Anreise
Um halb sechs Uhr plärrt der Muhezin das Morgengebet in die Stadt, ich kann aber wieder einschlafen. Nach dem Frühstück versorge ich mich mit reichlich Bargeld und Verpflegung und gehe zu den Matatus nach Talek. Nach einem nicht ganz so süßen Fanta wie in Ruanda und zwei Stunden Warten geht es um kurz vor Mittag endlich mit einem Auto los. Ok, wir bleiben noch irgendwo stehen und tanken müssen wir natürlich auch noch. Der nervöse Typ, mit dem ich mir den Beifahrersitz teile, fummelt mit irgendwelchen Dokumenten herum und ist permanent am Telefonieren. Eine Frau horcht laut Social Media Scheiß. Na das kann ja heiter werden. Kurz außerhalb von Narok halten wir bei einer KFZ-Werkstatt. Der Mechaniker macht eine Testfahrt. Bremse kaputt. Mist. Mit den einfachsten Werkzeugen wird der Wagen aufgebockt, die Trommelbremse zerlegt, ein Bolzen und die Dichtung vom Bremskolben getauscht und nach etwas über einer Stunde geht es weiter. Der Typ neben mir hat Dokumente für die morgige Präsidentenwahl und wir halten in jedem Kuhdorf, um die Unterlagen zu verteilen. Schließlich passieren wir das Sekenani Gate und fahren bis zum Talek Gate durch den Maasai Mara National Park. Cool, eine gratis Safari. Wir sehen Gazellen, Zebras und Gnus, unzählige Gnus.
Kurz nach vier Uhr erreichen wir das Greenwood Safari Camp und etwas später sitze ich bei einem Tusker im Camp und lasse es mir gut gehen. Das Camp ist nagelneu und sehr schön angelegt. Tiefenentspannung und Wohlfühlfeeling kommen auf. Ein Backpacker-Pärchen kommt. Noah aus Luxemburg und Salomé aus Paris. Sie möchten ebenfalls das Safarifahrzeug teilen. Suuuuuper. Magdy, der Chef vom Camp, sagt den beiden, dass die Big Migration am Mara River in einer Tagestour erreicht werden kann. Jupidu. Nach dem Serengeti National Park in Tansania wird das das zweite Mal sein, dass ich die riesigen Herden an Gnus und Zebras sehe.
Während ich am Blog arbeite, streifen zwei Paviane durchs Camp. Es könnte ja etwas zum Abstauben geben. Ich sitze mit Noah und Salomé zusammen und wir unterhalten uns, als der Chef kassieren kommt. Er erzählt uns, dass er für eine Übernachtung im Zelt $ 5 an den Landlord, einem Maasai, abgeben muss. Das ist die Hälfte des Preises. Im Park können es bis zu $ 100 sein. Das erklärt, warum die Preise für die Lodges ab $ 300 losgehen. Der Landlord macht mehr Kohle als der Betreiber von Camp. Und das ohne Arbeit. Hmmm, das ist wie überall auf der Welt. ☹️ Nach dem Abendessen setze ich mich mit den beiden noch auf ein Bier und wir quatschen.
Safari im Maasai Mara National Park
Wieder einmal habe ich super im Zelt geschlafen. Es war kühler als erwartet, aber der Schlafsack als Decke hat gereicht. Immerhin liegt das Camp auf ca. 1600 m. Magdy weckt unseren Fahrer Joseph, Noah und Salomé auf und um halb sechs Uhr fahren wir in den Park, wo wir kurz nach dem Gate Hyänen und Antilopen sehen. Dann geht es zu einem Platz, an dem zwei männliche Löwen gemütlich schlafen und uns ignorieren. Klar, der König der Tiere. Joseph meint, ab zu den Geparden. OK. Aus der Ferne sehen wir schon viele Autos auf einem Fleck, als wir dann näher kommen ein einsames, junges Gnu. Den Blicken der anderen Leute folgend, entdecken wir die beiden Geparden, die geduckt im Gras lauern. Nacht zehn Minuten – Action. Die beiden starten los und nach wenigen Sekunden ist das Gnu erlegt. Noch bevor das Tier am Boden liegt, rasen alle Autos wie vom Blitz getroffen zu dem Platz, wo die Geparden das Gnu im Würgebiss haben. Zum Glück konnte ich mich festhalten. Sowie das Gnu tot ist, fahren wir weiter. Ich frage noch, ob wir bleiben können. Nein. Keine Ahnung warum. Das Englisch von Joseph reicht leider nicht, um es uns zu erklären.
Gemütlich fahren wir durch die wunderschöne Savanne und sehen an zwei verschiedenen Stellen Leoparden. Einer döst in einem Graben, der andere macht sich gerade auf den Weg und wir sehen ihn in voller Pracht. Ranger versuchen Geld von uns abzustauben, blitzen aber ab, da wir “kein Bargeld dabei haben”. 😁 Halb zehn Uhr. Zeit für das Frühstück. Am weiteren Weg sehen wir Zebras, Gnus, einen Sekretär, Geier, ein paar Büffel, Giraffen und Vögel.
