Auf nach Hurghada

Gleich nach dem Frühstück packe ich mein restliches Zeug und starte mit komplettem Gepäck zu Fuß los. Spontan entscheide ich mich dann doch für ein Taxi und lasse mich zum Bus nach Hurghada fahren. Der Bursche, der das Gepäck einlädt, verlangt EGP 20 für jedes Gepäckstück. Hmmm, das ist doch im Preis enthalten. “Ich kann ja beim Schalter fragen!”, meint er. Mache ich auch und es wird mir bestätigt, dass das Gepäck inkludiert ist. Tja, dann bekommt der Burschen eben nichts. Hatte mir schon etwas Trinkgeld gerichtet. Hoffentlich kommt mein Rucksack an. 

Kaum eingestiegen setzt sich eine mega konfuse Asiatin neben mich. Es dauert ewig, bis sie ihr ganzes Zeug sortiert und verstaut hat. Na das kann ja heiter werden. Mit etwas Verspätung fahren wir kurz nach acht Uhr ab und das Nervenbündel verzieht sich mit ihrer Freundin nach hinten. Yeah. Die Strecke führt östlich entlang des Nil bis nach Qina, wo sich Sam neben mich setzt. Er lebt in Dänemark und kommt seit fünf Jahren das erste Mal zurück nach Ägypten, um seine Familie zu besuchen. Wir unterhalten uns super und ich erfahre vieles über Ägypten. Z.B. dass es in der Wüste Gold gibt, die Beduinen im Süden die Grenze bewachen und dafür von der Regierung bezahlt werden und das versucht wurde von Qina nach Hurghada eine Eisenbahn zu bauen. Leider wurden die Gleise gestohlen, weshalb das Projekt eingestellt wurde. Hatten wir nicht Ähnliches mit dem Diebstahl der  Kupferkabel in Österreich? Sam steigt in Safaga aus und ich widme mich wieder dem Blog. 

Am frühen Nachmittag erreichen wir Hurghada und mein Rucksack ist auch angekommen. Perfekt. Mit dem Taxi geht es in wenigen Minuten zum Luxor Hotel Hurghada. Cool, da geht sich noch ein Nachmittag am Strand aus. Beim Check-In dann die Ernüchterung. Obwohl in der Online-Reservierung steht, dass der Betrag im Voraus abgebucht wird, akzeptiert der Herr an der Rezeption nur Barzahlung. Und da die Buchung in Dollar erfolgte, muss ich mit Dollar bezahlen. Was läuft hier quer? No tengo Dolares. Ich bitte den Rezeptionisten beim Chef nachzufragen. Nö, nur Bares in Dollares ist Wahres. Und wo bekomme ich nun Dollar her? Da Freitag ist, haben alle Banken und Wechselstuben geschlossen. “Kann ich morgen bezahlen, wenn die Banken offen haben?”. “Nein!”. Danke für nichts. Grrr. Ich setze mich in die Lobby und beginne zu recherchieren. Dann kommt der Rezeptionist, erklärt mir etwas wirr den Weg zu einer Wechselstube, die geöffnet sein sollte. Und los. Leider kann ich sie nicht finden und im Hotel gegenüber geht auch nichts. Die sitzen alle auf ihren Devisen, wie die Glucke auf dem Ei. Etwas ratlos starre ich auf mein Handy und suche eine andere Möglichkeit, als ein Mann aus einem Laden kommt und mich fragt, ob er mir helfen kann. Jep, ich brauche Dollar. Er telefoniert etwas herum und bringt mich zu einem Geschäft. Der Besitzer hat exakt 42 Dollar. Ich brauche zwar 43, aber das sollte reichen. Und so ist es auch. Den restlichen Dollar kann ich dann ebenfalls zum Schwarzmarktkurs begleichen. Und schwupps, ist das Hotel um die Hälfte teurer. Ich war echt schon kurz davor, mir ein anderes zu suchen. Nach mehr als zwei vergeudeten Stunden kann ich endlich in mein Zimmer. Den Strand kann ich mir abschminken. Grrr. Na dann kann ich noch ein wenig für die nächsten Tage organisieren. 

Alles erledigt, also ab zur Erkundungstour. Ich entdecke einige Fake-Shops von Lidl, Aldi und Kaufland. Tja, das nenne ich kreativ. Entlang der Straße am Meer stehen viele Ruinen und es gibt einige Baustellen. Sogar direkt am Strand. Die Sicht auf das Meer ist fast überall verbaut und nicht einmal vom Aussichtspunkt sieht man zum Strand. Vieles ist auf Russisch angeschrieben und tatsächlich sind auch viele Russen in der Stadt zu hören. Später erfahre ich, dass man mit Russisch überall in Hurghada durchkommt. In der Nähe der Al Mina Moschee weht mir der Geruch eines Outdoor-Grills in die Nase. Also rein. Die Preise sind auf arabisch angeschrieben. Und weil ich so ein netter Tourist bin, wird extra für mich der doppelte Preis aufgerufen. Danke, aber danke nein. 

Gegenüber besuche ich die Al Mina Moschee, die besonders durch Ihre schönen Luster beeindruckt, die das Innere schön hell erleuchten. Wieder einmal kann ich die friedliche Stimmung genießen. Nicht ganz so friedlich geht es am nahegelegenen Fischmarkt zu. Hier wird wie üblich die Ware lautstark angepriesen. Noch ein Stück weiter gelange ich zur Marina. Hier gibt es nicht nur viele Boote und Restaurants, sondern auch Informationsstände zu den Aktivitäten am Wasser. Interessanterweise ist hier alles teurer, als über die üblichen Tourenportale im Internet. Das kenne ich eigentlich umgekehrt. Dann wird mir klar, warum. Es wird der Schwarzmarktkurs zum Umrechnen verwendet. Na dann buche ich eben online. Gemütlich schlendere ich dem Wasser entlang und fahre im Anschluss zurück zum Hotel. 

Ich setze mich in ein kleines Restaurant und bestelle Pizza mit Shawarma. Mit etwas Nachsalzen schmeckt sie ganz okay. Da es im Zimmer kein WLAN gibt, begebe ich mich in die Lobby und quatsche mit meinen Eltern. Alles gut zuhause. Der Mann an der Rezeption sieht fern, während nervige Musik aus den Lautsprechern dröhnt. Was für eine Kakophonie. Da helfen die Kopfhörer leider auch nicht viel. Lieber rauf aufs Zimmer. Die Freunde aus Hurghada melden sich. Sie haben eine Brille im Taxi vergessen, der Fahrer bringt sie morgen ins Hotel und ich soll etwas Bakschisch hinterlegen. Klar, kein Problem. Gut, wenn man in einem anderen Land jemanden hat, der einem helfen kann. 😃 Gute Nacht um ein Uhr. 

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