Bogota: La Candelaria, Cerro Monserrate und Scheiß mit dem Gepäck

Nach dem üblichen Morgengeplänkel checke ich gleich um die Ecke Wasser und ein furchtbares Sandwich. Dafür nur ein Stück weiter eine SIM-Karte mit viel mehr Datenvolumen um weniger Geld, als gestern am Flughafen. 

Hmmm, der Cerro Monserrate ist in Wolken gehüllt und es nieselt leicht. Na dann werde ich mal abwarten, wie sich das Wetter entwickelt und vorerst etwas in der Stadt machen. Bei Regen bietet sich das Museo Del Oro an. Cool, der Eintritt ist sonntags gratis. Das erklärt auch die vielen Besucher. Egal, es ist trotzdem sehr interessant und vor allem trocken. Ein paar Räume befinden sich sogar in einem begehbaren Tresor mit fetten Türen. Cool. 

Da es nicht mehr regnet und ich schon im Centro Historico bin, spaziere locker flockig zur Iglesia de San Francisco und weiter entlang der Carrera Septimo bis zur Plaza de Bolivia. Es sind erstaunlich viele Radfahrer unterwegs, aber auch viele Obdachlose sind zu sehen. Da spiegelt sich leider noch die schwierige Vergangenheit des Landes wider. Am Plaza de Bolivar wird noch die schlichte, aber sehr schöne Basílica Metropolitana de Bogotá Catedral Primada de Colombia besichtigt. Was für ein langer Name. Auf Deutsch: Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis. OK, auch nicht gerade ein Einsilber. 

Mein Plan, auf besseres Wetter zu warten, geht auf, denn die Sonne blinzelt durch die Wolken. Also auf zum Ausgangspunkt der “Wanderung” hinauf zum Monserrate. Tja, so einfach ist es allerdings nicht, denn am Weg komme ich am Restaurant vorbei, das vorhin noch kein Essen hatte. Hmmm, ich könnte durchaus etwas zum Beißen vertragen. Die Dame erkennt mich wieder und winkt mich herein. Ich bestelle das hier typische Ajiaco con Pollo, eine sehr gehaltvolle Suppe mit Kartoffeln und Huhn. Dazu Reis, ein undefinierbares rundes Ding, das nach nicht viel schmeckt, Avocado und Melonensaft. Nach etwas Nachsalzen schmeckt das Zeug echt gut. 

Vollgefressen geht es über den Weg hinauf zum Cerro Monserrate. Außer mir haben aber noch tausende andere Leute die gleiche Idee. Wie ein großer Tatzelwurm schlängelt sich die Menschenmasse über teilweise steile Stufen nach unten. Viel Platz für die Helden, die sich den Weg hinauf quälen, bleibt da nicht mehr. Es stand aber in einigen Blogs, dass Sonntag zu Mittag am meisten los ist. Mit einer ausgewachsenen Völkerwanderung habe ich aber nicht gerechnet. Nach etwas mehr als einer Stunde erreiche ich die Basílica del Señor Caído de Monserrate auf einer Höhe von ca. 3150 m. Hier sind die Leute noch dichter gedrängt als auf dem Weg. Egal, ich bin froh, dass ich oben bin und genieße den Ausblick über die riesige Stadt.

Ein Stück weiter geht es vorbei an Souvenirständen und Restaurants zu einem Aussichtspunkt, mit Blick über die umliegenden grünen Berge. Ein schräger Typ steht auf einem Felsen und bläst Heavy Metal aus seiner Box. Behemoth. Nicht gerade leichte Kost. 😁 Ich quatsche ein wenig mit ihm und merke, dass mein Spanisch schon ziemlich eingerostet ist. 

In der Basilika wird gerade eine Messe abgehalten. Die musikalische Begleitung fällt viel flotter als bei uns zuhause aus. Gefällt mir. Ich sehe mich noch etwas um und entdecke die elend lange Schlange vor der Seilbahn. Na dann eben wieder zu Fuß hinunter. Nun ist auch schon bedeutend weniger los, da der Weg um vier Uhr geschlossen wird. Zu diesem Zeitpunkt bin ich aber schon wieder im Zentrum und entdecke die sehr schöne Santuario Nuestra Señora del Carmen. 

Noch immer hat mich niemand wegen meinem Gepäck kontaktiert. Grrr. Da ich ohnehin ziemlich geschlaucht bin, beschließe ich, zurück zum Hostel zu gehen. Vielleicht wurde es ja schon abgeliefert. Auf der Carrera Septimo ist inzwischen mega viel los und es herrscht Jahrmarktstimmung mit Straßenkünstlern, Essensstände, Musik und vielem mehr. Alle paar Meter eine andere Beschallung. Vermutlich ein ganz normaler Sonntag. 😃

Im Hostel ist natürlich noch keine Spur von meinem Gepäck, weshalb ich bei Delta Airlines anrufe. Die Dame meint, das Gepäck kommt heute Abend um zehn Uhr. Tja, zu spät für mich, da ich da bereits im Bus nach Armenia sitze. Wenn ich es früher haben möchte, muss ich zum Flughafen kommen. Interessant. Und wer bezahlt das Taxi? Sie sagt weiter, dass ich die Rechnungen auf der Website von Delta Airlines einreichen kann. Na da bin ich ja gespannt. Also ab mit dem Taxi zum Flughafen. 

Der Info-Schalter ist direkt beim Eingang und mein Rucksack steht auch schon bereit. Cool. Zurück ins Zentrum zu fahren bringt jetzt nichts mehr, weshalb ich mich direkt zum Terminal de Salitre bringen lasse. Nach etwas Suchen nach dem richtigen Busunternehmen sitze ich um halb sieben Uhr in der Sala VIP von Expreso Bolivariano, schreibe am Reisebericht und reklamiere bei Delta Airlines. Was sich natürlich als schwierig herausstellt, da der Upload der Dokumente nicht funktioniert (“no more space left on device”). Alter. Über das Feedback-Formular schaffe ich es dann doch. Mal gucken, ob das reicht.

Die drei Stunden Wartezeit verbringe ich mit dem Recherchieren von Wanderungen im Nationalpark Los Nevados. Da die zweitägige Tour zum Vulkan Nevado de Santa Isabell unverschämt teuer ist, wird es wohl eine Mehrtagestour auf eigene Faust ab Salento werden. Mit jeder Menge Verpflegung ausgestattet geht es um halb zehn Uhr mit dem Nachtbus nach Armenia. Laute Zwangsbeschallung inklusive. Und das, obwohl es wie im Flugzeug ein Entertainment-System auf jedem Sitz gibt. Was läuft denn da verkehrt? Vermutlich liegt es an dem etwas nervös wirkenden Fahrer. Merken: die erste Reihe ist bescheiden, da keine Beinfreiheit und ganz nahe am Lautsprecher vom Fahrer. Zum Glück ist der Platz neben mir frei und ich kann meine Beine ausstrecken. Allerdings nur bis zum Terminal de Sur, wo sich ein breiter Typ neben mich setzt. Das war es nun endgültig mit der Beinfreiheit. Ab und an gelingt es mir einzuschlafen, die laute und vor allem nervige Musik mit vielen Trompeten weckt mich aber immer wieder auf. Das wird wohl eine durchwachsene Nacht werden. 

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