Phillip Island und die Pinguin-Parade

Da ich die letzten Tage gut vorangekommen bin, geht es sich heute sogar noch aus, auf Phillip Island zu fahren, um mir die Pinguin-Parade anzusehen. Jupidu. Aber zuvor ist noch das letzte Stück der Great Alpine Road bis nach Bairnsdale zu fahren. Die Stadt sieht wie eine typische australische Stadt aus und hat eine nette Kirche. Da ich heute spät aufgestanden bin, gibt es auch erst um elf Uhr Frühstück, bevor es über den Highway bis nach Bass geht. Ich fahre zuerst zum George Bass Hotel, denn hier gibt es laut meiner App die Möglichkeit, gratis zu campen, wenn man ein “Self contained” Fahrzeug hat. Also mit eigener Toilette und einem Tank für Grauwasser. Das hat mein Toyota Corolla freilich nicht und so frage ich, ob ich trotzdem die Nacht hier verbringen kann. Klar, wenn ich was esse. OK, dann her mit der Karte. Nö, denn Essen gibt es nur am Abend, wo ich bei den Pinguinen bin. Mit einem Bier für gleich und einem 6er-Träger für später passt es aber auch. Der Preis für alles zusammen ist immer noch deutlich billiger als der günstigste Caravan Park in der Umgebung. 

Um drei Uhr fahre ich weiter nach Phillip Island, wo ich mir die Zeit bis zur abendlichen Pinguin-Parade vertreibe. Los geht es mit einer Jause und einem kalten Bier am Shelley Beach, wo ich es mir gemütlich mache. Der Rest vom Huhn schmeckt leider nicht mehr vertrauenswürdig, weshalb es ein “Erdnussbutterbrot for the Rescue” gibt. 

The Nobbies ist nur ein Stück entfernt und einer der Orte in Australien, wo man mit etwas Glück Zwergpinguine auch tagsüber beobachten kann. Wie auch in Neuseeland sind tagsüber die Elterntiere im Meer unterwegs, um jede Menge Fisch für die Jungtiere zu fangen. Diese warten solange in ihren Höhlen oder Brutkästen. Mit etwas Glück kann man eines sehen, wenn es bei der Haustüre raus schaut. Und tatsächlich sehe ich ein paar der kleinen Racker in ihren Häuschen rasten. Die meisten haben schon das Gefieder der Erwachsenen, nur einer hat noch teilweise die flauschigen braunen Federn. 

Etwas zu früh bin ich beim Visitor Center der Pinguin-Parade und checke ein Ticket. Die Pforten zum Strand werden erst um sieben Uhr geöffnet. Also noch genügend Zeit, um sich die Ausstellung anzusehen. Pünktlich öffnen die Tore und nur wenige Minuten später sitze ich erste Reihe fußfrei auf einer der am Strand aufgebauten Tribünen. Laut Infotafel im Visitor Center kamen gestern 1546 der kleinen Watschler um 21:04 an. Gut, dass ich einiges an Kleidung mit habe, denn der Wind weht bereits kräftig und es sind noch fast zwei Stunden zu warten. Währenddessen werden wir durch Seemöwen unterhalten, die einem Jungen Pommes aus der Hand stehlen. 😃 Ein Ranger kommt und erklärt den genauen Ablauf. Die Zwergpinguine sind extrem scheu und empfindlich und deshalb ist Ruhe angesagt und Fotografieren und Anleuchten der Pinguine strengstens verboten. Immer wieder scanne ich den Strand und entdecke bereits um 20:21 einen im Wasser. Ich zeige es meinem Sitznachbarn. Es sieht so aus, als wären wir die einzigen, die das mitbekommen haben. Cool. Weit entfernt von uns watschelt er an Land. Um neun Uhr geht es dann so richtig los. Allerdings sehr zögerlich, denn die Tiere gehen ungelogen 15 Mal wieder zurück ins Wasser und warten zusammen, bis sie sich schließlich dann doch trauen und über den Strand zu ihren Bauen watscheln. Einige von ihnen kommen direkt an uns vorbei. Die kleinen Racker sehen echt voll witzig aus. Einige legen am steilen Stück eine Pause ein, was nicht verwundert, denn sie sind ja schon etliche Kilometer geschwommen.

Anders als den Zwergpinguinen machen mir der Wind und die Kälte durchaus zu schaffen. Die Kleidung reicht doch nicht aus und ich bin schon ziemlich ausgekühlt, weshalb ich mich hinter die Tribüne zu den Stegen durch die Kolonie mache. Hier herrscht reger Betrieb und überall wuseln die Vögel herum. Auch die Jungen sind nun unterwegs. Mir ist kalt und ich zittere am ganzen Körper, weswegen ich mich auf den Weg zurück zum Auto mache. Einige Zwergpinguine sind nur einen halben Meter von mir entfernt. Voll cool. 

Um zehn Uhr fahre ich mit auf Maximum aufgedrehter Heizung los. Auf der Straße ist ganz schön viel los. Aber nicht nur alle Besucher fahren nun heim, auch Kaninchen und ein kleiner Nager queren die Straße. Am meisten Glück hat aber ein Possum, das auf der Fahrbahn steht und doof guckt. Puh, das war knapp. Wieder aufgewärmt, erreiche ich nach einer halben Stunde das George Bass Hotel, esse zu Abend und arbeite noch ein wenig an den Fotos und dem Blog. Es ist die letzte Nacht im Auto, denn morgen geht es zurück nach Melbourne. Vermutlich wird es sogar das letzte Mal für die ganze Reise sein. Also noch einmal alles bewusst erleben. 

2 Gedanken zu „Phillip Island und die Pinguin-Parade“

  1. Hallo!
    Nette alpine Autotour. Über die Blue Mountains hinaus (also nördlicher) ging’s nicht? Bekannte Orte, wie Sydney oder Canberra hast du gleich links liegen gelassen. Auch okay. Das mit den abgebrannten Wäldern ist arg. Erinnert mich – in einem kleineren Maßstab – an Korsika. Von den Pinguinen bist du ganz angetan. Da wird ja beim Antarktis-Blog noch einiges auf uns zukommen. Gruß Raimund

    1. Hallo Raimund,

      weiter nördlich bin ich nicht mehr rauf, da noch Melbourne und Sydney am Programm standen. Die habe ich mir aber ohne Auto angesehen.

      Ja, die lustigen Tiere haben es mir tatsächlich angetan. Gib einige Fotos von ihnen in der Antarktis. 😁

      Lg aus Kirchschlag

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