Tagesausflug Guatapé und La Piedra
Früher als sonst hüpfe ich aus dem Bett und unter die Dusche. Fit ich aber auch zeitig aus den Hotel hinaus komme, muss ich noch jemanden an der Rezeption aus dem Schlaf klingeln. Die Partymeile präsentiert sich nun in einem ganz anderen Gesicht. Läufer sind unterwegs und es ist absolut ruhig. Beim Treffpunkt für die Tagestour nach Guatapé melde ich mich bei einer Dame und vertreibe mir die Wartezeit beim Schreiben der Reiseberichte, die sich in den letzten Tagen aufgestaut haben. Um halb acht Uhr kommt ein großer Bus und es geht aus Medellin hinaus.
Nach einer Pause erreichen wir gegen zehn Uhr La Piedra de Guatapé. Der Felsen und das ganze Gelände gehören einer einzigen Familie. Na da zahlt es sich schon aus, einen großen Granitbrocken im Garten zu haben. Das Ticket ist schnell besorgt und schon kann es auf einer in einen Spalt im Felsen gebauten Treppe hinauf gehen. Nach ein paar Päuschen und 675 Stufen stehe ich nach einer Viertelstunde auf dem am Felsen errichteten Aussichtsturm, von dem man einen tollen Blick über den Stausee Peñol-Guatapé hat. Diesen Ausblick genießen anscheinend auch die Andenkondore, die ihre Kreise ziehen.
Nach einer Weile mache ich mich gemütlich über den Abstieg, der über eine eigene Stiege führt, die hinter der anderen liegt. Unten angekommen sehe ich mir ein wenig das bunte Treiben an und möchte auf ein Getränk auf eine Dachterrasse. Für diese wäre aber noch einmal Eintritt fällig, da man eine gute Sicht auf den La Piedra hat. Es ist unglaublich, wie man einen Felsen derart kommerziell ausschlachten kann.
Nach einer kurzen Fahrt bringt uns der Bus nach Guatapé, einen Ort, der sich fast ausschließlich durch den Tourismus finanziert. Nach einer kurzen Führung durch den Ort gehen wir in ein Restaurant und ich setze mich zu drei Mädels. Zwei davon arbeiten für zwei Monate von Medellín aus, das bei Remote Workern sehr beliebt ist. Von den beiden weiß aber keiner genau warum. Die gleiche Zeitzone für Leute aus den USA oder Kanada ist aber sicher auch ein großer Faktor. Zur gebackenen Forelle gibt es ein Getränk aus Zuckerrohr, das wie Eistee schmeckt. Hmmm, trinken wir Zuhause tatsächlich Eistee? 😁 Am Weg hinaus aus dem Restaurant latschen wir fast direkt durch einen Baumarkt. Hmmm, vielleicht haben die einen Stromadapter. Meinen habe ich nämlich gestern etwas schief angeschaut und er ist gebrochen. Und tatsächlich. Zwei Metallschienen in durchsichtiges, weiches Plastik eingeschweißt. Einfacher geht’s nicht und sieht noch dazu unkaputtbar aus. Meins.
Gleich gegenüber werden wir zu einem Schiff gebracht, mit dem wir vierzig Minuten lang am Stausee Peñol-Guatapé herum tuckern. Im Anschluss haben wir noch eine Stunde Freizeit, die ich mir mit einer ausgiebigen Erkundungstour durch den Ort vertreibe. Der Treffpunkt ist in einem Souvenirshop. Wie praktisch. Vor allem für den Souvenirshop, da wir vorher 20% Gutscheine bekommen haben. 😉 Natürlich dauert es eine Weile, bis die ganze Busladung eingesammelt und zum Bus gebracht ist und so fahren wir um kurz nach vier Uhr wieder retour Richtung Medellin.
Anreise Santa Marta
Wie vorab ausgemacht, lässt mich der Busfahrer bei einem Kreisverkehr nahe dem Flughafen raus. Hmmm, es sind gerade einmal 1,3 km und ich bin seit Kenia nicht mehr zu Fuß zu einem Flughafen gegangen. Also mache ich mich in der Dämmerung auf den Weg. Keine 25 Minuten später habe ich eingecheckt und mein Gepäck ist aufgegeben. Yeah.
Am Gate werden die Empanadas aus Guatapé verputzt und die restliche Zeit vertreibe ich mir mit dem Schreiben an den Reiseberichten, bis ein Typ kommt und mich zum Gepäck-Check bittet. Mein Rucksack muss exakt in eine Box passen, da ich sonst mehr bezahlen muss. Natürlich passt er nicht in die extra schmale Box. Also, Jacke und Shirt raus und angezogen, leere Wasserflasche entsorgt und schon passt der Rucksack rein. Direkt nach dem Boarden räume ich wieder alles ein und wer hätte es geglaubt? Er passt easy unter den Sitz. 🙂 Der Restless-Legs-Typ neben mir passt allerdings nicht so easy in seinen Sitz und macht sich noch dazu breiter, als er ohnehin schon ist. Für eine Stunde Flug ist mir das aber schnuppe. Wir heben auf der rumpelnden Startbahn ab und nach einem kleinen Snack geht es auch schon wieder runter. Nichts Aufregendes. Der Landeanflug hingegen ist echt spannend, da wir uns ca. 400 m vor dem Aufsetzen immer noch über dem Wasser befinden.
Als ich gerade ins Taxi steige, quatscht mich ein junger Bursche an, ob ich auch ins Zentrum will und wir uns das Taxi teilen. Klar. Er hat gerade zwei Wochen freiwillig in einem Yoga-Irgendwas bei Medellín gearbeitet und trifft morgen seinen Bruder. Sein ganzes Gepäck besteht aus einem kleinen Rucksack, der sicher dreimal in meinen Daypack passt. Und das für eine Reise von vier Monaten. Das nenne ich Minimalismus. Ach ja und Hostel muss er sich auch noch schnell suchen. Tja, früher haben wir das auch so gemacht. Da gab es aber auch noch kein Internet. 😁
Nach dem etwas bürokratischen Check-in im Hotel Costa Norte, bin ich um halb zwölf Uhr im heißen Zimmer. Raus aus dem Gewand und den Ventilator anschmeißen, sonst sterbe ich hier. Die Geräte aufladen schadet auch nicht, denn da kann ich gleich den neuen Adapter testen. Tja, gar nicht so einfach, da alle Steckdosen schon ziemlich abgenudelt sind und er nicht hält. Mit einer Schlaufe aus einem Kabel kann ich das Ladegerät anheben und es funktioniert. Mit Sicherheit das schlechteste Steckerformat der Welt. Ich checke noch den Abfahrtsort vom Bus zum Tayrona Nationalpark und versuche bei der Hitze zu schlafen.
