Anreise nach Salento
Nach einer durchwachsenen und vor allem kurzen Nacht erreichen wir um dreiviertel vier Uhr das Terminal in Armenia. Laut einem Mann geht der erste Bus nach Salento erst um halb acht Uhr. Na dann, gute Nacht. Am Boden wohlgemerkt. Nach eineinhalb Stunden werden wir geweckt und zu den gerade eben aufgestellten Sitzbänken gebeten. Da ich nun schon wach bin, erkundige ich mich bei einem Schalter wegen dem Bus. Diese fahren gleich nebenan, aber außerhalb vom Terminal ab. Also raus, wo gerade ein Bus ankommt. Und bereits um halb sieben Uhr geht es in einer Stunde hoch in die Berge nach Salento.
Mit dem gesamten Gepäck marschierte ich eine Viertelstunde über einen Hohlweg hinunter zum Hotel de Columpio, das komplett abgelegen an einem Hang im Wald liegt. Logo, dass mein Zimmer um acht Uhr noch nicht fertig ist. Aber wie sieht es mit Frühstück aus? Nö, erst morgen. Ich kann aber Kaffee, Wasser oder Bier haben. Die Entscheidung fällt mir leicht und der Mann stellt mir eine Dose Heineken vor die Nase. “Gibt es keines aus Kolumbien?”. “No!”. Na gut.
Der Ausblick erinnert mich an Neuseeland. Ein saftig grüner Hang mit großen Bäumen in einer Linie. Cool. Entspannung macht sich breit. Ich suche nach Wanderungen im Los Nevados Nationalpark und werde fündig. Es soll eine dreitägige Tour auf eigene Faust werden. Da die wenigen Gäste länger schlafen, gehe ich die kurze und wenig begangene Runde den Hang hinunter zu einem Bach und vorbei an Bäumen mit unzähligen Mandarinen wieder hoch. Inzwischen sitzen auch schon Gäste beim Frühstück und nach einer Weile kann ich endlich das riesige und schöne Zimmer beziehen. Und nach einer heißen Dusche endlich in frische Kleidung schlüpfen. Ich werfe mich mit dem Laptop auf das große Doppelbett und arbeite an den Fotos. Kurzes Einnicken inklusive. 😴
Salento
Gegen zwei Uhr komme ich in die Gänge und starte hoch in den schönen, bunten Ort, wo mich beim Knipsen ein Typ wegen einer Tour anquatscht. Er meint, dass es besser sei, die Fincas im Los Nevados Nationalpark zu reservieren. OK, also ab zur Touristeninfo, um die Telefonnummern zu organisieren. “Pssst, die sind nicht für jedermann, aber euch kann ich sie geben!”, sagt die nette Dame zu den beiden Typen aus Alaska. Und da die Nummern so geheim sind, bekomme ich sie natürlich auch. 😉
Obwohl der Ort sehr touristisch und voller Leute ist, gefällt es mir sehr gut. Noch besser gefällt mir aber die mit groben Salzkörnern garnierte und auf einer riesigen Patacone servierte Trucha a la Plancha. Bei Patacones handelt es sich um flach gepresste Kochbananen, die im Anschluss frittiert werden. Typisch für Kolumbien und bei vielen Speisen dabei. Die Forelle ist der Wahnsinn und definitiv die beste Forelle, die ich je hatte. Mjami. Während ich meine Cola schlürfe, schreibe ich die Fincas per WhatsApp an und es findet sich ein Platz für mich. 👍 Ich brauche aber noch etwas Kohle. Da es vor den Bankomaten staut, erkundige ich mich in einer Wechselstube nach dem Kurs. Der ist deutlich schlechter als der in Bogota oder von meiner Bank. Egal, der Tag ist ja noch lang und irgendwann wird auch die Schlange kürzer werden.
Vom Obergeschoss eines Restaurants habe ich einen tollen Überblick über den Plaza de Bolívar Salento. Gratis Toilette und eine Wasserflasche für die Wanderung inklusive. Anders als bei uns, ist hier überall für den Ruf der Natur zu bezahlen. Nach einer Weile versuche ich erneut mein Glück beim Bankomaten. Kaputt. Der gegenüber auch. Also muss ich in den sauren Apfel beißen und zur Wechselstube. Aus dem Augenwinkel sehe ich eine Stiege hinauf zu einem Aussichtspunkt, von dem aus ich mir den Sonnenuntergang ansehe. Mit reichlich Empanadas und einer Packung Nussmix geht es im Dunklen zurück zur Unterkunft.
Nach dem Vorbereiten der Wandertouren und dem Herunterladen von Kartenmaterial auf mein Handy, sortiere ich noch Fotos aus und stelle den ersten Blogartikel von Kolumbien online. Hmmm, ob es so zackig weiter geht? Wohl kaum. 😁 Bereits um halb elf Uhr richte ich über’s Schlafen, denn morgen geht es früh los. Was für ein gemütlicher und entspannter Tag. Das war echt notwendig.