Vom Maragua Trek ins Krankenhaus

Tag 1: Capilla de Chataquila nach Maragua

Der Hausherr fährt mich netterweise zum Platz, von dem die Busse nach Potolo fahren. Er organisiert mit sogar noch das Busticket. Um kurz nach neun Uhr fahren wir los. Das Brot für das Frühstück besteht zum Großteil aus Luft, die notwendige Energie muss also das Cola liefern. Nach ca. einer Stunde hält der Bus bei der Capilla de Chataquila, wo drei Einheimische Damen und ich aussteigen.

Die erste Etappe führt über einen schönen, mit Steinplatten ausgelegten Weg, dem Inka Trail. Ich treffe drei Leute aus Israel, die ebenfalls die Wanderung machen. Es geht stetig bergab und immer wieder hat man gute Sicht auf die umliegenden Berge und eine sich windende Straße, die gerade ein Bus entlang fährt. Morgen geht es mit dem Bus über diese Straße rauf. Ich erreiche die Straße und entrichte die Gebühr für das Wandern in dieser Gemeinde und den Erhalt des Inka Trails. Das ist hier so üblich. Es geht noch etwas weiter bergab bis zu einer Brücke.

Ab nun geht es fast nur mehr bergauf. Ich lasse mir viel Zeit, denn ich möchte mich akklimatisieren und nicht zerstören. Es ist warm und die Sonne brennt herunter. Es geht immer einer staubigen Straße entlang, bis ich um kurz vor zwei Uhr das aus maximal zehn Häusern bestehende Dorf Ork’o Kasa erreiche. Das letzte Stück geht es gemütlich bergab zum Dorf Maragua das im gleichnamigen Krater liegt. Hierbei handelt es sich nicht um einen Vulkankrater, sondern um eine ähnliche kraterähnliche Form, die durch Erosion entstanden ist. Um halb vier Uhr erreiche ich mein Hostel. Die nette Damen serviert einen Tee aus Blättern von einem Baum im Innenhof. Ich setze mich in den schönen Garten und genieße die Ruhe.

Nach einer Stunde Rast mache ich mich auf den Weg zum Colgante del Diabolo, einem nahegelegen Wasserfall. Ich Anschluss drehe in noch eine Runde im kleinen Ort. Als ich zurück in der Unterkunft bin, sind die drei Israelis eingetroffen. Wir quatschen, haben Abendessen und werden vom fünfjährigen Sohn der Familie bespaßt. Vielmehr müssen wir ihn bespaßen. 😁 Kurz vor zehn Uhr ist Bettruhe, auch wenn es dem Kleinen noch viel zu früh ist.

Tag 2: Nach Potoli und ins Krankenhaus

Um sieben Uhr gibt es gemeinsames Frühstück. Ich verabschiede mich und starte los. Zuerst durch den Ort hinauf zu einem Hügel. Ein letzter Blick zurück, bevor sich ein neues Panorama öffnet. Immer einer Straße entlang hinunter bis der Weg links abzweigt. Er wird immer undeutlicher, aber mit dem GPS geht es ganz gut. Kurz vor den Dinosaurierspuren verkoffere ich mich, find sie aber dann doch. Ab hier geht es freestyle, sprich weglos, über eine Kuppe und auf der anderen Seite bis nach Chullpas. Ich kürze über ein ausgetrocknetes Bachbett ab und muss etwas kraxeln. Macht aber Spaß.

Da der weitere Weg nun immer gemütlich einer Straße entlang bergab führt, packe ich meine Wanderstöcke weg. Fehler. Nur ein kleines Stück weiter ist eine Schafherde nahe der Straße. Während ich die Kamera zücke, kommen drei bellende Hunde auf mich zu gerannt. Die Piepsstimme der Schafhüterin wird gekonnt ignoriert. Sie sind ziemlich aggressiv und als ich mich umdrehe, um Abstand zu gewinnen, beißt mich so ein Dreckshund in die rechte Wade. Ich drehe mich um und die Hunde schieben ab. Ich sehe zu, dass ich Meter mache und sehe mir nach einem Stück die Wade an. Ich habe eine kleine, blutende Wunde. Toll, Hundebisse sind ja bekannt dafür, sich leicht zu entzünden. Erst einmal säubern und ein Pflaster drauf. Mit einer ordentlichen Wut im Bauch auf den Hund, aber auch auf mich, gehe ich mit den Wanderstöcken und erhöhter Aufmerksamkeit weiter. Hätte ich mich nicht weggedreht, sondern die Hunde angeschrien, wäre das nicht passiert. Falsch reagiert. Nach einem langweiligen Straßenhadscher erreiche ich um zwölf Uhr Potolo. Bei einem Stand am Hauptplatz kaufe ich mir eine kleine Flasche Alkohol und desinfiziere die Wunde.

