Tag 1
Um neun Uhr erwache ich aus dem Koma und bin steif wie ein Brett. Kein Wunder nach der gestrigen Gewalttour. Wie weit war es eigentlich? Muss ich checken, sobald ich wieder online bin. Zuerst aber gemütlich frühstücken. Satt und auf geht’s nach Queenstown, dem Zentrum für Wasser- und Actionsport. Die Zimmer im Hostel sind noch nicht bereit, aber zumindest kann ich duschen gehen. Juhu, ich fühle mich wieder wie ein Mensch.
Am Hafen verschaffe ich mir einen Überblick über die angebotenen Aktivitäten, schlendere die Halbinsel mit dem Queens Garden entlang und beobachte die Jetboote und die Shark-Boote, während ich mir eine deftige Jause gönne. Sieht spannend aus, wenn ein Shark-Boot aus dem Wasser springt. Über ein Online-Portal wird eine Jetboot-Tour für morgen gebucht, da viel günstiger als direkt am Schalter. Für die Shark-Boote gibt es nix online, also ab zum Hafen. Es gibt noch einen freien Slot um halb fünf Uhr. Sehr gut, da habe ich noch etwas Zeit, die Jause zu verdauen. Es ist ganz schön was los hier am Hafen. Jetboote und Shark-Boote rasen herum und ein altes Dampfschiff legt an.
Etwas vor der Zeit bin ich am Stand von HydroAttack und nach einer kurzen Einweisung fahren wir auch schon los. Der Pilot vorne, ich hinten. Mit Speed geht es in die Kurve, sodass man unter Wasser sehen kann. Das Teil kann das sogar bei langsamer Geschwindigkeit. Ziemlich cool. Der Pilot verringert die Geschwindigkeit und wir tauchen ab. Etwa einen halben Meter ist mein Kopf unter der Wasseroberfläche. Wir beschleunigen etwas und springen fast senkrecht aus dem Wasser und gleiten wieder zurück, bis sich das Gefährt nach vorne neigt und wir ziemlich sanft auf dem Wasser aufschlagen. Wir springen ca. zehn Mal, bevor es wieder in den Hafen zurückgeht. Ein letzter Sprung im Hafenbecken und wir sind wieder an der Anlegestelle. Echt cool, aber ich habe es mir viel wilder vorgestellt. Zur Belohnung gönne ich mir ein riesiges Eis und spaziere am Ufer entlang.
Ich bekomme einen Reminder, dass der Check-In nur bis fünf Uhr möglich ist. What? Wie bescheiden ist das denn? Ich Hirsche zum Hostel und checke ein. Der Typ ist etwas seltsam, aber das sind hier ja viele. Das Hostel liegt direkt an der Straße und das Zimmer ist direkt vom Parkplatz aus zu begehen. Was für ein Scheiß. Als ich alles für den Waschsalon richte, bemerke ich, dass mein Campingbecher fehlt. Nooooooooo, ich Vollhonk habe ihn heute morgen zum Trocknen in die Sonne gestellt und vergessen. Zurückfahren lohnt sich nicht, da es 75 km sind. One way. Mit einem Bierchen geht es in den Aufenthaltsraum, wo ich ein paar Dinge erledige. Jede Kleinigkeit geht mir extrem auf den Zeiger, da ich mich immer noch so über mich selbst ärgere. Grrr. Die Wanderung auf den Roy Peak fällt auch flach, da er wegen der Geburten der Lämmer gerade gesperrt ist. Mit dem Isthmus Peak ist aber schnell eine Alternative gefunden. Hmmm, wie weit war das gestern eigentlich? 36 km und 1550 Höhenmeter. Gestern kam es mir nicht so weit vor, es erklärt aber, warum ich am Abend so zerstört war. 😁
Ich buche noch den Flug von Santa Cruz de la Sierra nach Ushuaia, stelle einen Blogartikel online und quatsche mit meinen Eltern. Es wird kalt im Aufenthaltsraum und ich verziehe mich ins Dorm, wo noch laut gequatscht, am Handy gehorcht und selbstverständlich geschnarcht wird. Draußen gehen die betrunkenen Leute vorbei. Was für ein sch… Hostel. Wie schön ruhig wäre es doch in einem Camp im Auto.
Tag 2
Die Nacht war ziemlich durchwachsen, denn im Zimmer war auch ein äußerst schräges Pärchen. Naja, Hostel eben. Im Zentrum begebe ich mich auf die Suche nach einem neuen Becher, finde aber nichts Passendes. Dafür aber einen Ersatz für meine zerkratzte Sonnenbrille. Cool, das Teil ist sogar polarisiert. Es ist noch etwas Zeit bis zur Jetboot-Tour, weshalb ich mir auch heute wieder ein riesiges Eis gönne und dem Treiben am Hafen zusehe.
