San Carlos de Bariloche

Anreise

Den letzten Tag in El Chaltén verbringe ich in einem Restaurant mit Planen, denn so eine Weltreise plant sich nicht von selbst und es gibt viele Varianten für die weitere Route. Am Abend nehme ich den Bus zurück nach El Calafate. Der erste schnarcht schon, da sind wir noch gar nicht losgefahren. Die Landschaft ändert sich nur wenig. Viele flache, nur wenig bewachsene Hügel, dazwischen viel ebene Fläche. Entlang der Straße verläuft ein gut instand gehaltener Zaun und hin und wieder sieht man Pferde oder Guanacos das spärliche Gras fressen. Ab und zu auch die von der Sonne ausgebleichteten Überreste verendeter Tiere. Nach einem köstlichen Burger gehe ich zum Mitternacht zurück ins Hostel. Vom oberen Stockbett fällt mir dann das Handy bis auf den Boden runter. Die drei Mädels waren sicher extrem happy. Am nächsten Tag nehme ich den Flug nach San Carlos de Bariloche. Durch die Wolken kann man auf den Fitz Roy und einen kleinen Teil des Südpatagonischen Eisfeldes sehen. Genial. Die Dame vom Shuttlebus braucht ein Weilchen, bis sie die 10 Fahrgäste nach Unterkunft sortiert hat. Wir werden aber trotzdem nicht direkt zur Unterkunft gebracht, sondern nur in der Nähe abgeladen. Am Nachmittag checke ich im Hostel ein und staune nicht schlecht, als ich meinen Namen am Bett sehe. Cool, habe ich auch noch nie gesehen.

Rundgang in Bariloche

Zuerst organisiere ich mir ein Busticket für die Weiterfahrt nach Puerto Madryn an Busbahnhof. Für die Öffis gibt es die Prepaid-Karte namens Sube. Die ist schnell gekauft und aufgeladen und die hübsche Fahrerin bringt uns mit Karacho zum Busbahnhof. Jetzt noch Kohle organisieren. Bei der aus Ushuaia bekannten Supermarktkette ist heute leider nicht viel zu holen, es ist aber auch noch nicht dringend.

Mein Rundgang startet bei der Catedral Nuestra Señora, die in einem interessanten Mix aus Beton und altem Stil mit Steinmauern in den 60er Jahren erbaut wurde. Direkt am See ist ein Skater- und Radpark, wo junge Leute diverse Kunststücke üben. Auch in dieser Stadt fällt mir auf, das die Autofahrer für Fußgänger stehenbleiben. Sehr vorbildlich.

In einem Reisebüro sehe ich eine Tour zum 10 % günstiger als die vom Hostel. Ich schlage zu und investiere das gesparte Geld in ein ¼ kg Eis, das gerade Mal so auf der Tüte Platz hat. Zwei Häuser weiter gibt es die Tour noch einmal um 10 % günstiger. Tja, mehr Eis hätte ich eh nicht geschafft. Am Centro Cívico Bariloche spielt eine Rockband. Ideal um mein Eis zu essen, was immerhin fast eine halbe Stunde dauert. 🙂 Das obligatorische Foto mit dem Ortsnamen wird noch am See gemacht. Ohne posende Leute ist das aber nicht machbar und so müssen ein paar Einheimische herhalten. Zurück im Hostel quatsche ich noch mit einer Französin, die gerade eingezogen ist und schreibe endlich wieder mal am Blog. Zwei Artikel geschafft. Läuft.

Siete Lagos

7:40. Verflucht, ich sollte genau jetzt zu meiner Tour abgeholt werden. Nach nur fünf Minuten stehe ich vor dem Hostel. 8:00. Noch immer kein Bus. Mist hoffentlich sind sie nicht ohne mich gefahren. Mal anrufen, alles OK. Der Bus kommt und der Guide meint “pronto!”. Ich glaub’ ich spinne. Auch heute machen wir wieder eine kleine Stadtrundfahrt um noch weitere Leute abzuholen, bevor es mit der eigentlichen Tour losgeht.

Unser erster Halt ist in Villa la Angostura, einem Mega-Touri-Ort, wo wir eine halbe Stunde Pause machen. Restaurant, Geschäft, Geschäft, Restaurant, mehr gibt es nicht zu sehen. Es geht weiter zu einem Aussichtspunkt über den Lago Espejo, wo wir für einen kurzen Fotostopp halten. Gleiches Prozedere bei Lago Correntoso und Lago Falkner. Weiter geht es nach San Martin de los Andes, wo wir Mittagspause machen. Auch hier wieder viele Restaurants und Geschäfte. Immerhin liegt der Ort an einem See, dem Lago Lácar. In einem Food Yard kaufe ich mir Tacos und ein IPA. Die Tacos schmecken fade und sind mini, das Bier ist OK. Was hat ein Freund mal auf den Feedbackbogen eines Restaurants geschrieben? “Enttäuscht und hungrig gehe ich nach Hause”. Stimmt fast, jedoch gehe ich zum See und schlendere etwas durch den Ort.

