Stuart Highway bis Coober Pedy
Da ich heute eine sehr lange Strecke vor mir habe, fahre ich schon bald los und erreiche um acht Uhr Lochiel, das am rot gefärbten Salzsee Bumbunga Lake liegt. Die rote Farbe ist nur saisonal zu sehen und stammt von salzliebenden Algen und Bakterien. Ziemlich cool. Erinnert mich etwas an die Lagunas im Süden von Bolivien. Bei ALDI in Port Pirie kaufe ich jede Menge Verpflegung und kanisterweise Wasser für das Outback. Man weiß ja nie, was passiert. Den guten Wein gibt es leider nicht, da ALDI in South Australia anscheinend keine Lizenz zum Verkauf von Alkohol hat. Schade, dann muss ich wohl mit dem restlichen Bier vorliebnehmen. In Port Augusto wird noch voll getankt, bevor es über den Stuart Highway nach Norden ins Outback geht.
So wie es aussieht, grüßt man sich im Outback mit einem Fingerzeig. Zumindest machen das viele Autofahrer. Das gefällt mir und ich mache es ab nun auch. Interessanterweise halten die Fahrer der bis zu 50 Meter langen Road Trains von diesem Gruß wenig. Es könnte aber auch sein, dass sie es durch das Gitter, dass sie vor angefahrenen Kängurus schützt, nicht sehen, wenn man sie grüßt. Am Straßenrand sehe ich ein Schild, auf dem eine Sehenswürdigkeit angeschrieben ist und versuche es zu entziffern. Als ich wieder auf die Fahrbahn blicke, sehe ich eine große Eidechse, die gerade vor mir die Straße quert. Ich versuche auszuweichen, viel Richtungsänderung ist bei 100 km/h aber nicht drinnen und so macht es Duck-Duck. Sorry. Der Stuart Highway ist die meiste Zeit gerade und die Landschaft ist wenig abwechslungsreich. Wieder einmal ist ein Powernap fällig.
Ein Schild kündigt einen “Emergency Road Strip”. Kurz darauf wird die Straße etwas breiter und hat eine andere Linienführung, sodass hier Flugzeuge notlanden können. Geil. Am letzten Abschnitt der heutigen Etappe sind noch einige der Eidechsen unterwegs. Darunter eine besonders selbstmörderische. Sie läuft diagonal über die Straße und unter meinen Rädern durch. Kein Duck-Duck-Geräusch. Überlebt. 👍
Coober Pedy
Nach elf Stunden und etwas über 800 km erreiche ich kurz vor sechs Uhr Coober Pedy, das hauptsächlich für seine Opal-Minen bekannt ist. Es gibt sogar eine eigene Fernsehserie über die Arbeit in den Minen. Da es hier im Sommer unerträglich heiß ist, wohnt die Hälfte der Bewohner unterirdisch bei angenehmen Temperaturen um die 20 Grad. Das will ich mir natürlich nicht entgehen lassen, weshalb ich im Riba’s Underground Camping einchecke. Hier könnte man sogar sein Zelt unter der Erde aufbauen, aber ich entscheide mich für das Zimmer, denn da ist man unmittelbarer am Felsen und nicht durch Stoff vom Zelt abgeschirmt. Die online angepriesenen Abendtouren gibt es leider nicht mehr, da vor einer Woche die Nachsaison begonnen hat. Der heiße Sommer naht. Und so mache ich mich selbst auf, um die Stadt zu erkunden.
Ich fahre zu einem Aussichtshügel und im Anschluss zur Catacomb Church, die, wie der Name schon sagt, unter der Erde liegt. An vielen Stellen sieht man Satellitenschüsseln und Lüftungskamine aus dem Boden ragen. Diese sind ein Zeichen dafür, dass darunter jemand wohnt. Etwas außerhalb der Stadt, bei einem der Wahrzeichen von Coober Pedy, sehe ich mir den Sonnenuntergang an. Bei dem Wahrzeichen handelt es sich um einen “Blower”. Ein Truck, der zu einem riesigen Staubsauger umgebaut wurde, mit dessen Hilfe das abgebaute Erdreich aus der Mine gefördert wird. Dabei entstehen die für die Opal-Minen typischen Haufen, die hier überall zu sehen sind.
