Peninsula Valdés

Ich werde neben dem Laptop munter, das Licht brennt und am Handy läuft Musik. Bin wohl eingepennt. Ich drehe alles aus und schlafe weiter bis 9:15. Nix mit früh aufstehen um früher zurück zu sein. Im Zentrum checke ich für morgen einen Transport zum Flughafen, tanke das Auto voll und komme dadurch erst um 11:30 weg. Bis zur Halbinsel Valdés sind es ca. 100 km durch langweilige Gegend, bevor kurz vor Puerto Pirámides eine Schotterpiste nach Norden abzweigt. Maximal 50 km/h hat der Autovermieter gesagt. Allerdings vibriert das ganze Auto bei dieser Geschwindigkeit auf der Wellblechfahrbahn. Wie auch schon in Namibia erhöhe ich die Geschwindigkeit und mit 80 km/h hat die Federung keine Zeit mehr zu rumpeln. Ich bin ja ohnehin spät dran. 😉

Mein erstes Ziel ist die Pinguinkolonie bei Caleta Valdés. Im Vergleich zu gestern ist hier tote Hose und ich fahre nach einem kurzen Fotostopp weiter zum Punta Cantor. Am Parkplatz wuselt ein Gürteltier herum. Vorwärts, drehen, vorwärts, drehen, mehr gibt das Fahrgestell nicht her. Sieht das witzig aus. Von den Stegen aus kann man aus der Ferne Seeelefanten beobachten. Sie liegen faul in der Sonne und bewegen sich kaum. Ab und zu hebt einer mal die Flosse oder parkt sich um. Nicht ganz so spannend wie gestern bei den Pinguinen. Auch hier gleiten Vögel im Wind den Strand entlang. Zurück an Parkplatz rotiert das Gürteltier gerade um mein Auto. Die geplante Jause verzögert sich.

Über die östliche Straße geht es weiter zum Punta Norte. Ich sehe Nandus, ein Guanaco am Strand liegen und ein Mara (Pampashase) in der Ferne über die Straße laufen. Er ist deutlich breiter als fünf Zentimeter. Bis auf drei Autos sehe ich niemanden. Cool, aber seltsam. Egal, der Typ von der Vermietung hat gesagt, ich soll so fahren. Muss also passen. An manchen Stellen ist die Straße sehr sandig und ich habe zu tun, nicht hängen zu bleiben. Mittlerweile wird mein Renault Sand-ero auch seinem Namen gerecht. Am Parkplatz von Punta Norte angekommen sehe ich ein Schild mit der Aufschrift “Straße geschossen”. Das erklärt einiges. Auch hier manövriert ein Gürteltier herum und schnorrt von den Besuchern Fressbares.

Am Strand liegen Seelöwen und einige wenige Seeelefanten in Gruppen getrennt. Hier ist deutlich mehr Action, als am vorigen Platz. Es wird gebrüllt, gezankt, Jungtiere spielen und die dominanten Männchen maßregeln jeden, der nicht nach ihrer Pfeife tanzt. Die restliche Zeit sind sie mit Posen beschäftigt. Man muss seinem Status ja Ausdruck verschaffen.

Um 17:30 fahre ich zurück. Diesmal auf der offiziellen Straße, die stellenweise sogar 100 km/h verträgt. Und so bin ich rasch in Puerto Pirámides, wo mir am Strand ein starker, warmer Wind um die Nase pfeift. Hunger. Die Küche öffnet aber erst um 20:00. Das ist ja schlimmer als in Italien! Also weiter nach Puerto Madryn. Ich fahre der Sonne entgegen als das Licht eine ganz eigenartige Stimmung bekommt. Noch bevor ich es schnalle, fahre ich durch einen Sandsturm. Geil.

In Puerto Madryn angekommen tanke ich das Auto voll und sehe nach, woher das komische Geräusch kommt, finde aber nichts. Im Zentrum gehe ich ein nettes Restaurant. Es ist 20:40. Rush Hour. Gleich neben dem Eingang ist Asado aufgebaut. Ein ganzes, aufgespreiztes Rind auf einem vertikalen Spieß an einer Feuerstelle, das typische Gericht der Gauchos. Das muss her, dazu natürlich ein Bier. Im Hintergrund höre ich schon wie die Teile vom ganzen Rind heruntergesägt werden. Der Kellner bringt einen Liter Bier und ein Teller mit ca. einem Kilo Asado mit jeder Menge Fleisch und viel knuspriger Haut. Mann sieht das gut aus. Nur gut, dass ich zuvor schon den üppigen Gruß aus der Küche verputzt habe. Das Zeug muss runter, bevor der Magen mitbekommt, was los ist. Nach der Hälfte gebe ich w.o. und lasse mir den “Rest” einpacken. So eine Nacht wie in Ushuaia will ich nicht noch einmal haben. Meine Jause besteht nun aus einer extrem fettigen Salami und einer halben Kuh. Nicht schlecht. Um kurz vor 23:00 fahre ich in die Unterkunft. Vor den Restaurants stehen die Leute immer noch Schlange.

Da mir das Fahren auf den Schotterstraßen viel Spaß macht und mir eine Belgierin in Ushuaia mit der Carretera Austral in Chile einen Floh ins Ohr gesetzt hat, beginne ich zu überlegen etwas umzuplanen. Durch den Ausfall der Fahrt in die Antarktis wäre ich ohnehin zu früh in Bolivien für die Besteigung der höheren Berge. Ich lese mir noch die Broschüre über die Peninsula Valdés durch und da steht: “Empfohlene Maximalgeschwindigkeit: 60 km/h”.

2 Gedanken zu „Peninsula Valdés“

  1. Wieder so geniale Fotos… Luis liebt die Tierfotos und ist ganz erstaunt was es alles gibt (Gürteltier schaut ja liab aus..)😉 wenn ich nur bei den Namen ned so oft nachlesen müsst🤔
    Das Essen heute hat ma an gscheiten Guster gemacht… mehr davon!!
    GlG
    Silli

Schreibe einen Kommentar zu Thomas Antwort abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert