Koptisches Viertel und Kairo Downtown

Für heute ist die Besichtigung von Kairo angesagt. Nach dem üppigen Frühstück stelle ich mich an die Hauptstraße und bestelle ein Uber. Der erste Fahrer sagt nach ein paar Minuten wieder ab. Egal, denn ein anderer ist schnell gefunden. Nach ein paar Minuten entfernt er sich aber von meinem Standort und ich storniere die Fahrt. Uber meint, dass die Zeit für eine kostenlose Stornierung vorbei ist und eine Entschädigung zu zahlen ist. Ahja, schöner Trick vom Fahrer. Zum Glück gibt es die Option “Fahrer entfernt sich”. Und zack, ist die Fahrt kostenfrei storniert. Nebenbei verhandle ich mit einem Motorradfahrer. Der hat aber keinen rechten Plan, weshalb ich es während des Gesprächs erneut mit Uber probiere. Da bekomme ich schon die Info, dass der Fahrer da ist. Perfekt. Gegen elf Uhr lässt er mich beim Eingang zum Koptischen Viertel raus. 


Ein Stück entlang der Straße ist auf der linken Seite eine schöne Kirche. Die St. George’s Church. Und rein. Der Friedhof gleich daneben wird natürlich auch noch besucht. Fast am Ende der Straße befindet sich eine der ältesten Kirchen in Ägypten. Die Hängende Kirche. Von außen ist sie nicht sonderlich beeindruckend, der hölzerne Dachstuhl und das dunkle Holz sind allerdings sehr schön. Im Anschluss besuche ich noch das koptische Museum, wo ich die Bedeutung des Wortes “koptisch” erfahre. Es bedeutet einfach “ägyptische Christen “. Sehr gut, Bildungsauftrag erfüllt. 

Als ich wieder hinaus gehe, stehe ich direkt vor einer Metrostation. Hmmm, in Kairo mit der Metro fahren? Das wär doch was. Ein kurzer Check auf Google Maps: mit einmal Umsteigen kommt man bis zur Oper. Perfekt. Ticket gekauft und schon geht es los. Im Vergleich zu anderen Großstädten sind die Passagiere nicht gerade kosmopolitisch. Ich scheine der einzige Nicht-Ägypter zu sein. Die üblichen fliegenden Verkäufer fehlen natürlich nicht. 😁  Am Eingang zum Gelände der Oper wird, wie fast überall in Ägypten, mein Gepäck gescannt. Fotos mit meiner großen Kamera seien übrigens nicht gestattet, mit dem Handy jedoch schon. Versprochen, mache ich. Okay, vielleicht. 😉 

Die Oper ist ein eher schnörkelloser Betonbau, jedoch gibt es eine Ausstellung von Ton- und Glasobjekten, die mir sehr gut gefallen. Weiter geht es in Richtung Cairo Tower, als mich am Weg eine gegarte Süßkartoffel anspringt. Die haut ordentlich rein und ich habe zu kämpfen, das Teil runter zu bringen. Für die Fahrt den Cairo Tower hinauf wäre zusätzlich zum Eintritt noch eine happige Gebühr für meine Kamera fällig. Nö, lieber weiter. 

Auf dem Weg zum ägyptischen Museum quatscht mich ein junger Bursche an und heißt mich herzlich willkommen. Und das, ohne etwas von mir zu wollen. Super, voll nett. Wem ist das bei uns schon einmal passiert? Das ägyptische Museum ist riesig und die Ausstellungsstücke sind sehr beeindruckend. Das Highlight sind natürlich die Fundstücke aus den Grabkammern der Könige, allen voran die von Tutanchamun. Der Bart seiner Totenmaske, den eine Reinigungsdame vor einiger Zeit abgebrochen hat, wurde inzwischen auch wieder fachmännisch angebracht. 😁 

Mit einem Taxi geht es im Stau weiter zur Al Azhar Moschee, wo mich ein netter Mann anquatscht. Er kennt einen guten Platz für ein Foto von der Moschee und möchte sein Englisch etwas üben. Hmmm, er spricht sehr gut Englisch. Mal gucken was kommt. Als wir uns zu weit von der Moschee entfernen, spreche ich ihn an und er bringt mich zum Eingang, wo er sich verabschiedet. Er wollte tatsächlich nur quatschen. 👍 Also, öfters mal darauf einlassen. Kann auch eine nette Erfahrung sein. Der Innenhof der Moschee ist mit weißen, glänzenden Steinen gepflastert und im Inneren ist ein hübscher blauer Teppich verlegt. Es ist gerade Abendgebet und einiges los. Die friedvolle Stimmung gefällt mir sehr gut. 

