Tag 0: Vorbereitungen
Heute spannen ich aus und bereite mich auf den viertägigen Salkantay Trek vor. Ich werke etwas am Laptop, lüfte mein Gehirn mit Kabarett und schlafe zwischendurch immer wieder eine Runde. Um drei Uhr treibt mich der Hunger dann doch aus dem Bett und ich gehe Mittagessen und kaufe Verpflegung. Zurück in der Unterkunft recherchiere ich noch Unterkünfte für den Trek, checke die Weiterreise nach Nazca und einen Flug über die Nazca Linien. Ich ziehe wieder einmal ein Backup und das war’s für heute. Reicht ja auch. 😁
Tag 1: Challacancha – Soraypampa – Laguna Humantay
Um kurz nach fünf Uhr gehe ich zu den Colectivos. Ich steige ein und wir fahren los. Perfektes Timing. Es sind auch noch andere Touristen mit von der Partie. Im Mollepata angekommen kaufen wir das Ticket für den Trek. Mit vier anderen teile ich mir ein Taxi hinauf nach Challacancha wodurch wir uns den langen, ziemlich uninteressanten Straßenhadscher sparen. Alfonso, Enrique und ich steigen aus, die beiden anderen fahren noch weiter.
Ein Guide fragt uns, wohin wir wollen und schickt uns querfeldein einen steilen und nassen Hang hinauf. Nach zehn Minuten kommen wir auf den eigentlichen Weg. Danke lieber Guide. Der restliche Weg geht einfach dahin und ich unterhalte mich recht gut mit Alfonso und Enrique, die aus Mexiko sind. Um elf Uhr erreichen wir Soraypampa, wo schon jede Menge Minibusse parken. Das Geschwader an Tagestouristen die zur Laguna Humantay gehen. Eine nette Dame mit Funkgerät sagt uns, wo unsere Unterkünfte sind. Meine ist gleich neben den Parkplätzen und ich muss wieder einen Kilometer zurück. Egal. Nach einer Viertelstunde beziehe ich mein Zimmer und esse Pollo picante. Eine laut schnurrende Katze sitzt auf meinem Schoß. Ich bin zufrieden.
Auf dem Weg zum Treffpunkt mit den beiden Mexikanern kommen mir Unmengen an Tagestouristen entgegen. Perfekt, dann sind sie nicht mehr bei der Laguna. Die beiden sind nicht da. Ich warte eine Viertelstunde, dann gehe ich hinauf zur Laguna Humantay, wo nur drei andere Leute sind. Ein sehr idyllischer Platz, wo Pferde und Kühe grasen, es Gletscher gibt und es grün ist. Es sieht fast aus, wie bei uns Zuhause. Schade, das die Gipfel wolkenverhangen sind.
Alfredo und Enrique kommen. Wir haben uns verpasst, da sie an einer anderen Stelle gewartet heben. Enrique ist mit dem Pferd rauf, da sein Knie schmerzt. Wir quatschen, gehen gemeinsam hinunter und tauschen unsere Nummern aus um uns morgen etwas auszumachen. Als ich mich nach einem Stück umdrehe, sehe ich den Salkantay in voller Pracht und ohne Wolken. Also noch einmal zurück und Fotos machen. Es ist nicht mehr viel los und ich bin der einzige Gast in der Unterkunft. Es gibt Muña-Tee und ich spiele “Schach” mit der vierjährigen Tochter. Der Tee wärmt und das Essen gibt Kraft für den morgigen Tag. Ich quatsche noch mit der Hausherrin, bevor ich mich aufs Zimmer begebe und noch Blogartikel vorbereite.
Tag 2: Soraypampa – Abra Salkantay – Collpapampa
Nach einem super Frühstück mit Pancakes, Brot, Butter, Käse, Marmelade, Eierspeise und Tee mache ich mich um sieben Uhr auf die Socken. Enrique muss wieder das Pferd nehmen, darum wird der gemeinsame Aufstieg nichts. Der erste Teil ist gleich wie gestern, dann geht es über einen schönen Weg weiter bis Salkantaypampa. Es sind einige Gruppen unterwegs, eine davon sogar beritten.
Um Punkt zehn Uhr bin ich am höchsten Punkt, dem Abra Salkantay. Hier ist Partystimmung mit lauter Musik und Instagram-Gepose. Ich halte mich nicht lange auf, da mir zuviel Wirbel ist. Etwas unterhalb kann ich meine Wasserreserven gegen frisches Bergwasser tauschen. Super. In angenehmem Gefälle geht es hinunter, immer hinaus aus dem Tal. Die Aussicht hält sich allerdings in Grenzen und so ist es etwas langweilig. Die Langeweile ist zu Mittag vorbei als es zu graupeln und stark zu regnen beginnt. Zum Glück kann ich mich bei einer Hütte unterstellen und abwarten. Als der Spuk vorbei ist setze ich den Hadscher fort. Gegen die Langeweile haben die vielen Pferde, die Personen und Waren transportieren, etwas gemacht. Man muss höllisch aufpassen um nicht ins Glück zu steigen.