Eine Mann sagt mir, dass es hier ein Krankenhaus gibt. Perfekt. Ich frage mich durch und werde einmal im Kreis geschickt. Kurz vor dem Krankenhaus werde ich erneut von einem Hund attackiert. Mit den Stöcken in der Hand ist das diesmal aber kein Problem. Das Krankenhaus ist geschlossen und laut der Besitzerin des netten Hundes kommt der Arzt erst um zwei Uhr. Also eine halbe Stunde warten. Laut Reinigungsdame kommt er erst um halb drei Uhr. Hmmm, das kann länger dauern. Doch gleich mit dem Bus nach Sucre fahren? Im Ort frage ich nach dem nächsten Bus, denn hier möchte ich auf keinen Fall hängen bleiben. In einer halben oder ganzen Stunde, oder so. Ahja. Also noch genügend Zeit um Essen zu gehen. Ich hätte Lust auf gegrillten Hund, es steht aber nur das Tagesmenü mit oder ohne Suppe zur Auswahl. Mehr als satt probiere ich noch einmal mein Glück beim Krankenhaus. Es ist offen. Ein Mann sitzt neben dem Tor und schält Bohnen. Ich frage ihn, wann der Arzt kommt. “Um zwei Uhr!”. Es ist dreiviertel drei Uhr. Er sieht auf die Uhr und meint: “Ahja, dann um drei Uhr!”. Das war’s, ich gehe zurück und warte auf den Bus. Im Hintergrund die Kakophonie der ortsansässigen Blaskapelle. Jetzt bluten auch noch die Ohren.

Der Bus kommt, fährt aber erst um vier Uhr. Ich kaufe mir Kekse und gebe einem kleinen, lieb schauenden Hund etwas ab. Anscheinend ist er in einer WhatsApp-Gruppe, denn nur eine Minute später sind es schon vier. Gemeinsam verputzen wir die Kekse. So geht’s doch auch. Hmmm, in welches Krankenhaus soll ich in Sucre gehen? Ich Frage Nelfi, die nette Frau vom Mercado. Immerhin studiert sie Medizin. Sie empfiehlt mir ein Krankenhaus und ich soll mich melden wenn ich Sucre erreiche, da sie mich begleiten will. Wie nett ist das denn? Auf die Minute um vier Uhr fahren wir los. Allerdings drehen wir noch eine halbe Stunde lang eine ausgedehnte Runde im Ort mit einen Tratsch da und einen Plausch dort, bevor wir endlich losfahren. Kurz vor dem höchsten Punkt schallt eine spanische Version von “Griechischer Wein” aus den Lautsprechern. Wie geil.

Um sieben Uhr sind wir in Sucre. Stau. Also zu Fuß zum Krankenhaus. Nelfi ist schon da und wir gehen hinein. Wir werden an ein anderes Krankenhaus verwiesen, da hier zu viele Leute sind. Also weiter in das nächste. Nach einer kurzen Untersuchung wird die Wunde mit Seife und einer harten Handbürste fünf Minuten lang kräftig gereinigt. Der Biss war in Vergleich harmlos. Noch etwas Jod drauf und alles zukleben. Nach nur einer halben Stunde bin ich fertig. In zwei Tagen muss ich zur Kontrolle wieder kommen. Eine zusätzliche Tollwutimpfung benötige ich nicht, da ich das volle Programm an Impfungen habe. Wir gehen noch in eine Apotheke um Antibiotika und Entzündungshemmer zu kaufen und im Anschluss lade ich sie noch zum Abendessen ein, denn diese Hilfsbereitschaft einem Fremden gegenüber ist alles andere als selbstverständlich.

Nach dem Essen gehe ich in meine neue Unterkunft, wo ich die drei Israelis wieder treffe. Eines der beiden Mädels wurde ebenfalls von einem Hund gebissen, hat aber zum Glück keine offene Wunde. Im Hostel spielt eine Live-Band. Cool. Um Mitternacht geht es mit Bumm-Bumm-Musik weiter. Nicht cool. Erst um drei Uhr ist Ruhe. Was für ein Tag.

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