Tag 1: Schwarze Wüste, Campieren in Weißer Wüste
Wie verabredet kommt Ibrahim und gibt mir noch Bescheid, dass ich den Eintritt in den Nationalpark nicht mehr bezahlen muss. Na, ob das klappt? Kurz vor sieben Uhr werde ich in einen Kleinbus verfrachtet und es geht los. Quer durch die Wüste in nicht ganz vier Stunden zum Ahmed Safari Camp in al-Bawiti. Es gibt Tee und einen Überblick über das Programm der nächsten beiden Tage. Beim Mittagessen quatsche ich mit Sami und seiner Schwester Rayane, die gerade am Anfang ihrer einjährigen Weltreise sind. Dass sie Kommunikation studiert hat, ist offensichtlich. 😁
Wir werden zum Jeep gebeten und düsen los. Ich sitze ganz hinten und es schaukelt ziemlich. Unser erster Halt ist ein kleiner Hügel in der schwarzen Wüste. Von oben ist die Straße gut zu sehen, die sich durch zahlreiche schwarze Hügeln schlängelt, die wie Vulkankegel aussehen. Und tatsächlich war diese Gegend vor Millionen von Jahren vulkanisch aktiv, was auch die schwarzen Steine an der Oberfläche erklärt.
Schnell sind Sami und ich wieder unten und wir brausen auf der gut ausgebauten Straße weiter Richtung Südwesten. Aus den Boxen dröhnt arabischer Pop oder so. Die Landschaft beginnt sich zu ändern und die schwarzen Steine werden weniger. Immer wieder sind vereinzelte Palmenhaine zu sehen. Nun geht es in den White Desert National Park. Früher wollte ich immer einmal in dieser Wüste wandern, aber jetzt glaube ich, dass mir das zu langweilig geworden wäre, da die Landschaft ziemlich berglos ist. Wir biegen in einen Wadi ab, dem wir rasant entlang brettern. Ohne Festhalten geht gar nichts. Ein Video drehen ist aber schon drinnen. 😁
Nach ein paar Minuten halten wir an einem Aussichtspunkt in der Weißen Wüste. Klar, dass ich gleich mal auf den Hügel hinauf hirsche. Was für ein Ausblick. Der Wahnsinn. Der Name der Wüste kommt nicht von ungefähr, denn das Gestein hier ist blitzweiß. Am Rückweg entdecke ich eine Düne, die im bewährten Laufschritt hinunter gerauscht wird.
Mit Vollgas geht es weiter. Einmal extrem schräg und zweimal im Bogen einen Hang hinauf und wieder runter. Geil, das macht echt Spaß. Nach fünf Minuten kommen wir bei einer Düne an und die Sandboards werden ausgepackt. Und schon geht es los. Huiiii, mit etwas Schieflage steckt es mich in den Sand. Wieder rauf und noch einmal. Schon besser, aber ein Profi bin ich nicht. In rasanter Fahrt geht es weiter bis zu einer Felsformation, die wie ein riesiger Pilz aussieht. Mit Karacho krachen wir zum Valley of Tents, das seinen Namen von den Hügelchen hat, die wie unzählige kleine Zelte aussehen.
Noch ein Stück weiter erreichen wir unser Camp mitten in der Neuen Weißen Wüste. Neu deshalb, weil das Gestein noch ganz weiß ist. Hier gibt es 3G-Empfang! What? Mitten in der Wüste? Die spinnen die Beduinen. Der Sonnenuntergang sieht zwar nicht spektakulär aus, aber in dieser schönen Umgebung sei das verziehen. Und kaum ist die Sonne weg, wird es auch schon frisch. Gut, dass unser Fahrer bereits ein Lagerfeuer angeheizt hat, auf dem er auch das vorbereitete Essen fertig zubereitet. Knuspriges Huhn mit köstlichem Gemüse. Mjami.
