Anreise
Ich möchte früh los, um noch eine Wanderung zu machen, weshalb wir schon um halb sieben Uhr aufbrechen. In der letzten Ortschaft vor der Abzweigung zum Tsaranoro Reserve kaufe ich reichlich Verpflegung und dann geht es über eine sehr schlechte Piste in die Berge. Um halb zwölf Uhr erreichen wir das Camp Catta und organisieren einen Guide.
Mount Cameleon Hike
Als Tour für den Nachmittag soll der Mount Cameleon erklommen werden. Sein Name kommt nicht von ungefähr, denn die Felsen am Gipfel sehen aus wie ein Chamäleon. Pünktlich zum Start der Wanderung zieht ein Gewitter auf und es beginnt zu donnern und zu regnen. Abwarten ist angesagt. Die Wartezeit wird von einer Gruppe Katas versüßt. Die possierlichen Tierchen mögen den Regen so überhaupt nicht und flüchten bei den ersten Tropfen unter das trockene Dach. Ich bin begeistert und knipse die halbe Kamera leer. 😁 Nach einer Stunde kommt die Sonne raus, aber hinter dem Berg wartet schon die nächste Wolke. Der Guide meint: “Die zieht vorbei!”. Ich bin mir da nicht so sicher, aber es sieht nicht mehr nach Gewitter aus. Und so starten wir um halb zwei Uhr.
Der erste Abschnitt führt uns durch den Sacred Forest, wo der Guide jede zweite Pflanze erklärt und sehr stolz darauf ist, von jeder den lateinischen Namen zu kennen. Dieser geht bei mir links rein und rechts wieder raus. Als wir aus dem Wald kommen beginnt es zu regnen. Egal, jetzt sind wir schon unterwegs und ohnehin nicht aus Zucker. Gemächlich geht es bergauf, bis wir nach links abbiegen. Auf der rechten Seite die 800 m hohe Wand des Tsaranoro, ein Paradies für Kletterer. Das letzte Stück hüpfen wir über felsiges Gelände hoch zum Gipfel, der gleichzeitig der Rücken des Chamäleons ist. Ein echt cooler Berg und die Aussicht auf das Andringitra-Massiv und die Täler ringsum ist beeindruckend. Da ich nass bin und mir kalt wird, machen wir nur eine kurze Pause und gehen auf der anderen Seite des Berges über einen steilen, aber guten Weg hinunter zum Tsaro Camp. Von hier querfeldein zur Straße und dann hoch zum Camp Catta. Wir treffen Bari, der meint, dass wir schnell waren. Und tatsächlich waren es nur dreieinhalb Stunden. Angeschrieben ist die Runde mit sechs Stunden, aber das ist vermutlich für die Kurgäste. 😁
Ich baue mein Zelt auf und beobachte eine Weile ein paar Franzosen, die sich beharrlich einem Boulderproblem stellen. Es sind nur drei Meter, die sehen aber echt nicht easy aus. Nachdem ihnen die Kraft ausgeht, verziehe ich mich zum Zelt, um etwas zu essen. Ich knabbere an einem Stück bis zur Unkenntlichkeit frittiertem Huhn, bis ich feststelle, dass es ein halber Kopf ist. 😯 Den muss ich mit einem Bier runterspülen und gehe ins Restaurant, wo die Reisegruppen bereits beim Abendessen sitzen. Dieses wird musikalisch mit Katzenjammer begleitet, der aus nur einem Lied zu bestehen scheint. Ich überlege mir sogar, die Kopfhörer zu holen. 😁 Gegen halb zehn Uhr ist das Spektakel vorüber, die Leute der Reisegruppen gehen in ihre Safarizelte und die “Band” teilt das Geld auf. Ich schlüpfe ins Zelt und sehe mir “Star Trek der Film” an, schlafe aber bei der Hälfte ein. 😴
Tsaranoro Grand Tour
In der Nacht hatte ich einen Aufpasser vorm Zelt, denn der Camp-Hund hat davor geschlafen. Sicher, weil er Knochen von mir bekommen hat. 😁 Um halb sieben Uhr werde ich vom Gegrunze der Katas geweckt, die gerade ins Camp ziehen. Wie cool. Ich werfe noch schnell ein kleines Frühstück ein und dann geht es auch schon los. Heute begleitet uns auch noch die Frau vom Guide. Wie auch schon gestern starten wir durch den Sacred Forest, zweigen dann aber rechts ab, hinauf zur 800 m hohen Wand vom Tsaranoro, wo gerade eine Gruppe Katas vorbei spaziert. Eine zweite sehen wir noch aus der Ferne auf den Felsen herum turnen. Wieder voll das Glück. Ein Milan kreist über uns und schnappt sich in unmittelbarer Nähe eine Heuschrecke aus dem hohen Gras. Sie hatte weniger Glück. Zwischen dem Tsaranoro und dem benachbarten Berg geht es einen Graben hoch bis zu einem Palmenwald und über Felsen weiter zum ersten Aussichtspunkt. Die Aussicht ist echt toll, während der Regenzeit aber sicher noch viel schöner, wenn im Tal alles grün ist.
