Carretera Austral Tag 9: Glaciar Exploradores
Um halb acht Uhr stehe ich auf, komme aber nicht recht in die Gänge. Als hinter den Bergen die Sonne langsam aufgeht, fahre ich dann doch los. Auf der Straße sitzen zwei Raubvögeln und machen sich über ein totes Tier her. Sonst ist nicht viel los auf der Straße und ich komme gegen zehn Uhr in Puerto Río Tranquilo an. Ich fülle meine Vorräte auf und fahre weiter zum angepriesenen Gletscher Exploradores.
Dort angekommen erklärt mir die nette Dame die drei Wanderwege, die alle nicht sehr lang sind. Der Sendero Hued Hued (wet wet) führt mich durch dichten Urwald und über wurzeligen Boden steil hinauf zu einem Aussichtspunkt. Der Ausblick von der Plattform ist mau. Viel Schotter, wenig Gletscher. Sicher schöner bei gutem Wetter, aber sicher auch nicht der Burner. Ich gehe wieder hinunter und den Sendero Chuca hinauf. Dieser ist sehr ähnlich, nur zum Schluss geht es über Felsen zu einer Plattform, von der die Aussicht ebenfalls unspannend ist. Also wieder runter und zum dritten Weg. Dieser ist sehr schmal und für Zwerge gemacht. Im Zickzack geht es durch den Wald und ich bleibe entweder mit der Kappe oder dem Rucksack hängen. Die beiden Stellen an denen man zu einem Fluss kommt, sind leider auch sehr unspektakulär. Immerhin habe ich mich etwas bewegt.
Zurück in der Zivilisation suche ich mir einen Platz für heute Abend. Puerto Ingeniero Ibáñez soll es werden, denn dort gibt es einen großen Wasserfall. Wie angekündigt regnet es sich so richtig ein. Immerhin sieht man nun die Schlaglöcher besser, aber es sind viel zu viele um auszuweichen. Also wie üblich einfach drüber rattern. Gegen sechs Uhr mache ich einen kurzen Jausenstopp in Villa Cerro Castillo und fahre weiter nach Puerto Ingeniero Ibáñez, wo die Sonne etwas heraus schaut. Das bedeutet Regenbogen. Und was für einer. Im Ort und an der Fährstelle sind keine guten Plätze zum Wild Campen, darum probiere ich es in der Nähe vom Wasserfall und werde fündig. Es hat zu regnen aufgehört, aber dafür pfeift der Wind über den Erdwall und lässt das Auto ordentlich wackeln. Ich schlafe trotzdem gut. 😁
Carretera Austral Tag 10: Salto Del Río Ibáñez bis Coyhaique
Nach einem kleinen Frühstück fahre ich zum Wasserfall Salto Del Río Ibáñez. Ziemlich beeindruckend, wie viel Wasser hier runter kommt. Es beginnt wieder zu regnen. Die Wanderung zum Cerro Castillo kann ich mir definitiv abschminken. Am höchsten Punkt der Straße durch das Reserva Nacional Cerro Castillo mischt sich sogar etwas Schnee unter den Regen und man kann sehen, wie weit es in der Nacht runter geschneit hat. Gegen elf Uhr komme ich In Coyhaique an und gehe einkaufen. Aufgrund der Corona-Quotenregelung und der atemberaubenden Geschwindigkeit an den Kassen, muss ich fast eine Stunde warten, bis wieder jemand in das Geschäft darf. Ich glaube, die haben jedes Produkt einzeln desinfiziert. Mit meinen wenigen Sachen stelle ich mich zur SB-Kasse. Hier dauert es leider auch lange, da die Leute nicht bis “maximal 20 Produkte” zählen können oder die Produkte im Zeitlupentempo scannen. Grrr.
Heute möchte ich vieles aufarbeiten und habe mich deshalb in eine gemütliche Ecolodge eingemietet. Zumindest hat sie auf den Fotos gemütlich ausgesehen. Das Zimmer hat keine Tür und das Bett, ohne Kopfteil, steht mitten im Raum. Na gut, dann setze ich mich eben auf die Couch. Zack und ich sitze fast am Boden. Bequem ist etwas anderes. Es hat sieben Grad. Heizung – Fehlanzeige. Und das in der Beschreibung angeführte Internet gibt es auch nicht. Da ist es ja im Auto besser und das kostenlos. Ich hadere eine halbe Stunde, ob ich mir das antun soll. Lt. Internet hat die Unterkunft vom letzten Mal noch ein Zimmer frei. Die Entscheidung ist klar. Ich reise ab. Zum ersten Mal in meinem Leben.
Ich fahre zur Unterkunft und frage, nach einem freien Zimmer. Der junge Mann ist sich nicht sicher, aber ich soll mal warten. Etwas später kommt der Herr des Hauses heim. Der hat auch keinen Plan. Also weiter warten. In der Zwischenzeit unterhalte ich mich mit Lukas aus Großbritannien, der die Wanderung zum Cerro Castillo unternommen hat. Das Wetter war mehr als bescheiden und ich habe nichts versäumt. Nach über eineinhalb Stunden kommt die Chefin des Hauses, die einzige mit einem Plan. Es ist noch ein Zimmer frei. Perfekt. Ellena aus den USA kommt noch zu uns und wir unterhalten uns, trinken Bier und Wein und essen eine Kleinigkeit. Etwas später arbeite ich noch einen Teil auf und gehe spät ins Bett.