Egmont National Park, SH43 und Tongariro Alpine Crossing

Egmont National Park und Forgotten World Highway 

In dem kleinen Nest ist es noch ruhig, dennoch möchte ich früh weg. Der Wetterbericht verspricht sechs Sonnenstunden und es ist tatsächlich schon etwas Blau am Himmel zu sehen. Gleich ums Eck, bei den Three Sisters mache ich Halt für das Frühstück. Es beginnt zu schütten. Toll, vom Wetter verarscht. Während ich abwarte, ob sich das Wetter bessert, arbeite ich an den gelöschten Galerien und komme gut weiter. Nach einer Weile habe ich keine Lust mehr und beschließe weiter zu fahren. Ich starte, aber nichts tut sich. Mist. Licht angelassen. Batterie leer. Eine Warnanzeige für Vollhirnis wäre super. Ich stelle mich an die Straße, ein Auto hält und nach insgesamt zehn Minuten schnurrt der Motor wieder. Die Kiwis sind echt hilfsbereit. Als Dankeschön gibt es ein Bier. Habe ja eh reichlich davon. 😁 

Als ich gegen Mittag losfahre, ist es immer noch bewölkt. Hallo, wo sind die versprochenen sechs Sonnenstunden? Ich werde müde und mache kurz vor New Plymouth einen Powernap, bevor ich zum Dawson’s Fall Visitor Center im Egmont National Park weiterfahre. Wieder einmal ist vor einer der sehr vielen Baustellen zu warten. Diesmal aber extrem lange. Kein Wunder, denn ein Begleitfahrzeug fährt vor den Autos her, damit alle brav die Geschwindigkeit einhalten. Das Teil dreht um und nun müssen wir hinterher schleichen. Langweilig. Um zwei Uhr klart es auf und der Vulkan Mount Taranaki kommt etwas raus. Juhu. Die Sicht wird immer besser und bis ich beim Visitor Center bin, ist er völlig frei zu sehen. Schalalalala, alles richtig gemacht. „Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert“, würde Hannibal Smith sagen. 😁 Der Ridge Loop Track wird spontan um die Wilkies Pools Loop erweitert. Für einen Pool reichen die kleinen Wasserbecken nicht, aber es sieht sehr schön aus, wie das Wasser zwischen den kleinen Becken über die Felsen fließt. Den Abschluss des Weges bildet der Dawson’s Fall, an dem das Wasser 18 Meter in die Tiefe stürzt. Von hier ist es nicht mehr weit zurück zum Parkplatz. Eine schöne Runde. Und das beim versprochenen Kaiserwetter. Nur der Gipfel vom Mount Taranaki ist schon wieder in den Wolken verschwunden. 

Ich verwerfe meinen Plan, morgen früh zur Pouakai Hut zu gehen und fahre lieber schon heute einen Teil des SH43, dem “Forgotten World Highway”, da das Wetter gerade perfekt ist. Am späten Nachmittag geht es los. OK, noch schnell zum New World um etwas Jause zu kaufen, dann geht’s aber wirklich los. Die hügelige Landschaft ist saftig grün. Überall blökt und muht es. Eine Muh, eine Mäh, eine leck-mich-am-Arsch, gibt’s hier viele Viecher. Der Name “Forgotten World Highway” kommt nicht von ungefähr, denn es gibt nur wenige Häuser und fast keinen Verkehr. Zum Glück, denn einige Schafe nehmen es mit den Zäunen nicht ganz so genau und streunen auf der Straße herum. 

Am Abend erreiche ich den Whangamomona Camping Ground und werde von einer äußerst weichen, schwarzen Katze begrüßt. Der Ort bezeichnet sich als die “kleinste Republik” der Welt. Durch eine Verwaltungsreform sollte Whangamomona je zur Hälfte zwei unterschiedlichen Verwaltungsregionen zugeordnet werden. Dabei wurde niemand aus dem Ort gefragt und als Protest haben sie 1989 ihre Unabhängigkeit ausgerufen. Diese wird einmal im Jahr gefeiert und es kommen bis zu 5000 Besucher in den kleinen Ort, in dem nur ca. 50 Leute leben. Da geht’s sicher ordentlich ab. 😁 Nach dem Abendessen arbeite ich am Laptop und stelle endlich die letzte Galerie online. Juhu, das wird mit ein paar Bierchen gefeiert. Ab nun kann ich mich wieder dem Schreiben von neuen Blogartikeln widmen. Wenn ich nur etwas mehr Lust dazu hätte. Das Selbstfahren fordert eben seinen Tribut. 