Das Klima wird tropischer und die Vegetation ändert sich. Um drei Uhr komme ich in Collpapampa an und mache mich auf Herbergssuche. Nach einer halben Stunde sitze ich auf einer Terrasse bei Muña-Tee und mit einer Katze auf dem Schoß. Ich schreibe ein paar Agenturen wegen Huayhuash Trekking an und schlafe noch eine Runde vor dem Abendessen. Es gibt eine riesige Portion Nudeln mit Tomatensoße und Huhn. Genau das richtige für einen Wandersmann. Ich bleibe noch eine Weile sitzen, bevor ich mich ins Bett begebe und bald einschlafe.
Tag 3: Collpapampa – Lucmabamba
Um vier Uhr fangen die bescheuerten Hähne im ganzen Dorf an zu krähen. Nichts mehr mit Schlafen, etwas Dösen, aber mehr nicht. Das Frühstück fällt leider etwas mau aus. Ich gehe los und folge der Straße bis der Weg über eine Brücke dem Fluss entlang führt. Hier bemerke ich, dass ich meine Wanderstöcke vergessen habe. Also zurück zum Start. Grrrr. Heute ist es wesentlich wärmer und ich brauche mehr Wasser als die letzten Tage. Bei einem Wasserfall bereite ich welches auf, da ich weiß, wie es weiter oben aussieht. Pferde, Kühe und anderes Getier.
Der Weg ist viel spannender als gestern, da man meistens auf den Fluss sieht. Immer wieder sind auch Hangrutschungen zu queren. Gegen ein Uhr erreiche ich den größeren Ort Sahuayaco, der gerade durch den Bau einer Brücke an die Straße angeschlossen wird. Über die schlammige Straße geht’s weiter nach Lucmabamba, wo ein riesiges Schild zur Unterkunft aus der Beschreibung weist. Weitere Schilder fehlen, aber ich stolpere zufällig genau in das richtige Haus. Zum Mittagessen gibt es Forelle und ein nettes Gespräch mit der Hausherrin.
Ein Typ telefoniert mit seiner Geschäftspartnerin über die Organisation eines Konzerts in Cusco. The Return of the Inca. Cool. Mitten im Nirgendwo wird über solche Dinge gesprochen. Am Weg zum Zimmer gehen wir fünf Minuten durch einen Wald aus Kaffee, Avocadobäumen, Bananenpalmen und dem Escobar-Bush (Kokastrauch). Auch heute bin ich der einzige Gast und werde etwas später zum Essen mit der ganzen Familie abgeholt. Es gibt Ente, die am Vormittag noch herum gewatschelt ist. Frischer geht es kaum. Freddys Schwager Freddy, der Typ mit dem Konzert, ist mit seiner Familie auf Besuch. Wir unterhalten uns sehr gut und zwitschern ein paar große Biere.
Um halb zehn Uhr gehen wir zur Unterkunft hoch. Freddy ist schon gut angezeckt und möchte noch ins Dorf gehen und weiter zechen. Ich lehne ab, denn besser wird es nicht. Immerhin habe ich morgen eine lange Strecke vor mir.
Tag 4: Lucmabamba – Paso Llactapata – Hidroelectrica – Aguas Calientes
Zum Frühstück gibt es Produkte aus dem eigenen Garten. Beide Freddys sind auch hier und wir quatschen noch etwas. Bei Kaiserwetter starte ich meine Tagesetappe durch tropische Vegetation. Es geht immer hoch, mal durch Wald, mal in freiem Gelände, bis ich den Paso Llactapata erreiche. Ein Stück weiter unten ist der Mirador Llactapata von dem man bereits nach Machu Picchu sieht. Ich habe den Platz für zehn Minuten für mich alleine. Cool. In der Hosentasche finde ich den Zimmerschlüssel. Mist.
Ich gehe noch ein Stück weiter und komme zur Llactapata Lodge mit ebenfalls super Aussicht zu Machu Picchu. Ein paar Leute aus Portugal fragen mich zu meiner Reise aus und ich quatsche mit ein Pärchen aus Belgien. Er hat tatsächlich zwei Jahre in Linz an der JKU seinen Master gemacht. Wie klein die Welt doch ist. Über einen matschigen Weg geht es im Wald steil hinunter bis zu einer Hängebrücke und dann flach weiter zum “Bahnhof” Hidroelectrica. Dieser besteht aus zwei Gleisen und einer Weiche. Als ich mit dem Almuerzo fertig bin fährt gerade der Zug ein. Cool.
Im angenehmen Schatten der tiefen Schlucht gehe ich mal links, mal rechts den Schienen entlang, bis mir nach einer Weile zwei Burschen mit einem Hund entgegen kommen. Der Hund beschließt lieber mit mir weiter zu gehen. Cool, eine vierbeinige Begleitung. Kurz vor Aguas Calientes sieht eine Gruppe Ornitologen gebannt auf einen Punkt am Fluss. Die Auslöser der Kameras klicken im Dauerfeuer. Sie lassen mich durch ihr Fernrohr linsen und ich sehe einen seltenen Vogel beim Fischen.
Um vier Uhr erreiche ich das äußerst touristische Aguas Calientes und beziehe mein Bett im Hostel, wo ich etwas raste. Später am Abend treffe ich mich mit Alfonso und Enrique zum Abendessen und wir tauschen unsere Erfahrungen vom Trek aus. Am Heimweg ziehe ich mir noch eine Schokotorte rein und bin um halb elf Uhr im Zimmer. Die Mädels schlafen schon brav. Ich eine Stunde später.