Tatort Fischerman’s Camp

Aufgrund der Brisanz der Vorfälle, welche sich am 14.8.2022 im Fischerman’s Camp am Lake Naivasha in Kenia ereignet haben, wird dieser Artikel veröffentlicht um andere Kenia-Reisende zu warnen. 

Zum Tathergang

Als Thomas H. (Name v. d. Red. nicht geändert) nach einer ruhigen, vielleicht zu ruhigen, Nacht am Lake Naivasha zum Frühstück geht, weiß er nicht, dass er beobachtet wird. Nichtsahnend bestellt er sich ein herzhaftes Full English Breakfast mit allem was Energie gibt, aber auch schwer im Magen liegt. Da er immer noch nicht ganz fit ist, beschließt er, auch diesen Tag zum Regenerieren im Camp zu verbringen und setzt sich auf eine Bank in der Nähe seines Zeltes, um in Ruhe seine unzähligen Fotos aus den Nationalparks auszusortieren und etwas an seinem Blog zu arbeiten. Plötzlich ein Geräusch. 

Eine Gruppe Grüne Meerkatzen, kleine graue Äffchen mit blauen Hoden, zieht im Camp umher. Fasziniert von den putzigen Tierchen montiert er das Teleobjektiv an die Kamera und begibt sich auf Fotojagd. Hoch konzentriert macht Thomas H. jede Menge Fotos von den possierlichen Tierchen, wie sie herum hüpfen und sich gegenseitig das Fell pflegen oder miteinander spielen. Nichtsahnend, dass hinter seinem Rücken gerade ein Verbrechen der übelsten Art begangen wird. Sein nach guten Fotomotiven prüfender Rundumblick fällt um exakt 13:22 auf den Rastplatz und er muss Schreckliches entdecken. Er wird soeben ausgeraubt. Ein Trupp hoch krimineller Äffchen macht sich über sein Frühstücksbrot her. Es sind nicht nur die schwarzen Schafe der Familie, die sich über das Brot hermachen, nein die ganze Familie ist an dem schweren Verbrechen beteiligt. Langsam geht er in Richtung Tatort, um währenddessen Beweisfotos zu schießen. Während er den Tatort sichert und den Rest des Frühstücks in Sicherheit bringt, kommen einige dreiste Räuber an den Ort ihrer Tat zurück, um noch die restlichen Krümel abzustauben. Die Täter sind sich ihrer selbst sehr sicher, denn sie verputzen das Diebesgut genüsslich direkt neben dem Rastplatz, was ihm die Gelegenheit gibt von der ganzen Verbrecherbande Fotos zu machen. 

Er hat von solchen Übergriffen bereits gehört und musste diese auch schon selbst mit ansehen. Zum Beispiel als vor zwei Jahren im Serengeti Nationalpark eine Gruppe Vögel den unachtsamen Touristen das Essen aus dem Auto stahl, oder ein Affe, der im Schweinsgalopp mit seiner Beute über einen Rastplatz huschte um das erbeutete Stück Brot genüsslich, aber auch äußerst provokant, vor den Augen der anderen Touristen zu verputzen. Der dreisteste Vorfall ereignete sich jedoch in Venedig, als ein nichtsahnender Tourist das letzte Stück seines Burgers genüsslich zum Mund führt und eine Seemöve es ihm mit einem waghalsigen Manöver entreißt und damit blitzschnell davon fliegt. Bei all diesen Vorfällen konnten die Täter ungestraft entkommen. Diesmal sollte es anders sein, denn er hat ja die Fotos von den Tätern. Leider ist es ihm aufgrund der großen Anzahl, der Schnelligkeit und Geschicklichkeit der verbrecherischen Tiere unmöglich sie dingfest zu machen. 

Doch an wen sollte er sich bzgl. der weiteren Bearbeitung des Falls wenden? Während er nachdenklich an seinem inzwischen langen Barthaaren zupft, wird er auf eine Gruppe Mantelaffen aufmerksam, die gerade über den Sicherheitszaun in das Camp klettert. Die Aktion sieht nicht gerade sehr offiziell aus. Sie nähern sich langsam von einer Sitzgelegenheit zur anderen. Plötzlich trennt sich eines der Tiere von der Gruppe und läuft mit einem Affenzahn über das Gelände in Richtung des Zeltes von Thomas H. und springt auf dieses, sodass sich das Gestänge stark durchbiegt. Es hält. Mit einem weiteren Satz sitzt der Affe auf der Spitze des Zeltes. Eine klassische Hausbesetzung.

Er ist nicht der einzige Beobachter der Aktion. Ein wichtig aussehendes Mitglied der Gruppe sieht ebenfalls gespannt zu. Möglicherweise das Oberhaupt der Hausbesetzer? Schnell macht sich Thomas H. zu seinem Zelt um die Hausbesetzung möglichst gewaltfrei zu beenden. Als der Mantelaffe bemerkt, dass sich jemand nähert, gibt er das Zelt freiwillig frei und springt mit einem großen Satz ins Gras und weiter in einen Strauch, wo er seelenruhig Blätter und Blüten frisst. Nach außen gibt sich der Affe äußerst gelassen und sieht aus, als wäre er sich keiner Schuld bewusst. Ein weiteres Gruppenmitglied nähert sich. Allerdings nicht um zu fressen, vielmehr um nach einem noch besseren Ziel für eine Besetzung Ausschau zu halten. Prüfend blickt er durch ein Fenster, ob sich es sich lohnt. Anscheinend ist nichts zu holen, da er sich ebenfalls lieber mit dem Fressen der Blüten beschäftigt. Der Boss sieht nicht zufrieden aus und kommt näher. Er hat ein sich noch lohnenderes Ziel ausgemacht und führt die gesamte Gruppe zu anderen Leuten, die etwas Essbares haben. Sie setzten sich lieb dreinschauend vor die Camper, blitzen jedoch ab und werden mit einer Wasserflasche in die Bäume verjagt. 

