ist somit der ideale Platz um ein Souvenir zu kaufen. Ein Känguru aus Holz gibt es leider nur potthässlich, riesengroß und schweineteuer. Also wird es ein schön bemalter Bumerang. Die Dinger haben mich schon in der Kindheit fasziniert. Hmmm, ich hätte mir an einem Stand auch einen Crocodile Dundee Hut kaufen können. 😃
Die Sonne kommt raus und das Langarm-Shirt wird mir zu warm. Bei einem kurzen Abstecher verstaue ich Bumerang und Shirt in meinem Rucksack und schlendere weiter durch die Straßen. Vor einem Geschäft ist eine riesige Schlange, die von Security-Personal gemanagt wird. Es ist der Disney Store und die Leute sehen sich die schönen, teilweise mit bewegten Figuren dekorierten Auslagen an. Ich hüpfe in eine der kostenlosen Trams und fahre ein Stück.
Vorbei an der Melbourne Town Hall geht es zur Flinders Street Station, von wo ich heute dem Yarra River in die andere Richtung folge. Ein Zauberer führt auf der Straße seine Tricks vor. Cool, er akzeptiert sogar Kreditkarten. 😃 Auf der anderen Seite des Flusses gehe ich wieder retour und spaziere weiter durch den belebten Kings Domain, wo voll viele Leute mit Picknickausrüstung einen lange, lange Schlange bilden. Hmmm, mal fragen, wofür sie sich anstellen. The Carols by Candlelight. Eine Tradition, wo gemeinsam mit Künstlern Weihnachtslieder zum Besten gegeben werden. Cool.
Ein Stück weiter gelange ich zum Shrine of Remembrance, einem begehbaren Denkmal zu Ehren der Opfer der Kriege, an denen Australien beteiligt war. Im Inneren ist eine Ausstellung und man kann auf eine Terrasse hinauf gehen. Klar, dass ich mir das alles genauer ansehe. Ich gehe wieder zurück ins Zentrum, kaufe Inaris für die Busfahrt nach Sydney und gönne mir auch heute wieder ein köstliches Schoko-Eis bei Ben & Jerry’s. An einer Kreuzung kommt mir am Zebrastreifen eine Frau entgegen und hebt die Hand für ein High Five. Ich schlage natürlich ein und sie wünscht mir Merry Xmas. Hmmm, schon das zweite High Five heute. Schon interessant, die Sitten in diesem Land. Am späten Nachmittag hole ich mein Gepäck und wasche mir bei der Gelegenheit das restliche Eis aus dem Bart. 😃
Weiter nach Sydney
Eine Stunde bevor der Bus nach Sydney abfährt, komme ich mit meinem gesamten Gepäck bei der Southern Cross Station an. Auf einem Display steht 19:00 Sydney und daneben in roten Buchstaben “Canceled”. Mist, warum habe ich keine Benachrichtigung erhalten? Der Schalter ist nicht mehr besetzt und das Telefon auch nicht. Scheibe. Dann entdecke ich eine junge Dame, die gerade einen Bus von der Konkurrenz einweist. “Wie sieht es mit anderen Bussen aus?”. Sie guckt, was sie herausfinden kann. Super. Nach einer Viertelstunde kommt sie zurück und sagt mir, dass mit meinem Bus alles passt. Canceled wird nicht mehr angezeigt. Suuuuper, das muss ich mir aber noch selbst ansehen und gehe zurück zum Display. Dann checke ich es. Auf der Tafel werden nicht die Busse angezeigt, die von hier abfahren, sondern die Flüge vom 20 Kilometer entfernten Flughafen. Klar, was sonst am Busterminal. 😜 Was für ein doofer Zufall, dass genau zur gleichen Zeit auch ein Flug nach Sydney geht und das winzige Logo fast gleich aussieht, wie das der Airline. Die Busse werden auf einem kleinen, nicht angeschriebenen Monitor angezeigt. 19:00 Sydney. Pfuh, alles OK. Die ganze Aufregung umsonst. Und um acht Uhr wäre ohnehin ein anderer Bus gegangen.
Als ich wieder zurück bin, fährt mein Bus gerade vor und nach ein paar Minuten sitze ich schon auf meinem Platz. Nur kurz später setzt sich ein Schrank neben mich. Zum Glück sitze ich am Gang und habe noch etwas Platz. Der Schrank zappelt herum und horcht mit seinen Ohrstöpseln so laut Musik, dass ich mitsingen kann. Pünktlich auf die Minuten fahren wir los. Erster Stopp: Campbellfield, wo ich das Mietauto ausgefasst habe. Gegen elf Uhr machen wir eine halbe Stunde Rast in Albury. Ich tausche den Platz mit meinem Sitznachbarn, da er sichtlich unentspannt am Fensterplatz war und wir kommen ins Reden, bis uns der Typ vor uns auffordert, leise zu sein. OK, dann gute Nacht.
Hallo!
Melbourne scheint nicht so meine Stadt zu sein. Eigentlich nur ein paar eigenartige Hochhäuser. Hat’s dir da wirklich gefallen?
Gruß Raimund
Hallo Raimund,
ja, eigentlich schon. Nach Wochen nur am Land war es eine willkommene Abwechslung wieder einmal in einer Großstadt zu sein.
Lg aus Linz