Leider stehe ich etwas hinten in der Schlange zum Jetboot, sodass ich vermutlich in der Mitte sitzen werde. Mist. Die Fahrerin teilt die Leute aber nach Gruppen ein und zwei Asiaten sollten nach hinten. Der Mann ganz außen will nicht, hat aber keine Chance gegen die mehr als resolute Frau. Die beiden steigen nach hinten und ich bekomme einen “Fensterplatz” in der zweiten Reihe mit freier Sicht nach vorne. Ausgezeichnet. Nach dem Ausparken gibt es eine kurze Einweisung und dann brausen wir auch schon über das wellige Wasser. Linkskurve, Rechtskurve, Linkskurve und so weiter, bis wir schließlich eine gemütliche 360 Grad Drehung machen. Nicht schlecht, aber da geht noch mehr. Wir donnern den See entlang bis zu einer Brücke, unter der wir über seichtes Wasser in den Kawarau River hüpfen. Geil. Das Boot hat voll besetzt gerade einmal 5-7 cm Tiefgang. Knapp an Ufer, Bäumen und Felsen vorbei geht es den Fluss entlang. Wenn die Fahrerin mit der Hand kreist, steht eine 360 Grad Drehung bevor und man soll sich festhalten und sich in den Sitz pressen. Nix gibt’s. Es geht auch gut ohne und währenddessen ein Video aufnehmen. Nach weniger als einer halben Stunde sind wir 28 km dahin gebrettert und drehen wieder um. Wird die Jacke durch eine 360 Drehung nass, ist sie nach zwei Minuten wieder trocken, da wir mit 90 km/h über das Wasser flitzen. Kaum ist die Jacke trocken, kommt auch schon die nächste Drehung. Geil, aber die Drehungen sind weniger aufregend als gedacht. Nach nicht ganz einer Stunde machen wir noch eine letzte Drehung im Hafenbecken. Es war nicht schlecht, aber die Drehungen haben aufregender ausgesehen.
Man könnte noch viel mehr in Queenstown machen, aber ich muss weiter. In einem Supermarkt stocke ich meine Vorräte auf und entdecke ein Gefäß, das sich auch als Becher verwenden lässt. Hmmm, Erdnussbutter. Ist zwar nicht gerade mein Lieblingsaufstrich, aber was soll’s. Die 8″ Wurst mit Pommes sieht gut aus. Ist sie aber leider nicht. Dafür liegt sie wie ein Stein im Magen. Naja, da habe ich zumindest länger was davon.
An der Strecke nach Wanaka gibt es mehrere interessante Spots, an dene ich jeweils kurz halte. Die Old Lower Shotover Bridge, der Lake Hayes, der Crown Range Viewpoint, das historische Cardrona Hotel im gleichnamigen Ort mit Tesla-Ladestation im vintage Look. Speziell sind die BHs von Bra-drona, einer Initiative gegen Brustkrebs. Tatsächlich hängt gerade eine Frau einen weiteren BH auf. 😁 Um fünf Uhr erreiche ich Wanaka, wo mir gleich nach dem Aussteigen einige Möwen das Olivenciabatta fast aus der Hand picken. Der Wind weht so günstig, sodass die Vögel direkt neben mir in der Luft stehen können. Unglaublich, die Flugkünste, der frechen Vögel. Der Weg entlang dem Ufer führt zum #thatwanakatree, einem Baum im Wasser, der laut Schild schon 70 Jahre alt ist. Sieht man ihm gar nicht an. Hat sich gut gehalten. 😁
Nach einer Stunde cruise ich den Lake Haweka entlang und mache unzählige Fotostopps, bis ich die Kidds Bush Reserve Campsite erreiche. Wie üblich ist es bereits halb acht Uhr und somit die ideale Zeit zum Abendessen. Gleich einmal die Erdnussbutter in der Crunchy-Version starten, damit ich bald einen Becher habe. Gar nicht so übel das Zeug. Ich arbeite an den Fotos, schreibe am Reisebericht und richte um Mitternacht alles zum Schlafen. Was bedeutet: alle Sandflies zu Tode schnippen, die halb aufgeblasene Isomatte in den Fußraum geben, den Schlafsack auspacken und die Hülle mit meiner Softshelljacke als Polster füllen. Fertig & gute Nacht.