Jäh reißt mich der Wecker um drei Uhr aus dem Schlaf. Ich schnappe mein Zeug und gehe hinunter, wo bereits eine indische Familie wartet. Es gibt Lunchpakete und in nur drei Minuten werden wir mit dem Auto zum Bus gebracht, der bereits auf der Hauptstraße wartet. Wir sind die ersten und nach einer einstündigen Rundfahrt durch Assuan, in der wir die anderen Teilnehmer einsammeln, kann es endlich losgehen. Tja, denkste. Etwas außerhalb der Stadt halten wir aus einem nicht ersichtlichen Grund. Mehrere Kleinbusse kommen und halten ebenfalls. Vielleicht wird ja inzwischen doch wieder im Konvoi gefahren? Nö, die Straße öffnet erst um fünf Uhr. Wir passieren den Checkpoint und es geht endlich los. Nach einer anständigen Runde Schlaf erreichen wir nach dreistündiger Fahrt den Eingang zu den Tempeln von Abu Simbel.
Entlang einer Bazar-Meile geht es zum Ticket Office und von dort um einen Hügel herum, bis zur Front vom ersten Tempel, der dem Ruhm von Ramses II gewidmet ist. Ich staune nicht schlecht, als ich die riesigen Steinfiguren am Eingang sehe. Daneben befindet sich der Hathor-Tempel, der Nefertari, der Frau von Ramses II, gewidmet ist. Auf den ersten Blick ist nicht zu erkennen, dass das hier nicht der originale Standort ist und die Hügel künstlich errichtet wurden. In den Jahren 1963 bis 1968 wurden die Tempel abgetragen und 64 Meter höher auf der Hochebene von Abu Simbel wieder aufgebaut. Grund dafür war das steigende Wasser des Nassersee, der durch den Bau des Assuan-Damms entstanden ist. Was für ein Aufwand, wenn man bedenkt, dass alles zersägt und wieder aufgebaut werden musste. Empfindliche Teile wurden sogar mit der Hand gesägt. Unglaublich. Auch von innen beeindruckt der Tempel mit seinen vielen verzierten Kammern. Hier muss man schon ganz genau hinsehen, um Fugen vom Zusammenbauen zu sehen. Nicht schlecht gemacht. Der Hathor-Tempel ist nicht ganz so aufwändig geschmückt, aber trotzdem sehr beeindruckend. Auch der Ausblick auf den weiten Nassersee ist sehr schön.
Obwohl das Frühstück ausreichend war, habe ich Hunger und kaufe mir sauteure Kekse, bevor ich zurück zum Bus gehe. Bereits um zehn Uhr fahren wir wieder durch die Wüste zurück. Erstaunlicher Weise sind immer wieder grüne runde Felder entlang der Straße zu sehen. Tja, Vorrichtungen zur Bewässerung, die hier ständig im Kreis fahren, machen es möglich, Getreide anzubauen. In Assuan angekommen, steige ich an der nördlichsten Stelle der Route aus und spare mir den Weg vom Hostel.
Ich spaziere am Nil entlang bis zur in der Karte vermerkten Fähre. Ein Junge quatscht mich an und sagt mir, dass es hier am Nachmittag keine Fähre mehr gibt. Hmmm, das glaube ich nicht und suche weiter. So wie es aussieht, gibt es hier nicht einmal eine Anlegestelle. Also ab zu den Verhandlungsgesprächen. Nach etwas Hin und Her geht es schließlich auf ein Boot und wir tuckern los. Als wir schon fast drüben sind, fällt der Motor aus. Hurra, Luxor ich komme. Nach fünf langen Minuten springt das Teil wieder an und wir legen in der Nähe eines nubischen Dorfes an. Nach einem Stück entlang des Nilufers gelange ich zum Ticketschalter vom Qubbet el-Hawa, wo es gleich über eine Stiege den Hügel hinauf geht. Ein netter Mann zeigt mir die schöne Grabkammer von Sirenput und die Doppelkammer von Mwkho & Sabni und den weiteren Weg zum Aussichtspunkt. Vielen Dank, es war sehr nett und ein wenig Bakschisch gibt’s natürlich auch.