Forgotten World Highway und Tongariro Alpine Crossing 

Nach einer äußerst ruhigen Nacht lasse ich den Tag mit einer herrlichen Dusche beginnen. So zumindest der Plan, denn nach vollständigem Einshampoonieren ist das Wasser aus. Verdammt. Und niemand da. Ich trockne mich halbwegs ab und gehe zum Büro. Keiner da. Also mit Wasserflaschen aus dem Auto zurück in die Dusche und das Shampoo auswaschen. Eine Weile später richtet der Wart die Pumpe. Zu spät für mich, aber auch egal. 

Heute bin ich der Schleicher, was aber egal ist, da fast keine Autos unterwegs sind. Ich lasse mir viel Zeit zum Betrachten der saftig grünen Landschaft und versuche mich an Belichtungsreihen für HDR-Bilder. Auch auf diesem Teil des SH43 ist wenig los und es gibt nur hin und wieder ein paar Häuser. Da ist es nicht verwunderlich, dass ein Verkehrsschild auf Menschen in 15 km aufmerksam macht. 😁 Auf der weiteren Fahrt geht es durch den Moki Tunnel, liebevoll auch Hobbits Hole genannt, vorbei am Grab von Josh Morgan, der die Route der Straße erkundet hat, bis zum Ende des “Highways” in Taumarunui. Am Ortsende steht ein Minibus mit offener Heckklappe und eingeschalteter Warnblinkanlage an der Seite der Straße. Wie sich beim Vorbeifahren herausstellt, eine Radarfalle. Ganz schön ausgefuchst die Neuseeländer. 

An einer Abzweigung sehe ich auf der rechten Seite einen Vulkan. Das müsste der Mount Ruapehu sein. Die Sicht ist hervorragend und so beschließe ich kurzerhand noch einmal nach National Park, der Ort heißt echt so, zu fahren, um den Vulkan bei schönem Wetter aus der Nähe zu betrachten. Dort angekommen, durchzuckt ein famoser Plan mein Gehirn. Ich könnte doch erneut zum Red Crater hoch gehen und einen Teil der letzten Tour bei Schönwetter machen. Klingt vernünftig. So wird’s gemacht und ich düse zum Trailhead des Tongariro Alpine Crossing am Ende der Mangatepopo Road. Maximale Parkdauer: vier Stunden. Grrr. Naja, dann lasse ich die schnellen Schuhe gleich an, packe den Rucksack und starte los. Mit gutem Tempo geht’s dahin. Den Weg kenne ich ja bereits. 

Während ich so dahin gehe, kämpfen Bewegungsdrang und jugendlicher Leichtsinn gegen die Vernunft. Für ein schönes Foto vom Mount Ngauruhoe muss ich nicht so weit gehen, ohne schweres Gepäck mit Speed hochrauschen wäre aber schon eine geile Sache. Ich einige mich darauf, bis zur Schulter hoch zu gehen, um dort je nach Timing zu entscheiden. Mit Vollgas geht es hinauf zur Schulter. Hmmm, sieht aus, als würde ich 45 Minuten bis zum Red Crater brauchen. Der Bewegungsdrang siegt und ich hirsche weiter. Wie auch schon beim letzten Mal, bläst am Gipfel des Red Crater heftiger Wind. Egal, die Sicht ist kolossal.

Ein Abstieg zu den farbenfrohen Seen ist aber definitiv nicht mehr drinnen. Das wäre mit meinen Schuhen ohnehin nicht ideal, denn am Rückweg muss ich höllisch aufpassen, um nicht am Geröll auszurutschen. Alles geht glatt und nach weniger als dreieinhalb Stunden bin ich wieder am Parkplatz. Der Bewegungsdrang hatte Recht, denn es hat echt Spaß gemacht, mit Vollgas diese Wanderung zu machen. 

Auf der Fahrt nach Taupo wird noch für den Sonnenuntergang angehalten, bevor ich entlang der bekannten Strecke zur Campsite fahre, an der ich bereits vor drei Tagen geschlafen habe. Wieder einmal gibt es McMax und ein paar Bierchen zum Abendessen. Obwohl ich erschöpft sein müsste, bin ich super fit und putzmunter. Ich schreibe für den Blog und erledige endlich ein paar “aufgesparte” Dinge. Der Umweg hat sich echt ausgezahlt, da ich Mount Taranaki, Mount Ruapehu und Mount Ngauruhoe gesehen habe und auch den Forgotten World Highway fahren konnte. Und das alles bei Kaiserwetter. 

4 Gedanken zu „Egmont National Park, SH43 und Tongariro Alpine Crossing“

  1. Deine Fotos werden immer schöner, du solltest welche zu National Geographic schicken, oder bei Windows als nächstes offizielles Hintergrundbild einkippen! 😁

    1. Hallo LiTo,

      klar, dass dir als Herr der Ringe Fan die saftig grüne Landschaft gefällt. 😁

      Für den National Geographic wird’s wohl nich reichen, aber vielleicht für die Hartlauer Galerie. 😁

      Lg aus Sydney

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