Ein Stück weiter sehe ich ein weiteres, sehr schön beleuchtetes Gebäude. Laut Google Maps ein Einkaufszentrum. Hmmm, sieht definitiv wie eine ziemlich neue Moschee. Das muss ich mir genauer ansehen. Tja, es ist eine Moschee. Ein Mann bittet mich, ihn zu fotografieren. Klar, warum nicht. Ich zeige ihm das Foto und er bedankt sich. 👍 Auch hier wird gerade gebetet, weshalb ich mich auf den Teppich setze, um ein wenig die Stimmung aufzusaugen und zu beobachten. Ich geb‘s zu, ich surfe auch ein wenig. 😉 Ein Mann spricht mich an, dass es nicht gerne gesehen ist, wenn jemand mit einer großen Kamera fotografiert, aber mit dem Handy ist es Ok. Kein Problem, ich packe sie weg. Netterweise führt er mich etwas herum und in einen anderen Raum, in dem Männer zu einer Art Schrein mit Grab beten. 

Kaum draußen darf ich wieder einmal den Fotografen spielen. Kein Problem, mache ich ja gerne. Ich schlendere weiter zum mega touristischen Chan el-Chalili Basar. Am Weg sehe ich eine Musikgruppe und ein kleines Kind tanzen. 😁 Kaum habe ich den Markt erreicht, fühle ich mich in Ägypten angekommen. Wenn es ein Fessmarkt wäre, würde ich hier einziehen. Auf der anderen Seite des Bazars befindet sich die bekannte Al Moez Street, wo ebenfalls einiges los ist. Während ich so dahin schlendere, sehe ich einen Typen, der aus Zuckerwatte Enten und Aliens macht. Wie geil ist das denn? An einem Strand frage ich nach einer Kostprobe von etwas, das nach Teigkugel mit Schokosirup aussieht. Zack, habe ich schon eine ganze Box in der Hand. Auch recht, denn das Zeug schmeckt super. 


Zurück bei den Musikanten setze ich mich auf Tee, dem Nationalgetränk der Ägypter und eine gemütliche Shisha. Anscheinend mit echtem Tabak, denn sie pfeift ordentlich rein. Ich genieße die Musik und fühle mich super wohl. Dann kommt die Rechnung. 360 E£ für zwei Tee, die Shisha und den Service. Viel zu viel, aber ich bin in dem Moment so perplex, dass mir nichts einfällt, wie ich die Situation handhaben soll. Und ich habe auch keine Lust, großartig Wirbel zu schlagen. Ich zahle und ärgere mich. Dann fragen die zwei Typen auch noch nach Trinkgeld! Ich glaube, ich spinne. Merken: In Restaurants ohne Karte vorher fragen, wie viel etwas kostet, oder überhaupt meiden. So dreist wurde ich definitiv noch nie abgezogen. Unglaublich. 

Nach einigen fehlgeschlagenen Verhandlungen mit Taxifahrern finde ich schließlich einen netten alten Mann, der sich mit einem fairen Preis zufrieden gibt, um mich zur Unterkunft zu fahren. Mit gemütlichen 40 km/h geht es dahin. Schnarch. Auf der 4-spurigen Stadtautobahn dürfen es dann auch einmal riskante 50 sein. 😁 Unweigerlich fällt mir Bari, der Fahrer aus Madagaskar, wieder ein. 

Nachdem Wasser für die zweitägige Tour in die Wüste gecheckt ist, meldet sich der Hunger. Ein Mann quatsch mich an und fragt mich, was ich suche. Essen. Er zeigt mir ein Lokal, wenn ich im Anschluss in seinen Souvenirladen komme. OK, warum nicht. Schnurstracks bringt er mich in ein Lokal, wo mir die englische Karte mit völlig überzogenen Preisen gereicht wird. Nö, sicher nicht. Ein Stück weiter gibt es Falafel zum handelsüblichen Preis. Der Typ meint ebenfalls, dass ich im Restaurant in Kairo über den Tisch gezogen wurde und er sich über solche Praktiken ärgert. Hmmm, warum bringt er mich dann in ein Restaurant, das ebenso agiert? Wie versprochen begleite ich ihn in einen Souvenirshop, in dem er angeblich arbeitet. Er selbst bleibt draußen und zwei Typen kommen anmarschiert, um mich auf eine Tee einzuladen. Nö, danke. Die Masche kenne ich schon. Für ein etwas größeres Stück Papyrus werden über 100 € aufgerufen und der Skarabäus aus “Bernstein” leuchtet im Dunkeln. Hmmm, vielleicht doch nicht so echt? Nix wie weg. Draußen fragt mich der Typ, ob ich etwas gekauft habe. Nö. Na, dann könnte ich ihm zumindest 5 $ geben, da er mir ein Restaurant gezeigt hat und seine Schwester morgen heiratet. Wie bitte? Nix gibt’s. Nur ein zähneknirschendes “Good bye!” von ihm. Jaja, er ärgert sich über die Abzocker in der Stadt!?!? 

In der Unterkunft erstelle ich eine Liste mit Abzockmaschen. Vielleicht ist sie für die Freunde hilfreich, die nach Ägypten kommen. Es wird spät, bis ich alles für die Tour gerichtet habe. Tja, da wird vermutlich morgen jemand auf der Fahrt schlafen. 😁

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