Vom Aussichtspunkt hat man einen tollen Überblick über den Nil, auf dem einiges los ist. Viele kleine Fährschiffe, von denen ja bekanntlich am Nachmittag keine mehr fahren. Jajaja, bla bla. Außerdem sind sehr viele Kreuzfahrtschiffe unterwegs. Das muss ja voll das mega Geschäft sein. Vorbei an einigen Grabkammern und den Resten einer Kirche geht es wieder die Stufen runter, wo ich wieder einmal Fotograf spielen darf. Klar, dass ich dann auch noch aufs Foto soll. 😃
Mit einem der kleinen Fährboote geht es kurz vor Sonnenuntergang wieder zurück nach Assuan. Auf dem Boot herrscht klare Geschlechtertrennung. Die Männer sitzen vorne und die Frauen hinten. Ich wollte mich schon hinten hinsetzen, als mich ein Mann nach vorne winkt. Ok, da muss ich mich wohl etwas anpassen. Nach zehn Minuten legen wir drüben an und über eine versteckte Stiege geht es hinauf zur Promenade. Kein Wunder, dass ich da nix gefunden habe, denn es ist nichts angeschrieben. Und schon gar nicht in unserer Schrift. Am Weg Richtung Davids Hostel sticht mir ein Futterstand ins Auge. Fladenbrot gefüllt mit Zeug. Schmeckt nicht schlecht, aber zu viel Pfeffer. Immer wieder quatschen mich Felukenfahrer an und wollen mir eine Rundfahrt auf ihrem Boot aufschwatzen. Sicher ganz nett, aber nur für mich alleine ist das eher nix. In Gesellschaft, wie auf meiner Weltreise in Lamu in Kenia, wäre das sicher ganz nett. Ein Taxler bietet mir an, mich nach Luxor zu fahren und nennt auf Anhieb einen fairen Preis. Okay, ich bin interessiert und lasse mir die Nummer geben, denn diese Fahrt steht für übermorgen am Programm.
Auf der linken Straßenseite entdecke ich viele Leute. Cool, sieht nach einem Markt aus. Und los. Es ist der alte Souk, so werden auf Arabisch Märkte genannt, von Assuan. Leider ist es kein Fressmarkt, aber trotzdem ziemlich cool. Am weiteren Weg entlang der Uferpromenade bittet mich eine junge Frau um ein Foto mit ihr. Sie staunt nicht schlecht, als ich ebenfalls eines haben möchte. 🙂
Ein großes Gebäude weckt mein Interesse. Sieht wie eine Moschee aus. Hmmm, Kreuze auf den Türmen, also eine Kirche. Ich frage die Wachmänner, ob man sie besichtigen kann. Klar. Der Name der Kirche: Coptic Orthodox Cathedral of the Archangel Michael. Pfuh, langer Name. In einem Raum ganz hinten quatscht mich eine Frau an. Sie arbeitet freiwillig in der Kirche und kann mich herumführen, wenn ich will. Klar will ich das. Sie zeigt mir alles und wenn ich will, können wir auch in den 2. Stock rauf gehen. Wie? Zweiter Stock? Ja, beim koptischen Baustil haben Kathedralen immer 2 Stockwerke mit Sitzbänken. Cool. Sie führt mich herum und gibt mir viele Informationen über die koptische Kirche. Zum Schluss geht es noch in den Shop, wo ich Lesezeichen aus Papyrus kaufe.
Durch fast verlassene Straßen spaziere ich Richtung Hostel, entdecke aber einen kleinen Imbiss, in dem zwei junge Burschen arbeiten. Ich bestelle ein Ful Falafel und Melanzanigatsch. Alles schmeckt sehr gut, also gönne ich mir noch einen mehr. In einem riesigen Topf, der wie eine Kanone aussieht, wird Foul zubereitet. Dabei handelt es sich um sehr langsam gegarte Fava Bohnen, die es hier schon zum Frühstück gibt. Kurz vor der Unterkunft besorge ich noch Wasser und kaufe ein kleines Dattelgebäck, das auch sehr gut schmeckt. Das Abendprogramm unterscheidet sich kaum von dem der anderen Tage. Licht aus um ein Uhr.