Los Nevados National Park: Tag 3

Nach einer tollen Nacht im Zelt stehe ich um sieben Uhr auf, packe alles zusammen und gehe frühstücken. Ich quatsche mit einem Mädchen aus Polen, das nun in Zürich lebt. Sie hat Probleme mit der Höhe und ist nicht bereits gestern mit dem Rest der Gruppe um elf Uhr am Abend zum Gipfel des Nevado del Tolima aufgebrochen. Ein Bursche aus ihrer Gruppe kommt samt Guide zurück. Er musste auf 4800 m abbrechen, da ihm die Luft ausging. Kein Wunder, denn er ist gleich schlecht akklimatisiert wie ich und von hier aus sind es 1600 Hm bis zum Gipfel. Ich quatsche noch eine Weile mit ihm, verabschiede mich von den Leuten aus Alaska und Patricia und breche bei wiederum schönstem Wetter auf. Am kurzen Weg zur Finca Primavera kommt mir tatsächlich Hernan mit seiner Gruppe entgegen. Er gibt mir noch einen Tipp für Cartagena, bevor ich weitergehe. 👍 Nach der Finca Primavera geht es immer leicht bergauf und man hat freie Sicht auf den Nevado del Tolima. Nice.

Nachdem ich ein steiles, steiniges Stück hinunter gegangen bin, sehe ich wieder einmal auf der Karte nach. Mist, Abzweigung verpasst. Auf direkter Linie einen steilen Hang hinauf kann ich so etwas wie einen Weg ausmachen, weshalb ich quer durchs Gemüse aufsteige. Der vermeintliche Weg ist zwar nur ein ausgetrockneter Wasserlauf, aber trotzdem einfacher zu gehen als durch das dichte Gestrüpp. Trotzdem ist es wieder sehr kräfteraubend. Zwar kann ich noch immer keinen Weg ausmachen, aber ich habe vorhin Stimmen aus dieser Richtung gehört. Oben angekommen öffnet sich der Blick zurück zum Paramillo de Quindío und zum Nevado del Tolima. Zeit für eine Pause. Ich entscheide, erst morgen abzureisen und mir heute noch einen gemütlichen Abend zu machen. Cool, hier gibt es Empfang. Meine Unterkunft ist leider nicht mehr frei, weshalb ich ein Zimmer direkt im Zentrum buche. Dann kann ich meinen großen Rucksack heute holen und muss morgen nicht mit beiden hoch latschen. 😁 

Endlich treffe ich auf den anderen Weg, der hauptsächlich bergab führt. Gut so. An einem Bach ist ein direkter Weg zur Finca Primavera angeschrieben, allerdings nicht auf meiner Karte eingezeichnet. Grrrr. Zumindest beginnt nun der schattige Wald, durch den es unterschiedlich steil hinunter geht. 

Kurz vor Estrella de Agua fülle ich meinen Wasservorrat auf und verputze die letzten Empanadas. Immer wieder führt der Weg etwas bergauf, was mich ordentlich ausbremst. Bin ich doch immerhin noch auf einer Höhe von über 3000 m. Plötzlich sehe ich direkt vor mir einen Vogel auf einem Bein am Weg stehen. Er sieht etwas ramponiert aus und macht sich nichts aus mir. Ich kann mit der Kamera ganz nahe kommen. Zuerst dachte ich, er ist verletzt, dann wechselt er aber das Bein und hüpft auch mal auf beiden Beinen herum, während er Insekten vom Boden pickt. Klar, dass ich ihm bei dem üppigen Nahrungsangebot ziemlich egal bin. 😀 Auch nach Estrella de Agua geht es immer wieder einmal hoch, aber das ist nichts im Vergleich dazu, was mich noch erwartet. 

Ich komme zu einer Abzweigung, mein geplanter Weg ist jedoch gesperrt und die Alternative geht noch einmal 200 Hm hoch. Alter, muss das jetzt noch sein? Oben bei einem netten Haus angekommen geht es eine Straße entlang. Plötzlich rieche ich Kiefern? Ich blicke auf und tatsächlich stehe ich in einem Kiefernwald. Da war wohl jemandem langweilig. Weiter geht der öde Straßenhatscher, bis ich zu einem Schranken komme. Wenn ich weiter will, sind 20000 COP fällig. Tja, da wäre ein Schild bei der Abzweigung nett gewesen. Der Typ meint, dass das nicht geht, da es nicht sein Grundstück ist. Jaja, genau. Ich bekomme ein Armband und marschiere weiter bergab, bis ich den Bosque de Palmas erreiche. Die riesigen Wachspalmen, die höchsten Palmen der Welt, sehen schon spektakulär aus, wenn auch das Gelände eher zu einem Insta-Spot umfunktioniert wurde. 

Um halb fünf Uhr bin ich wieder am Ausgangspunkt und düse mit einem Willy zurück nach Salento. Gleich ums Eck checke ich ein und hole mein Gepäck von der vorigen Unterkunft. Hmmm, das ging jetzt viel schneller als gedacht. Was für einen großen Unterschied die Höhe ausmacht. Ab unter die Dusche. Tja, kein Warmwasser. Klar, denn die Sicherung ist ausgeschaltet. Hmmm, die fasse ich sicher nicht an. Aber mit der Zahnbürste kann ich den Hebel umlegen. Was man wissen muss: das Wasser wird hier direkt am Duschkopf erwärmt und die Drähte sind meist fliegend verlegt und irgendwie befestigt. Wenn das ein Elektriker von Zuhause sehen würde. 😁 

Frisch und sauber geht es raus und nur etwas später sitze ich wieder im Restaurant Casa Willys und bestelle Trucha a la plancha, obwohl sie nicht auf der Abendkarte steht. Kein Problem. Heute gibt es verdienterweise ein Club Colombiana dazu. Klassisch, ohne Glas, in der Dose serviert. Mir wurscht. Leider enttäuscht heute der Fisch und das Bier schmeckt auch mau. Schade. Ich drehe noch eine Runde und zurück im Zimmer, plane ich für Medellín und gehe spät ins Bett. Was für ein langer und anstrengender Tag. 

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