Da ich schon in der Nähe bin, schaue ich gleich als erstes zum Slope Point. Allerdings nehme ich heute die gute Straße, auch wenn es ein kleiner Umweg ist. Der Slope Point ist der südlichste Punkt der Südinsel und über eine Wiese in einer halben Stunde erreicht. Am Schild mit den Entfernungen zum Äquator und dem Südpol sieht man, dass Neuseeland gar nicht so weit südlich liegt. So liegt z.B. Christchurch 44 Grad südlich, während Wien 48 Grad nördlich liegt.
Vorbei an Tokanui geht es nach Invercargill, wo die Essensvorräte aufgestockt werden. Dabei hüpft ein ganzes Grillhuhn in den Einkaufswagen, welches am nächsten Rastplatz in meinen Magen umgeladen wird. Keine Ahnung, welche Hühnerrasse in Neuseeland ansässig ist, aber das Teil besteht fast nur aus Fleisch. Cool, dann habe ich länger was davon. Sehr viele der Rastplätze sind mit einer Toilette ausgestattet. Meist zwar nur ein Plumpsklo, aber immer tiptop sauber. Warum schaffen wir das in Österreich nicht? Sind wir zu blöd zum Schei…? Am Weg entlang der Küste halte ich an der Cosy Nook, Monkey Island, hat nichts mit dem Adventure Game von LucasArts zu tun, und McCracken’s Rest. Die Straße führt nun nach Norden, ich verlasse vorerst die Küste und fahre zur Clifden Suspension Bridge, die im Jahre 1899 errichtet wurde.
Nach einer kurzen Besichtigung cruise ich weiter zur Clifden Cave, ziehe mich warm an und schnappe Stirnlampe und Spiegelreflexkamera. Ein Pärchen ist ebenfalls gerade eingetroffen. Super, falls etwas ist, ist noch wer da. Ich gehe voran und gleich zu Beginn wird es ziemlich eng. Easy für einen kleinwüchsigen Torsionskünstler, aber für mich etwas schwieriger. Hinter mir ist es plötzlich still. Hmmm, ich glaube die beiden haben wieder umgedreht. Mit den unmöglichsten Verrenkungen überwinde ich die ersten Stellen und krabble auf allen Vieren durch niedrige Durchgänge oder gehe gebückt wie der Glöckner von Notre Dame. Ohne die Kamera wäre das viel einfacher. Die Höhle wird weiter und es wird feuchter. Hier sollen die Larven der Fungus Gnats, ähnlich wie Mücken, mit ihren Fangschnüren auf ihre Opfer warten, die in den klebrigen Tropfen hängen bleiben und verspeist werden. Die Larve leuchtet blau und lockt damit ihre Beute an. Also Licht aus und nach einer Weile gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit. Und tatsächlich sind einige blaue Punkte zu sehen. Die Fäden sind maximal fünf Zentimeter lang und das Licht der Larven leuchtet bei weitem nicht so hell wie auf den Fotos im Internet. Schon interessant, wie viel Kreativität die Internetgemeinde hat und was mit Photoshop alles geht. 😁 Eine Weile lang versuche ich mich am Fotografieren und folge anschließend den reflektierenden Markierungen. Es wird wieder extrem eng. Hmmm, laut Beschreibung sollte ein Wasserbecken kommen. Ich sehe Tageslicht und eine Schild “Entrance”. Mist, ich bin in die falsche Richtung. Na dann das Ganze noch einmal, diesmal aber ohne große Kamera. Nun geht es viel schneller und nach nur 15 Minuten erreiche ich den Pool. Leider ist der Wasserstand zu hoch und Umgehen ist nicht möglich. Mist. Also wieder zurück und ein viertes Mal verrenken, was der Körper so hergibt. Höhlen sind immer wieder faszinierend und es macht echt Spaß sie zu erkunden.
Ich fahre weiter. Ein Stück vor Te Anau ein Schild. Rakatu Wetlands. Die nehme ich auch noch mit. Nach Te Anau führt der Milford Highway durch einen Wald und ich sehe einen Vogel über die Straße huschen. Ein Kiwi? Da muss ich mich morgen erkundigen, ob das sein kann. Wie fast jeden Tag, erreiche ich auch heute das Tagesziel um ca. halb acht Uhr. Die Cascade Creek Campsite ist riesig und ein Stellplatz leicht gefunden, da nur wenige Camper hier sind. Wie zu erwarten war, gibt es in diesem entlegenen Tal keinen Handyempfang, also beschäftige ich mich mit den Fotos. Der Himmel ist sternenklar und die Milchstraße schön zu sehen. Die Nacht könnte kalt werden.