Unser Weg führt uns durch einen kleinen Bambuswald, in dem ich permanent an stacheligen Gewächsen hängenbleibe. Grrr. Endlich raus aus dem lästigen Abschnitt kommt die erste Stelle, die mit einem Seil zu meistern ist. Der Guide hüpft hinauf und kommt mit dem Seil zu uns. Allerdings nix mit Sichern, sondern einfach nur zum Festhalten. Es ist weniger steil als gedacht, der Fels hat ordentlich Grip und es geht recht gut. Nur der Warteplatz nach der ersten Seillänge ist etwas muahua. Auch die zweite Seillänge klappt ohne Probleme und ein kleines Stück bergab erreichen wir den zweiten Aussichtspunkt, den flachen Gipfel des Karambony, der 500 m steil nach unten abfällt. Ich habe schon ordentlich Kohldampf und so kommt die Mittagspause wie gerufen.
Eine weiterer Felsen ist mit dem Seil zu überwinden. Diesmal etwas steiler, aber auch problemlos. Kein Abgrund in der Nähe. Nachdem wir den höchsten Punkt erreicht haben, geht es auf der anderen Seite hinunter. Wieder mit Seil, wieder nur zum Festhalten. Diesmal aber nur drei Meter vom Abgrund entfernt. Genug für mich, um ruhig zu bleiben. Eine Eidechse mit einem dritten Auge auf der Oberseite des Kopfs sonnt sich auf dem warmen Felsen. Mit dem dritten Auge kann sie Fressfeinde aus der Luft erkennen. Cool, was sich die Natur alles einfallen lässt. Über steile Felsplatten steigen wir bergab. Ohne Seil, manchmal aber auf allen Vieren. Zum Glück hält der Fels Bombe. Warmer Wind bläst uns um die Nase. Herrlich. Der weitere Abstieg verläuft easy, auf erdigem Untergrund. Eine tote Heuschrecke hängt im Gras. Laut Guide hat sie wohl eine giftige Pflanze gefressen. Nach weniger als sieben Stunden sind wir wieder im Camp und ich setze mich mit einem wohlverdienten THB auf die Terrasse.
Eine junge Schottin gesellt sich zu mir. Sie radelt mit einer kleinen Gruppe von Tana an die Küste. Nach und nach kommt der Rest der Gruppe, bestehend aus Deutschen und einem schottischen Apotheker. Coole Mischung. Wir unterhalten uns super und zwitschern Bier und Wein, bis die Gruppe zum Abendessen geht. Auch heute gibt es wieder musikalische Untermalung, allerdings von einem Großteil der Fahrer. Die Musik ist abwechslungsreicher als gestern, aber gleich schlecht. Bari an den Percussion-Dings-Mit-Körnern. Auf einem seiner Kontrollrundgänge kommt der Camp-Hund bei meinem Zelt vorbei und ich gebe ihm wieder Knochen. Seine Gesellschaft während der Nacht ist wieder sichergestellt. 😁 Obwohl ich ziemlich müde bin, geht sich die zweite Hälfte vom gestrigen Film noch aus, bevor ich genüsslich einschlummere.