Die diesige Luft vor dem Halbmond lässt einen Halo erscheinen. Wow, das sieht man echt selten. Am Lagerfeuer wird Beduinen Tee, bestehend aus Schwarztee, Minze und Zitronengras zubereitet. Schmeckt ziemlich stark, ist aber gut und wärmt. Vor allem die anderen können das gut gebrauchen, denn sie haben zu wenig warme Kleidung mit und frösteln schon. Darum verziehen sie sich auch schon bald in ihre Zelte. Dann bin ich wohl der einzige, der unter freiem Himmel schlafen wird. 😃
Es hat etwas aufgeklärt. Hmm, da könnte ich doch noch ein wenig die Sterne fotografieren. Jep, das mache ich. Ab zu einem Felsen und mit ein paar Steinen ein „Stativ“ gebastelt. Fertig. Leicht angefroren, aber zufrieden gehe ich um zehn Uhr zu meinem Outdoor-Lagerplatz neben dem Jeep und richte mich gemütlich im Schlafsack ein. Darüber zwei Decken aus Kamelwolle, wo jede um die zehn Kilogramm wiegt. Das sollte locker für die kalte Nacht reichen. Von einem fernen Lager ist leises Getrommel zu hören. Ich schreibe ein wenig am Reisebericht, höre Musik und blicke in den Himmel. Der Halo um den Mond ist wieder zu sehen und ich hüpfe noch einmal raus, um zu fotografieren. Es ist echt schon kalt geworden. Geschätzte 6 – 8 Grad. Im kuscheligen Schlafsack geht ein ereignisreicher Tag unter freiem Sternenhimmel zu Ende.
Tag 2: Felsformationen, Crystal Mountain und retour
Ich habe ausgezeichnet geschlafen und als ich wach werde, ist der Himmel bereits rot gefärbt. Also nichts wie raus aus dem Schlafsack, rein in die Schuhe, die Kamera geschnappt und los. Es ist noch immer ziemlich kalt. Der wunderschöne Sonnenaufgang mit den Hügeln im Vordergrund lässt das aber schnell vergessen. Sami ist auch schon unterwegs und hüpft auf einem der Hügel herum. Kurz nachdem uns die ersten Sonnenstrahlen zu wärmen beginnen, werden wir zum Frühstück gerufen. Bis auf das Fladenbrot ist es ein kontinentales Frühstück mit fertig abgepacktem Zeug. Gut, dass ich noch etwas vom Lunchpaket übrig habe. Der heiße Tee tut aber gut und wärmt.
Um acht Uhr brausen wir los zu den nahegelegenen Felsformationen Chicken & Mushroom, Sphinx und Camel. Nice. Nach einer halben Stunde Fahrt mit Dösen halten wir beim Crystal Mountain. Wie der Name schon erahnen lässt, liegen hier viele Kristalle herum. Wie üblich suche ich mir einen Aussichtspunkt mit gutem Überblick über die Umgebung. Auch hier sieht es wieder sehr beeindruckend aus. Über eine gut ausgebaute Straße geht es in einer Stunde zu den Hot Springs in al-Bawiti, die leider außer Betrieb sind. Im Camp warten wir auf den anderen Jeep und den Kleinbus zurück nach Kairo. Ein Schwabe aus dem anderen Jeep erzählt mir, dass sie während der Fahrt am Dach gesessen sind und es am Abend mit einer Shisha noch super gemütlich war. Tja, dachte ich mir ja, dass es in der anderen Gruppe lustiger war. Naja, vor lauter Gemütlichkeit hätte ich dann sicher keine Nachtfotos gemacht. Der Fahrer kommt und kurz darauf geht es auch schon los. 14:17 ein Busch rollt vorbei. 😁 Schließlich erreichen wir Gizeh und ich werde am Eingang zu den Pyramiden abgeladen. Huger. Zwei Full Falafel. Fertig.
Kaum im Hotel angekommen, fängt mich Hossan ab und startet wieder einmal mit seiner Verkaufsshow. OK, ich melde mich am Abend. Beim weiteren Planen geht nichts weiter, da ich fast einschlafe. Also Power Nap. Später sehe ich mir die Sound & Light Show von einer Dachterrasse eines Restaurants an. Das Essen fällt leider ziemlich mau aus und die Show leider auch. Aber das hatte ich ja schon befürchtet. Zurück im Hotel verhandle ich noch mit Hossan, bis wir uns schließlich einig werden. 👍 Und wieder einmal schlafe ich beim Aussortieren der Fotos ein. 😴