Tag 1: Gisenyi – Cyimbili
Heute passt es für mich um mit der Wanderung zu starten. Ich packe alles zusammen und gehe frühstücken. Nebenbei finde ich ein günstiges Mietauto für Australien. Perfekt. Mit einem Boda Boda geht’s zum Startpunkt am Ufer des Lake Kivu und um halb zehn Uhr gehe ich los. Im ersten Ort folgt mir gleich eine Schar an Kindern. Ein etwas älterer Bursche beschließt mich länger zu begleiten. Sein Englisch besteht aus “It’s the xxx”. Banana Tree und Mountains müssen wir leider abziehen, denn die wurden mehrfach genannt.
Wir kommen an der größten Brauerei von Ruanda vorbei und etwas später zu einer Baustelle, wo gerade ein Kraftwerk errichtet wird. Im Lake Kivu gibt es viel Methan, das gesammelt und in Strom umgewandelt wird. Coole Sache. Der Weg geht immer auf und ab, so wie man sich das im Land der 1000 Hügel erwartet. Nach zweieinhalb Stunden beschließt meine Begleitung umzudrehen. Sehr gut, endlich Ruhe. Mal sehen wie lange. Da man hier als Muzungu auffällt wie ein bunter Hund, dauert es keine zehn Minuten bis sich die nächste Gruppe Kinder um mich versammelt. Geschätzte 1000 Mal werde ich mit “Good Morning” begrüßt, auch wenn es schon Nachmittag ist. Je nach Lust und Laune antworte ich mit “Hello”, “Good morning”, oder wenn es von der Uhrzeit passt sogar ein “Good afternoon”. Wenn jemand aus weiter Ferne grüßt, winke ich einfach.
Nahe am See erreiche ich eine Waschstation für Kaffee, mache am Ufer Pause und genieße die Ruhe. Kurz vor dem Tagesziel befindet sich der Cyimbili Wasserfall, der aufgrund der Trockenzeit gerade nicht sehr spektakulär aussieht. Die Fernsicht leidet ebenfalls an der Trockenheit, da extrem viel Staub in der Luft ist. Nach dem letzten Kilometer erreiche ich etwas fertig das Cyimbili Base Camp. Ein kaltes Bier muss her und das schnell. Das muss aber zuerst geholt werden, dauert aber nur fünf Minuten. Perfekt. Ich setze mich ans Ufer und lausche dem beruhigenden Rauschen der Wellen. Nach fünf Minuten und einer ganzen Stunde kommt auch schon das Bier. 😁 Hmmm, ist es am Weg so warm geworden?
Zum Abendessen gibt es kleine Fische aus dem Lake Kivu, die sehr gut schmecken. Im Registrierungsbuch sehe ich, dass der letzte Gast vor drei Tagen hier war. In den letzten zehn Tagen waren es nur acht Leute. Hier ist echt wenig los. Ich arbeite noch etwas an der Planung für Ozeanien und gehe früh ins Bett.
Tag 2: Cyimbili – Kinunu
Die heutige Etappe ist eher kurz, also kann ich noch etwas faulenzen und spät frühstücken. Der Weg führt dem Ufer entlang und ist teilweise unklar und zu suchen, aber immer schnell gefunden. Zu Mittag erreiche ich ein Fischerdorf, wo gerade ein Boot gebaut wird, während andere die Netze flicken. Dazu haben sie eine Rasierklinge auf der Stirn kleben um sie immer griffbereit zu haben. So können sie die Schnur schneller abschneiden.
Ab dem Fischerdorf habe ich wieder einen Schatten. Diesmal spricht er besser Englisch und ich kann ihm verklickern, dass ich keine Hilfe benötige. Nach einer halben Stunde biegt er in sein Dorf ab und ich kann seelenruhig alleine weiter wandern. Zwischendurch ist natürlich immer wieder “Good morning” und Winken angesagt. Bleibt zu hoffen, dass ich keinen Tennisarm bekomme.
Ich komme in ein Dorf, wo jede Menge aufgebrezelter Leute zusammen stehen. Es dauert maximal eine Minute und mir stehen 50 Kinder gegenüber und starren mich an, bis der erste loslegt. “Good morning”. Dann geben alle ihre Englischkenntnisse zum Besten. Sie sind alle sehr nett und ca. 15 folgen mir. Bei einer Wasserstelle drehen sie um, dafür folgen mir nun andere. 😁 Immer wieder überhole ich schick angezogene Leute mit der Bibel in der Hand. Sie sind sicher am Heimweg von der Feier.
