Puerto Madryn

Anreise

Bevor ich am späten Nachmittag den Nachtbus nach Puerto Madryn nehme, kaufe ich noch Flugtickets direkt beim Check-In-Schalter am Flughafen und mache im Hostel mein erstes Backup (Hüstel, ist aber eine Dreifachsicherung, also alles gut). Der Weg zum Busbahnhof gestaltet sich dann schwieriger als gedacht. Bus Nr. 20 fährt zwar an der Straße entlang, nimmt mich aber nicht mit. Vielleicht stehe ich falsch? Ich frage eine nette Frau und sie zeigt mir die richtige Stelle und da stehe ich nun und warte. Schön langsam werde ich nervös, da die Zeit knapp wird. Dann kommt der Bus und nimmt mich mit. Plötzlich bleibt er stehen. Was ist los? Hallo, ich bin knapp dran! Fahrerwechsel. Es wird noch fleißig getratscht, aber es geht sich alles gut aus. Entspannung. In den Langstreckenbussen gibt es zwei Kategorien: Cama und Semi-Cama. Der Unterschied ist vor allem, wie weit man die Lehne nach hinten kippen kann. Ich habe Cama genommen, möchte ja schließlich erholt und gut ausgeschlafen ankommen und der Aufpreis ist mehr als überschaubar. Wir fahren um 16:30 los. Die Landschaft sieht ähnlich aus wie in Österreich. Sogar die Vegetation. Weiter südlich, etwa eine Stunde vor Esquel, sieht es wieder so aus wie in El Calafate. Sanfte, mit dürrem Gras bewachsene Hügel.

Die Umgebung von Puerto Madryn möchte ich mir auf eigene Faust mit dem Auto ansehen. Bei den letzten Verhandlungen mit den Autovermietern über WhatsApp im Bus habe ich aber schlechte Karten, da es nur mehr einen Verleih mit nur mehr einem Auto gibt. Dementsprechend bekomme ich das Gefährt auch nur zu einem Phantasiepreis. Später bereite ich noch einem Blogartikel vor und knipse mich um kurz nach Mitternacht aus.

Um 7:10 erreichen wir den Busbahnhof in der eher schmucklosen Hafenstadt Puerto Madryn. Ich schnappe mein Zeugs und mache mich auf den Fußmarsch zur Unterkunft, wo ich gleich mal duschen gehe. Mist, ich habe mein schnelltrocknendes Reisehandtuch in Bariloche vergessen. Grrr.

Punta Tombo

Kurz vor zehn Uhr stehe ich beim Autoverleih. Der Papierkram ist schnell erledigt und ich fahre gleich zum Supermarkt um mich mit dem Nötigsten einzudecken. Vor allem genug Wasser, falls ich wo mitten in der Gegend eine Panne habe. Ein 6 Liter Kanister sollte für die zwei Tage reichen. Wie ich bemerke hat der Wagen Null Sonderausstattung. Und mit Null meine ich Null, nix, nada. Vermutlich nicht einmal eine Servolenkung, da ich mir bei jeder Kreuzung einen Ast kurble. Die einzige Sonderausstattung ist nerviges Piepsen, wenn man sich nicht sofort angurtet.

Ich starte los Richtung Süden. Auf der Straße sehe ich ein paar Maras (Pampashasen), jedoch heben sich diese nicht mehr als fünf Zentimeter von der Fahrbahn ab. Kurz vor Trelew steht ein riesiger Dinosaurier, ein Brontosaurier, das größte Lebewesen, dass je auf der Erde gelebt hat. Mann, war der riesig. Nachdem ich die Stadt umfahren habe, geht etwas später eine Schotterstraße links weg, die durchs Nichts führt. Nur ein paar Büsche und dürre Gräser sind zu sehen. Vollbremsung. Fünf Guanacos stehen neben der Straße. Fotostopp.

Am Punta Tombo, einer riesigen Kolonie von Magellanpinguinen (Stand 2016: 139000 Pärchen) angekommen, kaufe ich mein Ticket und folge der Menge an Besuchern dem Weg entlang durch die Kolonie. Die Pinguine brüten bis weit ins Hinterland. Damit sie nicht so oft den Weg der Besucher queren müssen, führt dieser über Brücken über die Hauptverkehrswege der Pinguine. Queren sie doch wo, so haben sie eindeutig Vorrang, worauf ein Schild deutlich hinweist. Manche der kleinen Anzugträger nutzen die Brücken und stehen oder liegen im Schatten. Viele andere stehen aber auch nur so da und nehmen genüsslich ein Sonnenbad. Einer beäugt mich von unterhalb der Brücke ganz genau. Hmmm, wer beobachtet nun wen?

Von einem Aussichtspunkt aus hat man eine gute Übersicht über die Kolonie und den Strandabschnitt, wo eine Pinguin-Autobahn vorbei führt. So kann ich den Kleinen beim Watscheln ins Wasser zusehen, was nicht gerade graziös aussieht. Das Anlanden sieht da schon etwas eleganter aus. Sind sie aber erst einmal in ihrem Element, sind sie extrem geschickte Schwimmer und Taucher. Albatrosse, Seemöwen und andere Vögel gleiten über den Strand entlang. Sie brauchen dabei keinen einzigen Flügelschlag. Ich mache Unmengen an Fotos und bleibe fast drei Stunden. Am Rückweg wollen zwei Typen ein Foto mit mir machen. Klar doch, bin ja nicht oft hier. 🙂 Kurz vor dem Parkplatz sehe ich noch ein kleines Nagetier durch die niedrigen Büsche huschen. Meine Recherche ergibt: es ist ein Cuis Chico.

Kurz vor fünf Uhr fahre ich zurück und nehme die Schotterpiste nach Rawson und weiter zum Playa Union. Der Strand wäre für österreichische Touristen wohl nicht geeignet, dennoch tummeln sich hier jede Menge Einheimischer und genießen das Wasser. Ich spaziere den Wellenbrecher entlang und sehe mir eine Zeit lang das Treiben an. In einem Lokal bestelle ich Camarones und ein APA (American Pale Ale), welches einen ähnlich fruchtigen Geschmack wie ein IPA bei uns hat. Um 20:15 fahre ich über eine Schotterstraße zurück nach Puerto Madryn. Eine schlechte Idee, da es dunkel wird und sich die Strecke ganz schön zieht. In der Unterkunft arbeite ich dann noch etwas am Blog.

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