Um halb neun Uhr cruise ich los zum Kosciuszko National Park, wo im Vergleich zu den Nationalparks in Victoria Eintrittsgeld zu berappen ist. Auf dem Weg hinauf zum Charlotte Pass komme ich an einem Skigebiet vorbei. Jawoll, ein Skigebiet. 🙂 Oben angekommen wird zunächst gefrühstückt und nachdem ich mein Zeug für die Wanderung gepackt habe, starte ich los. Der Main Range Track steht für heute auf dem Programm. Berge, Natur, Wandern und das bei Kaiserwetter. Juchu, die Stimmung ist gut. Gegen den Uhrzeigersinn starte ich los und gelange nach einem kurzen Stück bergab zu zwei glasklaren Gebirgsbächen, die über große Steine zu queren sind. Der weitere Weg ist gepflastert oder geschottert. Also wieder einmal eine Autobahn in den Bergen. Heute ist nichts mit Spritzigkeit. Die habe ich bereits gestern in den Blue Mountains verbraten.
Oben angekommen mache ich einen kurzen Abstecher hinunter zum Blue Lake Viewpoint, wo noch etwas Schnee liegt. Die Frösche sind aber schon lautstark am Quaken. Klar, bei den kurzen Sommern in den Bergen muss man schnell sein, um eine Partnerin zu finden. Kalter, stürmischer Wind kommt auf und ich muss mir die Windjacke anziehen. Auf einem Hügel treffe ich auf einen Tourengeher, der vor der Abfahrt über die letzten Schneereste, rastet. Er erzählt mir, dass es in den letzten Tagen hier oben geschneit hat und heute vermutlich einer der letzten Tage ist, wo man noch Skifahren kann.
Der weitere Weg führt über einen Stahlsteg, der laut Beschilderung zum Schutz der Natur errichtet wurde. Interessant wäre, wie viel Natur bei der Errichtung zerstört wurde. Was hat außerdem so viel Eisen in den Bergen verloren? Sicher spannend bei einem Gewitter. Beim Blick zurück sehe ich einen zweiten Weg nur 30 Meter oberhalb. Wieso hat man nicht diesen ausgebaut? Gegen ein Uhr kommt mir ein Wanderer entgegen. Ich: “How are you?”. Er: “Good morning”. Ääääh, wie? Das kannte ich bis jetzt nur aus Ruanda. Der Weg zum Gipfel des Mount Kosciuszko führt fast einmal um den Hügel hinauf zu einem Sockel mit Inschrift. Um Punkt zwei Uhr stehe ich auf der höchsten Erhebung vom australischen Festland. Je nach Einteilung wird er sogar den Seven Summit zugerechnet. Cool, nach dem Kilimandscharo schon mein zweiter. Also, je nachdem wie man rechnet. 😃
Nach einer ausgedehnten Pause im Windschatten wird es mir zu kalt und ich mache mich an den Abstieg. Dabei passiere ich die Seamans Hut, eine Schutzhütte, die allerdings nur für Notfälle verwendet werden darf. Drinnen sind ein paar Pritschen und ein Ofen. Also alles da, was man so braucht. Der Rest des Weges ist ein langweiliger Hadscher über eine flache Schotterstraße. Hilft aber nix.
Um halb fünf Uhr geht es vom Charlotte Pass wieder hinunter zum Lake Jindabyne und dann weiter nach Thredbo, das gerade einmal acht Kilometer Luftlinie von der Wanderung entfernt ist. Leider gibt es keine direkte Straße und ich musste 70 Kilometer fahren. Kurz nach dem Ort geht es erneut in den Nationalpark. Ein Hirsch steht mitten auf der Straße und sieht mich groß an. Als die Kamera bereit ist, verzieht er sich in den Wald. Grrr. Die Straße ist super. Hügelig, eng, kurvig und das ohne Verkehr. Ich kann fahren, wie ich will. Nur der 60er stört. Immer wieder sind Verkehrsschilder, die “Slow down” blinken. Eines sieht verdächtig nach einem Radar aus. Als ich das checke, wurde ich vermutlich bereits mit mehr als 60 km/h erfasst. Hoffentlich war es keine Radarfalle.
Die Landschaft erinnert mich an Neuseeland, wenn auch nicht ganz so saftig grün. Auf einer Weide steht eine Herde Kühe. Ich halte an, um sie zu fotografieren. Die Kühe kommen neugierig näher. Eine Wagemutige kommt noch einen Schritt näher und alle anderen gehen nach. Kaum mache ich eine schnellere Bewegung und eine Kuh erschreckt, breitet sich die Reaktion wie eine Welle in der Herde aus und alle anderen suchen auch das Weite, nur um nach ein paar Augenblicken wieder neugierig näher zu kommen. Echt witzig. Auf der weiteren Strecke überquere ich die Grenze zu Victoria. Nun sind die Nationalparks wieder kostenlos. Super. Entlang des Murray Valley Highway geht es durch das sehr schöne, gleichnamige Tal, bis ich zu meinem angepeilten Platz für die Nacht komme. Leider ist hier das Campen verboten. Mist. Eine Alternative ist schnell gefunden, allerdings noch eine halbe Stunde Fahrt entfernt. Um neun Uhr erreiche ich das Tallangatta Pigs Point Reserve, wo noch Reste der Überschwemmungen zu sehen sind. Ich esse zu Abend und buche Camps für Hawaii. Wieder einmal gehe ich spät schlafen.