Um sieben Uhr werde ich pünktlich vom Fahrer abgeholt. Der Reiseleiter stößt in Alexandria zu uns. Ok, auch recht. Bin gespannt, ob da noch andere Leute sind. Heute ist schon deutlich mehr auf den Straßen los und das obwohl Freitag ist. Der freie Tag der 80% Moslems, die in Ägypten leben. Nach einer Weile gelangen wir auf die 5-spurige Cairo – Alexandria Desert Road und es geht schnell voran durch die flache, unspektakuläre Landschaft. Direkt daneben befindet sich noch eine weitere 3-spurige Straße. Tja, wer hat, der hat. Wir kommen an einem riesigen Gefängnis vorbei, das sicher über einen Kilometer lang ist. Unglaublich.
Kurz vor Alexandria gibt mir der Fahrer den Guide ans Telefon. Sie fragt nach meinem Programm und ob ich eine Kreditkarte für die Eintritte habe. Hmmm, sollte ja alles inkludiert sein. Das wird vermutlich noch spannend werden. In der Stadt angekommen, fragt der Fahrer alle paar Minuten nach dem Weg. Wie wär’s mit dem Navi am Handy? Kurz vor zehn Uhr findet er schließlich den Platz, an dem mein Guide zusteigt. Wie sie mir später erzählt, hätte mein eigentlicher Guide ab Kairo dabei sein sollen und sie ist sein Ersatz. Leider wirkt sie nicht gerade sehr sympathisch, aber dafür habe ich nun eine private Tour. Auch nicht schlecht. Hunger macht sich bemerkbar und wir halten für Full Falafel und Fladenbrot mit Melanzani und irgendwas gefüllt. Nicht übel, für Frühstück aber etwas sehr spicy.
Unser erster Halt sind die Katakomben Kom el Shoqafa. Bargeld wird nicht akzeptiert und die Kreditkarte von Fahrer funktioniert nicht, weshalb wir meine nehmen müssen. Ich bekomme das Geld später wieder vom Fahrer zurück. Gut, dass ich ihm den Betrag für die Tour noch nicht gegeben habe. So richtig optimal läuft das bis jetzt noch nicht und irgendwie bin ich nicht zu 100 % happy. Der Muskelkater vom Gehen in der Hocke in die Grabkammern ist es nicht. Eher schon die Reiseführerin, oder der Umstand, dass ich mich noch nicht ganz angekommen fühle. Mal sehen, wie sich der Tag entwickelt. Nichts desto trotz sind die Katakomben durchaus sehenswert und es ist sehr interessant einige Infos dazu zu erhalten.
Am Weg zur neuen Bibliothek von Alexandria machen wir einen kurzen Fotostopp vor dem Pompeï Pillar und dem alten Amphitheater. Naja, nicht ganz so spannend. Viel spannender ist da schon der Verkehr, der unkoordiniert kreuz und quer geht. Hauptsache, die Hupe funktioniert. Hier wird sie aber eher dazu verwendet, auf sich aufmerksam zu machen, und nicht um sich über die Fahrweise der anderen zu beschweren, wie bei uns. Kein Wunder, da ohnehin jeder fährt, wie und wo es ihm gerade gefällt. Sogar Kreuzungen werden nicht freigehalten, was schlecht ist für den Querverkehr. Der weiß sich aber mit penetrantem Durchdrängeln zu helfen. Dazwischen huschen scheinbar unkoordinierte Fußgänger herum. Und das alles auf Tuchfühlung. Da muss man sich als Autofahrer mal zurechtfinden. Cool sind auch die schwarz-gelben Taxis. Steinalte Lada. Unglaublich, dass die noch funktionieren.
In der modernen und ziemlich großen Bibliothek von Alexandria gibt es nicht nur Bücher sondern auch einige interessante Ausstellungen zu sehen. Bei den Büchern angelangt stehe ich mitten im Themengebiet Naturwissenschaft und Technik. Ha, wie passend. Vor der Bibliothek steht ein kugelförmiges Gebäude, in dem ein Planetarium untergebracht ist.
Auf der Uferstraße staut es und so brauchen wir ein Weilchen bis zur Zitadelle Qaitbay. Das Teil ist super in Schuss und der Ausblick auf das Mittelmeer sehr schön. Nachdem ich fast jeden Winkel erkundet habe, geht es weiter zur Mosque of Abu al-Abbas al-Mursi, die ich noch ins Programm rein reklamiert habe. Ich habe Glück, denn nach den ersten Fotos kommt die Sonne raus. Noch mehr Glück habe ich aber im Inneren, da mich keines der von der Decke herunterfallenden Teile trifft. Tja, Renovierungsarbeiten auf Ägyptisch.
In einem netten Restaurant am Meer gibt es Mittagessen mit Fisch, Fladenbrot, Tahina, Hummus, Melanzanipaste und noch eine andere rote Paste, die vorzüglich schmeckt. Dazu einen frisch gepressten Limettensaft. Köstlich. Im Anschluss stellen wir uns in den Stau und brauchen mehr als eine Stunde zum Parkplatz beim Montazah Palast. Mich stört das überhaupt nicht, da ich den Großteil verschlafe. 😁 Dort angekommen, werden wir mit einem Golfcaddy zum Königspalast gefahren, wo ich eine Runde drehe. Die Sonne ist gerade am Untergehen.
Am Rückweg lassen wir die Reiseführerin raus und ich bezahle sie einstweilen. Und weil wir schon dabei sind. E£ 200 wären noch fürs Tanken fällig. Klar, was kostet die Welt. Unglaublich, Benzin kostet hier nur 35 Cent. Mit arabischem Gedudel cruisen wir gen Kairo. Dennoch viel besser als die permanenten Gebete aus dem Radio, die bei der Hinfahrt liefen. Auf meinen Vorschlag, nur die Differenz zum Preis der Tour zu zahlen, reagiert leider niemand auf WhatsApp und so biegen wir kurz vor dem Hotel ab und landen in einer mehr als verdächtigen Gasse. Der Fahrer steigt aus, um das Geld zu holen. Ich glaube, in einem anderen Land würde ich mich jetzt mega unwohl fühlen. Hier aber nicht. Also richte ich einstweilen die Euros. Der Fahrer kommt ohne Geld, dafür mit dem Chef. Ich erkläre ihm meinen Vorschlag. Dieser ist ihm aber anscheinend zu kompliziert und so fahren wir gemeinsam weiter zu einem Bankomaten. Hmmm, kann natürlich auch sein, dass sie scharf auf Euros sind. 🙂 Der Chef hebt Geld ab und erstattet mir die Auslagen. Perfekt. Gegen zehn Uhr lassen sie mich beim Hotel aussteigen.