Wir erreichen den Mara River und sind guter Dinge, dass die Gnuherde den Fluss durchqueren wird. Sie entscheiden sich aber dagegen. Also fahren wir zu Flusspferden und Elefanten, bevor wir wieder zurückkommen und ihnen für ca. eine Stunde folgen. Ich bemerke, dass die ersten hinunter zum Fluss gehen. Wir und alle anderen lauernden Autos rasen zum Platz, wo die Gnus queren. Geil, wir haben Pole Position. Ca. 150 – 200 Gnus durchqueren den Mara River. Was für ein Ereignis. Ich bin wieder einmal komplett geflasht. Viel entspannter ist da ein Gnu, das gemütlich in der Mitte vom Fluss zu trinken beginnt. Vermutlich hat es das Memo nicht bekommen, dass hier Krokodile lauern. Tatsächlich ist eines im Wasser, das das Geschehen aber nur beobachtet. Vielleicht schon satt?
Wir fahren ein Stück weiter und machen mitten im Busch Mittagspause. Hühner und Vögel kommen aus dem Unterholz, um ein paar Krümel abzustauben. Als wir weiterfahren, sehe ich eine weitere Herde Gnus zum Fluss gehen. “Da müssen wir hin!”, sage ich zu Joseph. Die Herde ist ungefähr gleich groß wie die zuvor und prüft den Platz zum Queren. Leider passt es ihnen nicht und sie gehen weiter den Fluss entlang, prüfen den nächsten Spot und so weiter. Sie kommen an eine Stelle, wo sie durch etwas Gestrüpp müssen und drehen, von einem Auto aufgeschreckt, wieder um. Sie beginnen zu laufen, drehen aber wieder um. Das Spielchen wiederholen sie dreimal, bis sie schließlich doch weiter gehen. Wir folgen ihnen und sie machen sich gerade ziemlich schnell hinunter zum Fluss. Als sie die Krokodile sehen, stoppen sie dicht gedrängt am Ufer. Umkehren ist anscheinend keine Option mehr und die ersten gehen hinüber. Viele Tiere nebeneinander. Ein Krokodil schnappt zu und beißt sich bei einem Tier direkt im Gesicht fest. Nach kurzem hin und her zerrt es das Gnu unter Wasser und nach einer Weile sehen wir die Hörner aus dem Wasser ragen. Es ist tot. Unglaublich, wir haben zwei Querungen an einem Tag gesehen. Manche andere haben nicht einmal das Glück eine zu sehen.
Am Rückweg sehen wir noch Gazellen, Eland, kleine Warzenscheine und andere Tiere, halten aber immer nur sehr kurz, denn Joseph muss noch nach Talek, um seine Stimme für die Präsidentenwahl abzugeben. Wir hatten heute ohnehin mehr als viel Glück. Ich gönne mir eine erfrischende Dusche und setze mich mit einem Bier an einen Tisch und schreibe die Ereignisse des heutigen Tages in den Reisebericht. Beim Abendessen sitze ich bei einem netten Pärchen aus den Niederlanden und im Anschluss setzen wir uns zu den anderen am Lagerfeuer. Später kommen noch zwei ziemlich angedüselte Kenianer und geben uns einige Tipps für die weitere Reise.
Chillen im Camp
Der gestrige Tag ist kaum zu toppen, weshalb ich auf eine weitere Safari verzichte. Somit ist für heute Chillen und das Erledigen offener Dinge angesagt. Gegen neun Uhr werde ich von der Hängematte zum Frühstück geholt, wohin ich mich im Anschluss wieder begebe. Ich plane Kenia, sortiere Fotos aus und arbeite am Blog. Immer wieder spazieren Paviane und Grüne Meerkatzen, keine zwei Meter von mir entfernt, durchs Camp. Es macht Spaß die kleinen Racker zu beobachten, wie sie Futter suchen oder einfach nur spielen.
Die Gruppe kommt von der Safari zurück. Sie sahen keine Querung und hatten auch sonst nicht viel Glück. Gut, dass ich nicht mit bin. Magdy organisiert für morgen ein Auto, das uns nach Narok bringt. Super Service. Beim Abendessen fragt mich eine Brittin, ob das da draußen mein Zelt ist und ob ich schon länger hier bin. Äääh, wieso? Sie hat das Zelt auf booking.com gesehen. What? Und tatsächlich hat Magdy ein Foto gemacht und online gestellt. Cool, nun habe ich ein berühmtes Zelt. Nach dem Abendessen geht es wieder ans Lagerfeuer und wir quatschen noch eine Weile.
Also die Videos sind ja sooooo cool!!!! die Fotos sowieso aber wie das Krokodil das Gnu erwischt, Wahnsinn…
P.S. das wär ein Foto für den jährlichen Fotowettbewerb von National Geographic👍☺️
Lg
Simone
Hallo Simone,
ja, da hatten wir echt viel Glück. Das Foto mit dem Krokodil ist leider unscharf geworden. ☹️
Lg aus Watamu