Auch andere Bewohner des Camps waren Zeugen der sträflichen Vorgänge. Obwohl mit großer Klappe ausgestattet halten sie den Mund oder den Schnabel und schweigen. Manche machen sich sogar aus dem Staub oder verstecken sich hoch oben in einem Baumloch, als er sich nähert um Fragen zu stellen. 

Schließlich sieht Thomas H. noch ein Pärchen, dass den Raub beobachtet hat. Leider nur aus großer Entfernung und somit ohne sachdienliche Hinweise. Da ihnen das Opfer leid tut und der Fisch, den sie von den am Ufer sitzenden Fischern gekauft haben, auch für drei Personen reicht, laden sie ihn zum Abendessen ein. Er freut sich, ist aber trotzdem skeptisch. Kann man dem nett wirkendem asiatisch-afrikanischen Pärchen trauen? Oder ist es nur der Versuch das Verbrechen in diesem Moloch auf das nächsthöhere Level zu heben? Er beschließt sich darauf einzulassen und macht sich auf den Weg zum Büro des Camps um die Vorfälle zu melden und etwas aus seinem zweiten Rucksack zu holen. Interessiert horcht man seiner Geschichte zu, es erweckt aber den Eindruck als würde man den Fall als nicht so dramatisch einstufen. Und tatsächlich ist er das auch nicht, denn das staubtrockene Brot war schon zwei Tage alt und er hätte es wohl ohnehin nicht mehr gegessen. Und die Schokokekse konnte er in Sicherheit bringen.  

Als er nach der Dämmerung zu Lomoro und Yasemin geht, ist der Fisch bereits unter und die Kartoffeln neben dem Lagerfeuer platziert. Ihm bleibt also nur mehr Bier zu besorgen. Die beiden, eine Filmemacherin und ein Filmproduzent sind sehr nett und die Themen des Gesprächs durchaus interessant. Der Fisch ist fertig und schmeckt köstlich. Ebenfalls die Kartoffeln, die mit italienischem Schafskäse gepimpt wurden, den Yasemin vor drei Tagen aus Holland mitgebracht hat. Er verbringt einen netten Abend mit den beiden und geht ob der Vorfälle dennoch mit einem guten Gefühl in sein Zelt um zu schlafen. 

Dennoch werden viele Fragen wohl nie geklärt werden. Wurde er am Vortag absichtlich geschwächt um ihn dazu zu bringen im Camp zu bleiben? Gab es hier in der Vergangenheit schon ähnliche Verbrechen? Steht die vorübergehende Hausbesetzung im Zusammenhang mit dem Raub? Gibt es einen Drahtzieher hinter den Taten, oder handelt jede Gruppe einzelnen in ihrem eigenen Interesse? 

Aufruf

Kenia-Reisende werden dringend gewarnt sich vor diebischen Affenbanden in Acht zu nehmen und eventuelle verdächtige Beobachtungen sofort zu melden. Es wird gebeten, sachdienliche Hinweise über die Identität bzw. den aktuellen Aufenthalt der Täter oder ähnliche Vorfälle über die Kommentarfunktion zu melden. 

Vielen Dank für deine Mithilfe. 

11 Gedanken zu „Tatort Fischerman’s Camp“

    1. Hallo Eva,

      Danke, freut mich, dass dir der Artikel gefällt. Werde heute gleich aufpassen. In der Nähe vom Camp soll es nämlich Hyänen geben. Zebras und Giraffen sind schon vorbei spaziert.

      Lg aus dem OldonyoMusa Camp

  1. Der Fernseh-Tatort am Sonntag um 20:15 kann einpacken. Dieser Blog-Tatort bringt exotische Orte, einen Kommissar, der zugleich Opfer wie Ermittler ist, organisierte Bandenkriminalität kombiniert mit unglaublicher Dreistheit der Diebe – selbst Kameraüberwachung konnte sie nicht stoppen. Der Kommissar muss um sein Leben fürchten, der Hungertod (oder zumindest Unterzuckerung) droht.

    Auch wenn am Ende viele Fragen offen bleiben, gibt es doch einen versöhnlichen Abschluss des Falls: durch Amtshilfe aus Holland kommt der Kommissar unbeschadet davon.

    Huzi, gib Bescheid, wenn Amtshilfe aus Österreich notwendig wird – eine Monatsration Mannerwafferl ist schnell verschickt 😉

    1. Hallo Tamara,

      Ja, war harte Ermittlungsarbeit, aber am Ende ging es doch gut aus.

      Ich hoffe das ist heute auch der Fall. Ich sitze seit drei Stunden in einem Auto mit Platten. Im Reserverad war leider keine Luft. Nun ist der Vollhonk unterwegs es reparieren zu lassen.

      Mannerwafferl wären nun echt der Burner.

      Lg aus dem Amboseli National Park

      1. Oje, steckt wieder die organisierte Kriminalität dahinter? Wittert die Affenbande einen neuen Vorrat an Schoko-Keksen? Handelt es sich um einen Hinterhalt…?

        Viel Glück & hoffentlich dauert’s nicht mehr zu lange, bis du weiterreisen kannst.

        LG aus Linz

        1. Hoffentlich nur Pech und ein Vollpfosten als Fahrer. Eine kriminelle Affenbande war noch nicht zu sehen. Dafür 50 illegale Einwanderer, denn Kühe sind hier nicht erlaubt.

          Aber der Tag ist ja noch nicht zu Ende. 😁

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