Am Rückweg stoppen wir kurz bei den Seen Lago Machónico und Lago Escondido. Immer das gleiche Prozedere. Alle steigen aus und machen jede Menge Selfies oder fotografieren sich gegenseitig. Die Natur ist nur Kulisse. In Villa la Angostura machen wir wieder eine halbe Stunde Pause. Schön, mal was neues zu sehen. Grrr. Um 19:30 endet die Kaffeefahrt. Immerhin hat es keine Werbeveranstaltung gegeben. Auf eigene Faust wäre das sicher viel besser gewesen.

Ich treffe mich noch mit der Französin aus dem Hostel zum Abendessen. Sie hat sich über Facebook mit einer anderen zusammengetan um miteinander die Sieben Seen Tour auf eigene Faust zu machen. Sie bekommen aber kein Mietauto, da man dafür eine Kreditkarte benötigt und diese in Frankreich nicht üblich ist. Sie wollen wissen, wie die Tour war, glauben mir aber nicht recht. Am Weg ins Hostel erfrage ich für sie noch den Preis für die Tour mit einem Taxi. Im Aufenthaltsraum werkle ich noch bis 2:00 am Blog und reserviere eine Unterkunft in Puerto Madryn, leider einen Tag zu früh. Tja, so spät sollte man eben nichts mehr machen.

Circuito Chico

Nach dem Frühstück gehe ich wieder zum Supermarkt. Heute ist genug Geld für mich da und ich kaufe gleich noch Jause für meine heutige Radtour. Ein Bündel Tausender und ein Bündel Hunderter. Passt ja super dezent in die Hosentasche. Mit dem Bus geht es zum Ausgangspunkt des Circulo Chico, wo ich mir ein MTB für die 25 km Runde ausleihe. Um 19:00 muss ich wieder retour sein, es ist aber genügend Zeit, meint der Typ von Verleih. Das Bike ist nicht schlecht, hat aber wie alle anderen bisher, den Rollwiderstand eines Betonwürfels. Immerhin funktionieren die Bremsen, eine Seltenheit.

Gegen den Uhrzeigersinn geht es los und ich mache einen Abstecher zur Peninsula San Pedro. Diese Entscheidung stellt sich als Niete heraus, da es am unspektakulären Strand nicht viel zu sehen gibt und ich mir meine Jause mit zwei arm schauenden Hunden teilen muss. Auf dem weiteren Weg stoppe ich kurz bei der Capillar San Eduardo, einer kleinen Kapelle auf einem Hügel mit schöner Aussicht auf das alte Hotel Llao Llao. Im Hintergrund ein stolzer Berg. Die Straße führt immer ein Stück bergauf und dann sofort wieder bergab. So komme ich nie richtig in einen Rhythmus und es ist relativ anstrengend.

Die Französinn aus dem Hostel meldet sich: “We finally booked a tour for the 7 lakes and you were right… it seems like a chinese tourist bus 🚌😩”. Tja. “Ich hatte sie dahingehend informiert, würde Sheldon sagen.

Beim nächsten Stop mache ich einen Spaziergang durch den sehr beruhigenden Bosque de Arrayanes und weiter zum Playa a Morena bevor ich zum nächsten Zwischenhalt, den Cerro Llao Llao weiter radle. Ich verstecke mein Rad in Wald und gehe auf den kleinen Berg hinauf. Von oben hat man einen sehr beeindruckenden Ausblick auf die Seen. Wieder unten angekommen dauert es ein Weilchen bis ich mein MTB finde. Gut versteckt eben. 

Auf der Karte ist zu sehen, dass die Colonia Suiza nicht weit vom Circulo Chico entfernt ist. Die nehme ich noch mit, soll ja toll sein. Es geht eine staubigen Schotterstraße entlang und immer wieder kommt ein besonders schnelles Auto und wirbelt viel Staub auf. Mein Hals ist trocken. Full Stop. Mitten im nichts ist eine Brauerei. Wie geil. Und schon sitze ich bei einem Bier im Gastgarten. Die Musik ist lässig und ich würde gerne länger bleiben. Leider will der Typ von Verleih sein Rad um 19:00 wieder haben. Also no recarga. ☹️

Der öffentliche Teil der Colonia Suiza hat den Charakter eines Themenparks und so schaue ich mich nur kurz etwas um. Die Abkürzung zum Circulo Chico ist leider gesperrt und ich muss zurück fahren. 19:00 wird knapp werden Doch nicht so viel Zeit, wie der Typ meinte. Ich trete in die Pedale, was meine Beine noch hergeben. Leider ist das nicht mehr sehr viel. Es geht immer noch rauf und runter. Um exakt 19:00 bekommt der Typ von Verleih das Rad zurück. Der Bus biegt um die Ecke und mit einem kurzen Sprint erwische ich ihn noch. Stau. Da hat sich das Laufen ja so richtig gelohnt.

In der Stadt steige ich aus, da man zu Fuß schneller ist und gehe noch auf ein Steak. Im Hostel sind inzwischen zwei Superstars eingezogen, die sich für die Piste vorbereiten und mit reichlich Deospray die Luft verpesten. Ich verziehe mich in den Aufenthaltsraum um noch etwas für den Blog zu schreiben. Um 3:30 kommen die beiden Superstars völlig dicht zurück und einer kotzt sich im Bad die Seele aus dem Leib. Ich drehe mich um und schlafe weiter.

2 Gedanken zu „San Carlos de Bariloche“

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