Heute Nacht habe ich ausgezeichnet geschlafen. Gestärkt mit Haferflocken und Müsli in kaltem Wasser, was erstaunlicherweise ganz gut schmeckt, geht es los. Auf dem Weg von gestern gehe ich bis zur Abzweigung und dann weiter zum sehr schönen Hotel Central. Zwei ältere Damen berichten, dass der Sonnenaufgang heute nicht besonders spektakulär war. Sehr gut, nichts versäumt. Nach einem kurzen Stück erreich ich um elf Uhr das Camp Central. Es ist sonnig und angenehm warm, perfekt für ein Bier auf einer gemütlichen Bank. Bei der Gelegenheit wasche ich mein kurzes T-Shirt und mein Buff. Bei dem Wetter wird das bis zum Abend sicher trocken.
Am weiteren Weg beginnt es zuziehen. Im Unterholz raschelt etwas. Eine Maus. Das erste Säugetier, das ich im Park sehe. Bis auf ein paar Vögel ist nicht viel los. Im lichten Wald geht es immer einer Offroadpiste entlang. Sieht nach einem langweiligen Hadscher aus. Hier irrt der Wandersmann, den wenig später habe ich eine grandiose Aussicht über das Tal und den weiteren Weg. Auf einer offenen Fläche grasen weit über 50 Pferde, einige liegen auch nur faul herum und dösen. Der restliche Weg führt durch gelbgrünes Gras flach entlang dem Tal. Rechts der Fluss, von vorne Regen und Wind.
Um halb vier Uhr erreiche ich das Camp Serón. Beim Check-in hängen die Öffnungszeiten der weiteren Etappen aus. Ich bespreche meinen Plan für die nächsten beiden Tage mit dem Typen vom Camp. Der Plan sei ambitioniert, aber definitiv machbar. Ich muss aber früh los, damit mich die Ranger weitergehen lassen. Perfekt. Auf der Weltkarte verewige ich mich noch mit einer Stecknadel und entdecke das Angebot des Tages. Zwei große Bier zu einem vernünftigen Preis, wenn man bedenkt, dass das Camp sehr abgelegen ist.
Als der Regen etwas nachlässt baue ich das Zelt auf und gehe kochen. Hier treffe ich auf die zwei Holländer, mit denen ich mich am Weg schon unterhalten habe. Mit am Tisch sitzt noch ein Amerikaner, der Weltraumingenieur in LA ist. Cooler Beruf. Ich drehe noch eine Runde um das Camp und zum Fluss. Im sich bewegenden Gras kann man den warmen Wind von den Bergen kommen sehen. Hoffentlich wird er nicht stärker, denn das Camp bietet nur wenig Schutz. Nach einer herrlichen Dusche ist es Zeit für das zweite Bier mit dem ich mich zu den anderen geselle. Wir quatschen über unsere Wanderungen und die weiteren Etappen. Anscheinend bin ich der einzige, der immer ein Camp überspringt. Wir sitzen schon eine Weile und die Sonne ist noch immer nicht untergegangen. So weit in Süden dauert es gefühlt ewig und ist echt ungewohnt. Als es finster ist scheint der Mond durch die schnell vorbeiziehenden Wolken und der warme Wind bläst immer noch, sodass sich mein Zelt ziemlich verformt.