Anreise
Nach dem üblichen Geplänkel am Morgen stehe ich bereits um kurz vor sieben Uhr an der Kreuzung und warte auf ein Taxi-Brousse. Nach nur zehn Minuten kommt auch schon eines angedüst, ich winke, aber es fährt vorbei und hält 400 Meter weiter im Ort. Als ich mich auf den Weg mache fährt es weiter. Grrr. Na dann eben ein paar Mifatis, die Reiskekse, futtern und auf das nächste warten. Nach einer Viertelstunde kommt auch schon eines und nimmt mich sogar mit. In Moramanga besorge ich etwas zu Essen und fahre weiter nach Tana. Mühsam geht es hinter den LKWs über die bergige Straße, während ein Kind direkt neben mir zum fünften Mal kotzt. Nur gut, dass ich die Sandwiches bereits gegessen habe.
Tour de Krankenhaus
Von der Haltestelle der Taxi-Brousse in die Stadt ist es am einfachsten mit einem Taxi. Der erste Fahrer verlangt 80000 und lässt sich nur auf 50000 runterhandeln. Danke, aber nicht mit mir. Das nächste kostet lediglich 10000. Also rein und los, direkt zum Krankenhaus HJRA um die Bisswunde zu checken. Nachdem ich den richtigen Eingang gefunden und etwas gewartet habe, werde ich von insgesamt vier Leuten betreut. Die Kommunikation erfolgt mit Google Translate und funktioniert ganz gut. Der Onkel Dr. sagt mir, dass ich einen Verband bekomme, das Material dafür kaufen und später noch quer durch die Stadt zur Tollwutimpfung muss. Er gibt mir eine lange Liste mit Dingen, die ich gleich ums Eck ausgehändigt bekomme. Pflaster, 0,5 l Salzlösung, eine Flasche Betadine (Jodlösung) , Tupfer, eine Spritze und eine Mullbinde. Wofür das ganze? Wollen die mich operieren? Mit dem Zeug gehe ich wieder zurück und eine Frau öffnet fast alles, was ich gebracht habe. Sogar die Spritze. Na das wird ja spannend. Im Endeffekt wird die Wunde mit Betadine desinfiziert, es kommt ein großer Tupfer drauf und wird mit der Mullbinde umwickelt. Zum Fixieren nimmt sie nicht die mitgelieferten Metallklammern, sondern öffnet noch eines der Pflaster. Alter, wie planlos kann man sein? Der Arzt meint, ich bin fertig und kann impfen gehen. Äääh, wofür das restliche Zeug? Ich soll heute nach dem Impfen wieder kommen um den Verband zu wechseln, da brauchen sie dass dann. Klar, eine nicht mehr sterile Spritze und Kochsalzlösung, die Standardutensilien für einen Verbandwechsel. Nach erneutem Nachfragen ist es doch nicht notwendig, heute erneut zu kommen. Unglaublich planlos. Antibiotika bzw. Entzündungshemmer wurden nicht erwähnt. Also was Ernsthaftes möchte ich hier echt nicht haben. Achja, zu zahlen war dann doch nichts. Immerhin.
Ich schnappe mein Zeug und gehe ins Hotel, richte mich etwas ein und recherchiere, wie ich das Impfen mit etwas Sightseeing verbinden kann. Auf dem Weg quer durch die Stadt besteht das Sightseeing aber hauptsächlich daraus, mich durch die unterschiedlichsten Sachen zu fressen. Mehr als satt komme ich beim Institut Pasteur de Madagascar an. Eine nette Dame erfasst meine halbe Lebensgeschichte und klopft alles in den Computer. Eine andere Dame kommt mit einem Zettel, auf dem drei Impftermine drauf sind. Äääh, ich fliege morgen weiter. Na dann eben nur einen und den Rest zuhause. Hmmm, ich fliege aber nicht nach Hause, außerdem gibt es zuhause einen anderen Impfstoff, mit dem ich bereits vollständig durchgeimpft bin. Egal, das will ich ihnen nicht ausdeutschen, bringt auch nichts. Sie nimmt den Verband ab. Warum zum Geier? Der ist keine drei Stunden alt. Ich bekomme die Impfung und die Wunde wird erneut gereinigt und desinfiziert, ein kleiner Tupfer wird mit zwei Klebestreifen fixiert und fertig. So einfach kann’s gehen. Ich bin fertig und kann gehen. Entgegen den Angaben auf der Webseite muss ich nichts bezahlen. Keine Ahnung warum, aber ich frage auch nicht extra nach. 😉
Am Rückweg kaufe ich gebackene Bananen und verspeise gleich eine. Mjamjam. Ich komme an der Kirche Ekar Faravohitra vorbei und gehe zum Hotel vom letzten Mal, um meinen großen Rucksack abzuholen. Zwar habe ich schon die halbe Stadt leer gefuttert, aber ein wenig fürs Abendessen muss noch sein. Jetzt noch schnell Bari Bescheid geben, dass ich morgen im anderen Hotel abzuholen bin und schon kann der Video-Call mit meinen Eltern losgehen. Nachdem ich das Administrative für die Einreise nach Neuseeland erledigt habe, erkundige ich mich bei Ute, der Krankenschwester meines Vertrauens, ob tatsächlich weitere Impfungen notwendig sind, oder ich mir den Heckmeck sparen kann. Ich nutze das gute Internet und erledige auch noch einige andere Dinge. Super, heute ist gut was weiter gegangen.
Stadtrundgang Antananarivo
Der letzte Tag in Madagaskar ist angebrochen, denn heute geht es weiter nach Malaysia. Aber zuerst starte ich mit meiner gestern ausgearbeiteten, kleinen Runde zu den wichtigsten Gebäuden der Stadt. Ich gehe den Analamanga, den blauen Hügel, hoch, wo mir einiges an Polizeiaufgebot entgegen kommt. In der Cathedrale catholique d Andohalo findet eine Zeremonie der Polizei statt und auf Anfrage ist das Fotografieren heute nicht erlaubt. Na toll. Ich gehe ein kleines Stück weiter und Klick. No risk, no fun. Der Königspalast Rova d Antananarivo ist ebenfalls geschlossen, da er immer noch renoviert wird. Immerhin ist die Bude 1995 abgebrannt. Ein Mann, der an der Palastmauer sitzt, zeigt mir gegen ein kleines Trinkgeld die Spots, von denen man den Palast dennoch fotografieren kann. Auch das Museum Andafiavaratra Palace ist geschlossen. Hmmm, ziemlich schlechte Ausbeute.
Na dann gehe ich eben zum Analakely Market und weiter zum alten Bahnhof. Hier ist eine Art Markt mit hochwertigen Produkten und ich esse Kebap und Schokokuchen. Zurück im Hotel gehe ich duschen, schamponiere mich ein und dann … kein Wasser mehr. Grrr. Ich plärre einmal quer durchs Hotel und es kommt jemand, der einem Kanister Wasser bringt. Tja und jetzt? Er bringt einen riesigen Kübel. Tja und jetzt? Er bringt eine Kaffeetasse. Ok, dann eben mit dieser. Bari ist inzwischen auch schon eingetroffen, um mich zum Flughafen zu bringen.