Hell’s Gate National Park und Abzocke in Nairobi

Hell’s Gate National Park 

Um sieben Uhr sind die Gänse am Auszucken und schreien lauthals non-stop. Ich bin putzmunter und gehe auf ein Full English Breakfast. Um elf Uhr fasse ich ein MTB aus, das super in Schuss ist. Hätte ich in Afrika nicht erwartet. Damit geht es in leichtem Auf und Ab am Lake Naivasha entlang zum Ol-Karia Gate vom Hell’s Gate National Park. Gleich beim Eingang riecht es nach Schwefel. Der Name scheint gut gewählt. Am ersten Teil der Straße sind jede Menge Rohre zu sehen, mit denen der Dampf zu den zentralen Kraftwerken geleitet wird. An einer der Power Plants frage ich die Security Dame “Is it possible to visit the power station?”. Sie: “Yes, power station”. Alles klar, ich fahre weiter.

Ich komme an die Abzweigung zur Ol Jorowa Gorge. Das enge Stück ist leider gesperrt, da hier vor zwei Jahren ein Tourist durch eine Sturzflut gestorben ist. Man kann aber mit einem Guide eine ca. einstündige Runde drehen und ein wenig in die Schlucht hinein gehen. Ich verhandle den überzogenen Preis und wir gehen zu ein paar Plätzen, die für den Film “König der Löwen” Vorbild waren, und im Anschluss ein kurzes Stück die enge Schlucht entlang, bis wir wieder zum Ausgangspunkt hinauf gehen. Auf dem weiteren Weg quert direkt vor mir ein Zebra. Ein zweites wartet noch im Wald. Toll, wie nahe man hier zu den Tieren kommt. Vorbei am Elsa Gate radle ich zurück zum Camp. 

Fahrt nach Nairobi

Zurück im Camp baue ich mein Zelt ab, packe und mache mich mit einem Matatu auf nach Naivasha. Hier muss ich lange warten, bis das nächste Matatu um sechs Uhr losfährt. Fünf Minuten später: Der neue Präsident von Kenia wird verkündet – William Ruto. Alle Leute laufen auf die Straße und jubeln. Kein Wunder, ich befinde mich in der Region, aus der Ruto stammt. Es wird dunkel und neblig. Wir fahren sehr langsam, denn die Leute sind immer noch am Feiern, blockieren Autos mit ihren Bannern und klopfen Vollgas gegen die Karosserie. Ganz wohl ist mir dabei nicht, denn für jeden, der auf der Straße jubelt, sitzt einer zuhause und ist vermutlich frustriert, denn die Wahl fiel sehr knapp aus. Bin gespannt, wie sich das weiterentwickelt, denn in der Vergangenheit waren die Wahlen ja nicht immer so friedlich. 

Das Matatu leert sich und ich werde auf offener Landstraße in ein anderes umgeladen. Immerhin geht es gleich weiter. Wir erreichen Nairobi, wo natürlich auch auf der Straße gefeiert wird. Leider halten wir nicht an einem größeren Matatu-Stand mit vielen Leuten, sondern an irgendeiner Ecke in der Stadt. Es ist halb zehn Uhr und definitiv nicht die beste Zeit, um in Nairobi anzukommen. Ein paar zwielichtige Gestalten stehen herum, aber zum Glück auch zwei Polizisten. Einer fragt mich, warum ich so spät ankomme. Tja, aufgrund der vielen Stopps und der Feiern auf der Straße hat es eben viel länger gedauert. Ein Typ macht sich an meinem Gepäck zu schaffen, keine Ahnung was er will, aber ich gebe es ins Matatu. Der Polizist: “I am talking with you!”. “Just one moment!”. Muss er ja mitbekommen, dass da was mit dem Typen nicht passt. Irgendwie kommen mir die beiden Polizisten nicht ganz geheuer vor. Nun will der andere meinen Reisepass sehen, prüft ihn und gibt ihn dem anderen, der mit mir ein Stück zur Seite geht. Keine 30 cm vor mir steht der riesige Typ mit einer Maschinenpistole und einem Stock in der Hand. Damit prügelt er auf den Typen ein, der an meinem Gepäck war. Alter, das ist ja echt übel. Der Pass ist OK und ich soll mit dem Matatu-Fahrer in meine Unterkunft fahren, da es hier nicht sicher ist. Hmmm, richtig unsicher scheinen mir nur die beiden Polizisten. Weiter meint er: “Me and my colleague would like to go for a nice dinner!”, was so viel bedeutet wie: “Ich bin ein korrupter A…-Polizist und möchte Geld von dir”. Der 100er ist ihm zu wenig, leider habe ich sonst nur einen 1000er. Wechselgeld kann ich wohl nicht erwarten. Man soll’s nicht glauben, aber der ist OK. 

Ich setzte mich ins Matatu und der Fahrer fragt mich nach der Adresse meiner Unterkunft. Er fährt mich hin, da es hier nicht sehr sicher ist. Oh, das ist ja nett. Dann verlangt der Saftsack für die zehnminütige Fahrt 5000 KES. Zum Vergleich, das Matatu von Naivasha hat 400 KES gekostet. Tja, so schamlos kann man eine Situation ausnutzen. Eigentlich will ich hier nur weg, aber etwas Verhandeln muss sein. Unter 3000 KES macht er es allerdings nicht. Immer noch die volle Abzocke, aber die Gelassenheit, ein Uber zu bestellen, habe ich leider nicht. Wir fahren los. Wie ich merke hinter einem Boda Boda hinterher. Anscheinend hat er einen Typen angeheuert, der den Weg kennt. Schon mal was von Google Maps gehört ihr Vollpfosten? Klar, dass wir dann an der richtigen Straße vorbei fahren. Ich sage es ihm und er berät sich mit dem Boda Boda-Fahrer. Mir reißt die Hutschnur und ich sage, dass ich ihn navigiere und basta. 

Wir erreichen das massiv gesicherte Gebäude, jedoch lässt uns der Security nicht rein. Er will mit der Chefin der Unterkunft sprechen, aber es dauert ewig, bis die Tante zurück ruft. Zumindest darf ich schon einmal das Gate passieren. Zähneknirschend gebe ich dem Matatu-Fahrer seine Beute und wünsche ihm alles Gute mit seinem schlechten Karma. Die Tante meldet sich. Es kommt jemand und bringt mich in die Unterkunft. Nach einer weiteren viertel Stunde bin ich dann endlich im Zimmer. Es braucht eine Zeit, bis ich mich wieder beruhige, denn zweimal hintereinander so abgezockt zu werden, geht mir so richtig auf den Zeiger. Sogar beim Schreiben dieser Zeilen geht mein Puls gegen 200. Wie schön war es doch im Fisherman’s Camp. Ich werke noch am Laptop und beschließe, morgen das Zentrum von Nairobi zu besichtigen, dann muss ich am Ende von Kenia nicht mehr in die Stadt und kann nach dem Flug von Lamu in der Nähe vom Flughafen bleiben. 

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