Heute ist Sonntag und ich komme somit an kein Geld. Also ist das Erkunden der Stadt angesagt. Am Nachmittag habe ich ohnehin schon die Tour “Walking with Pinguins” online gebucht, die wird sicher lustig. Ich schlendere also durch die Straßen immer Ausschau haltend nach eine Bank oder dergleichen. Alles ist sehr sauber und nett, wenn auch sehr touristisch. Es gibt sogar ein Hard Rock Cafe.
Coooool. Am frühen Nachmittag finde ich mich am Hafen für meine Tour ein. Leider ist mein Name nicht auf der Liste und ein Last-Minute-Platz ist auch nicht mehr frei. Na toll. Angepisst schreibe ich der Agentur und nehme den nächsten freien Termin in zwei Tagen und meinen Zeitplan werfe ich auch gleich über den Haufen. Immerhin werden Dollar akzeptiert und die Tour kostet Vorort deutlich weniger als online. Mal sehen, ob ich mein Geld wieder bekomme. Ich setze meine Erkundungstour fort und der Ärger verfliegt mit jedem Schritt. Am Abend gehe ich noch ins Hard Rock Cafe auf ein Bierchen. Tag gerettet.
Die Internetrecherche für günstiges Bargeld in Argentinien ergibt Western Union. Also melde ich mich an und überweise mir selbst € 500,-. Der Wechselkurs ist 2,5 Mal so hoch wie beim ATM. Cool. Ich mache mich auf zur Post, wo lt. der Website von Western Union eine Auszahlung möglich ist. Nach 20 Minuten Warten in der Schlange komme ich zu einem Schild mit der frei übersetzten Aufschrift: “Nix haben Western Union”. Grrrrrr. Bis ich tatsächlich an mein Geld komme muss ich noch zwei weitere Standorte abklappern und es ist früher Nachmittag. Dafür bin ich nun im Besitz eines fetten Bündels Tausender und etwas Kleingeld – Hunderter und so.

Glaciar Luis Martial
Da noch ausreichend Resttag vorhanden ist (es wird erst um 23:00 dunkel), kann ich noch eine Wanderung angehen. Eine kurze Recherche im Internet ergibt, dass man direkt vom Ort aus zum Glacier Luis Martial hinauf gehen kann. Klingt nicht schlecht. Ich habe ohnehin schon alles dabei und mache mich auf die Socken. Zuerst durch die Stadt, dann durch einen Wald immer einem Bach entlang, bis ich schließlich zu einem Parkplatz komme. Hier ist ein Skilift. Klar, Gletscher und so. Ein Stück neben der Piste führt ein Weg entlang des Baches hinauf bis zur Bergstation und von dort relativ flach hinein in ein Tal und anschließend über Schotter zum Ende des Wanderweges. Zumindest steht das auf einem verrotteten Schild. Von einem Gletscher ist weit und breit nichts zu sehen. Das liegt aber nicht nur am schlechten Wetter, sondern auch daran, dass sich auch hier die Gletscher zurück ziehen. Ich pfeife auf das Schild und gehe noch ein Stück weiter hoch, bis der Weg tatsächlich zu Ende ist. Noch immer kein Gletscher in Sicht, aber zumindest ein kleines Schneefeld. Die Aussicht auf Ushuaia und über den Beagle Kanal bis nach Chile ist sehr schön und das Wetter scheint sich etwas zu bessern.
Beim Abstieg nehme ich nach der Talstation einen anderen Weg. Dieser ist anfangs noch mit Flowtrail-Elementen für Mountainbiker versehen wird aber immer schmaler und geht in dichten Wald. Da er noch gut erkennbar ist, gehe ich weiter. Plötzlich stehe ich vor einem Bach. Brücke, Fehlanzeige. Ein Baumstamm liegt über dem Bach. Ich steige rauf und rutsche gleich mal ab. Mist. Ein Sturz ist zwar nicht tödlich, aber bei einer Lufttemperatur von maximal 10 Grand alles andere als optimal. Mal abgesehen davon, dass ich mir auch wehtun könnte. Mit 180 Puls und wackeligen Knien stehe ich nun da. Ich warte ein wenig, bis ich mich beruhige und husche in flottem Schritt rüber. Geschafft. Ich bin wieder am Weg, den ich hinaufgegangen bin. Zehn Minuten später geht mir immer noch die Pumpe.
Zurück in meiner Airbnb-Unterkunft checke ich mir vom Host ein MTB für morgen, ziehe mir noch etwas von meiner Jause rein und buche Unterkünfte für die nächsten Orte meiner Reise.