Zurück in der Unterkunft gehe ich in den Aufenthaltsraum, da dieser der einzige Ort unter der Erde ist, der mit WLAN ausgestattet ist. Ich esse zu Abend und arbeite bis spät in die Nacht an den Fotos.
Ich schlafe lange und starte erst um halb elf Uhr in den Tag. Nachdem ich noch einmal beim “The Blower” vorbeigeschaut habe, sehe ich mir die unterirdisch angelegte Orthdox Church an. Im Anschluss erkunde ich die Old Timers Mine, die zu einem interessanten Museum umfunktioniert wurde. Beim Bau einiger Ausstellungsräume hat man große Stücke Opal gefunden, die an ihrem Ort belassen wurden und zu besichtigen sind. Hinter einer fetten Glasscheibe selbstverständlich. 😀
Stuart Highway bis Curtin Springs
Zu Mittag breche ich auf und fahre den Stuart Highway weiter nach Norden. Wieder einmal beginnt es nach dem Mittagessen im Bauch zu zwicken. Mist, heute noch nichts getrunken. Schnell ziehe ich mir einen Liter Wasser rein. Hoffentlich kratze ich noch die Kurve, denn so einen Tag wie in Neuseeland muss ich nicht noch einmal haben. Ich fahre weiter und um exakt 14:40 Uhr schwebt ein dürres Gebüsch drei Meter über meinem Auto vorbei. Ja, ein Gebüsch. Ich bin mir sicher. Dennoch mache ich einen Powernap. 😀 Um vier Uhr erreiche ich Marla und tanke voll. Hier im Outback ist es wichtig, jede Tankstelle mitzunehmen, denn diese sind weit gestreut und Treibstoff ist nicht immer verfügbar. Am weiteren Weg nach Norden passiere ich die Grenze zum Norther Territory, wo die Uhr um eine Stunde zurückzustellen ist. Cool, dann komme ich doch nicht so spät an.
Ein weiteres Mal tanke ich in Erldunda und zweige nach Westen auf den Lasseter Highway ab. Von nun an geht es immer der Sonne entgegen. Hört sich toll an, ist aber ziemlich unangenehm, da jeden Augenblick ein Känguru auf die Straße hüpfen könnte. Auf einem riesigen Schild ist bereits der Uluru, auch Ayers Rock genannt, angeschrieben. Beworben wird er mit dem Spruch “Visit Uluru. 10 million flies can’t be wrong”, oder so ähnlich. 😀. Der Sonnenuntergang mit seinen Violett-Tönen ist spektakulär. Die Dämmerung dauert hier viel kürzer als an der Küste. Klar, ich bin schließlich 1500 km weiter nördlich. Auch das Fotografieren funktioniert hier anders. Aufgrund der unendlich vielen Fliegen ist zuerst abzuwarten, bis alle im Gesicht sitzen und es nicht mehr summt, bevor der Auslöser gedrückt wird. Macht man das nicht, hat man sie am Foto.
Gegen acht Uhr erreiche ich nach fast 700 km das Curtin Springs Wayside Inn, die gratis Campen anbieten. Ziemlich cool, wenn man bedenkt, dass man hier mitten im Outback ist. Fürs Duschen ist allerdings zu zahlen. Finde ich absolut fair. Draußen hat es immer noch 28 Grad und im Auto ist es noch viel wärmer. Mal gucken, ob das mit dem Insektengitter funktioniert. Ich zwicke jeweils eines in einer Türe ein und lasse das Fenster runter. Ein schwaches Lüftchen zieht durch den Innenraum. Perfekt. Das Zwicken im Bauch ist fast weg und ich habe Hunger. Sehr gut. Es scheint, als hätte ich die Kurve gekratzt. Also Abendessen, Fotos aussortieren und an den Reiseberichten arbeiten. Alles staut und stapelt sich bereits. Grrr.