Am Nachmittag erreiche ich das Kinunu Guesthouse und sitze nach echten fünf Minuten bei einem super kalten Bier. 👍 Nach so einem heißen Tag muss man sich ja ausreichend mit Elektrolyten versorgen. Noch besser ist das in Gesellschaft, darum setze ich mich zu einem Pärchen aus Schweden, das mit dem eigenen Wagen schon fünf Monate von Südafrika ausgehend unterwegs ist. Cool. Sie gehen den Trek in die andere Richtung und wir tauschen uns über den Weg aus. Nach dem gemeinsamen Abendessen quatschen wir noch ein Weilchen und decken uns weiter mit Elektrolyten ein.
Ich bin noch nicht müde und recherchiere etwas über Hawaii. Für einen Mietwagen sind € 140 zu blechen. Pro Tag wohlgemerkt. Die spinnen ja. Scooter kosten fast genausoviel, nur Mopeds sind günstiger. Hmmm, wie war das noch gleich in Kuba? Ach ja, beide Hände gebrochen. Ich suche weiter und finde eine Seite ähnlich zu Airbnb, nur eben für Autos. Die Preise sind deutlich vernünftiger, solange man keinen Porsche nimmt. 😁
Tag 3: Kinunu – Musasa – Bumba
Das Frühstück ich super und ich unterhalte mich mit den Schweden zweieinhalb Stunden lang, sodass wir erst um zehn Uhr aufbrechen. Oben in Kinunu angekommen gehe ich zur Kirche in der gerade eine Messe abgehalten wird. Achja, es ist Sonntag.
Am weiteren Weg laufen ein paar Kinder vor mir her (oder davon?). Ich grüße sie mit dem obligatorischen “Good morning” und dann laufen sie mir nach, bleiben aber stehen sobald ich mich umdrehe und lachen. Hmmm, das kenne ich doch noch aus der Kindheit. Offensichtlich spielen wir “Ochs am Berg”. Ich spiele mit und darf sogar Fotos von ihnen machen. Beim Betrachten der Bilder haben sie jede Menge Spaß. An einem Bach angekommen verabschieden sich die Kinder und bleiben am anderen Ufer stehen. Plötzlich beginnen sie zu singen und zu tanzen. Hände an die Hüfte, am Stand marschieren und dazwischen im Rhythmus klatschen. Cool. Ich tanze mit und mache das gleiche auf der anderen Seite des Baches. Es sind genau diese Momente und Begegnungen die das Reisen so schön machen. Mit einem fröhlichen Liedchen auf den Lippen gehe ich weiter.
Es ist ziemlich heiß und mir geht die Power aus, aber ein paar Schokokekse schieben ordentlich an. So erreiche ich am frühen Nachmittag Masusu und der Typ vom Homestay gibt mir Tipps zur weiteren Route. Noch vier Stunden. Das geht sich noch aus. Die Brücke über den Koko River ist nicht mehr in bestem Zustand, denn sie liegt im Fluss. Zu Fuß geht es durch sein seichten und warmen Fluss. Nun kommt der härteste Teil. Nach fast 25 km geht es noch einmal 550 Hm steil hinauf bis nach Bumba. Ich frage mich durch die Dörfer und finde schlussendlich das nicht ausgeschilderte Bumba Base Camp. Ich raste bei einem warmen Skol und schlafe dabei ein. Als es schon dunkel ist, werde ich zum Abendessen abgeholt. Wir sitzen am Lagerfeuer und essen köstlichen Fisch. Wie geil. Der Hausherr kommt aus Uganda und spricht daher sehr gutes Englisch. Es ist sehr interessant mit ihm zu sprechen und ich erfahre einiges über die aktuellen Probleme von Ruanda. Im Zimmer ist wieder Rauschen zu hören. Heute ist es aber der Wind in den Bäumen.
Tag 4: Bumba – Kibuye
Nach dem Frühstück geht es zuerst durch Bumba und dann teilweise über steile Wege hinunter. Irgendwie habe ich heute keinen Nerv mehr für tausende Male “Good morning”, Winken und das übliche Geplänkel, aber es bleibt nicht aus. Nach dem langen Abstieg komme ich zu einem Fluss, über den eine halb zusammengebrochene Brücke führt. Foto und rüber.
Es geht über einen Hügel weiter und durch eine Bananenplantage bis zum nächsten Fluss, der zu Fuß zu durchqueren ist. Beim Anziehen der Schuhe stehe ich unter direkter Beobachtung. Hmmm, extrem spannend, wie sich jemand die Schuhe anzieht. 🙄 Nach dem letzten Hügel pokere ich und gehe hinunter zum See. Vielleicht ist dort ein Boot und ich kann direkt zur Unterkunft in Kibuye abkürzen. Jackpot. Nach zehn Minuten bin ich auf der Halbinsel, muss aber noch einmal ein Stück hinauf zur Unterkunft gehen. Das Wetter ist mau und ich bin müde. Den Rundgang auf der Halbinsel spare ich mir und schlafe stattdessen bis zum Abendessen. Auf der netten Terrasse mit Ausblick gibt es Spieß von der Ziege und ein Bierchen. Abendbeschäftigung: Uganda planen.