Anreise
Früh reißt mich der Wecker aus dem Schlaf, denn eines der beiden möglichen Tagesziele ist fast sechs Stunden Fahrt entfernt. Nach zwei Stunden erreiche ich Eketahuna. Hier muss ich mich nun für eine der beiden Optionen entscheiden. Die Webcam vom Egmont Nationalpark zeigt nur Wolken und der Wetterbericht ist auch nicht rosig. Also ab zum Tongariro National Park, wo sich die zweitägige Wanderung noch ausgehen sollte, bevor das Wetter extrem schlecht wird. Dieser ist auch nicht so weit weg und da es gerade zu regnen begonnen hat, arbeite ich ein wenig für den Blog und checke alternative Routen zum Highway 2. Diese ist mit der Mangaweka Scenic Road schnell gefunden und sogar ausgeschildert. Mal mehr, mal weniger.
Später geht es den Highway 1 entlang und nach einem guten Stück komme ich durch einen Ort, der tatsächlich “National Park” heißt. Kurz darauf ist auch schon die Abzweigung zur Mangahuia Campsite. Die Sicht auf den Mount Ruapehu ist frei. Cool, somit sollte das Wichtigste für die Wanderung passen. Moment, das Wichtigste fehlt noch. Essen. 😁 Während ich jede Menge Brote vorbereite, meldet sich eine ehemalige Arbeitskollegin. Wie ich lese ist sie auch gerade auf Weltreise und kommt im Dezember nach Neuseeland. Schade, da bin ich schon längst in Australien.
Tongariro Northern Circuit – Etappe 1
Bevor es losgeht, muss ich noch einen Zeltplatz bei der Oturere Hut buchen. Also schnell rein ins DOC Büro. Die Dame würde gerne für mich buchen, aber dazu brauche ich einen Account. Für die Great Walks gibt es nämlich ein eigenes System. Klar, warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht. Ich erstelle einen Account und buche auch gleich den Zeltplatz. Von der Dame bekomme ich einen Zettel, mit dem ich im Ort parken darf. Super.
Zurück beim Auto packe ich den Rucksack und gehe nach kurzer Orientierung mit der kompletten Campingausrüstung im Gepäck los. Der erste Teil ist flach und verläuft im dichten Gebüsch. Nur hin und wieder hat man einen Blick auf die umliegenden Berge. Der Mount Ngauruhoe versteckt sich leider hinter den Wolken. Hoffentlich bleibt das nicht so. Am Weg sind viele Holzstufen, die allerdings eher hinderlich als hilfreich sind, da ausgewaschen und sehr hoch. Es zieht sich bis zur Mangatepopo Hut. Great Walk = großer Hadscher? Ein Schild zeigt den Blick nach hinten mit Anweisungen, was bei entsprechendem Wetter zu tun ist. Blauer Himmel – weiter geht’s, Wolken – umdrehen. Hmmm, ist ja nur ein Schild. Ein Stück weiter zieht der Weg endlich an und ich komme zu einem weiteren Schild. “This was the easy part. It’s much harder ahead”. Hehe, soll die “Spezialisten” abhalten, den bei Touristen äußerst beliebten Tongariro Alpine Crossing zu gehen. Über viele Stufen geht es hinauf zu einer Ebene, wo es heftig bläst. Am Rücken hinauf zum Red Crater muss ich mich sogar gegen den Wind lehnen und meine Stöcke werden ordentlich verblasen.
Der Red Crater ist der höchste Punkt der Wanderung mit toller Sicht auf die Emerald Lakes und den Blue Lake. Wie schön das wohl bei gutem Wetter wäre? Es riecht nach faulen Eiern. Ich war’s nicht. Ach ja, ich stehe auf einem Vulkan. 😁 Der Abstieg zu den Seen geht über loses Geröll. Anfangs ungut rutschig, später schön locker um flott hinunter laufen zu können. Da es noch nicht spät ist, folge ich dem Tongariro Alpine Crossing durch den Central Crater bis zum Blue Lake und mache Pause mit Jause. Ich drehe um, nehme die Abzweigung zur Oturere Hut und ein Stück weiter kommt tatsächlich die Sonne raus.
Gegen halb fünf Uhr erreiche ich die kleine Oturere Hütte und quatsche mit dem Hüttenwart. Er sieht aus wie eine junge und etwas schlankere Version von Al Borland. Er sagt mir, dass es morgen ab dem frühen Vormittag schlecht werden soll und ein früher Start gut wäre. Ich frage ihn, ob ich die Buchung auch für die nächste Hütte verwenden kann. Kein Problem und er würde es auch empfehlen, weiter zu gehen, wenn noch genügend Energie vorhanden ist. Klar ist die noch vorhanden. Ich verabschiede mich und gehe weiter.
Zuerst in etwas langweiligem Auf und Ab, später dann in einen Wald hinunter zu einem idyllischen Bach, der über eine Brücke überquert wird. Der Weg geht über einen weiteren Rücken, bevor ich zur riesigen Waihohonu Hut komme und mich beim Hüttenwart melde. Danielle fragt mich, wo ich herkomme. Österreich. Ab nun wird im Dialekt gesprochen, denn sie hat von 6 bis 12 in Salzburg gelebt und ihr Vater ist Österreicher. Ha, was für ein Zufall. Wir plaudern etwas, bevor es in die Hütte zur Sicherheitsunterweisung geht. Falls der Vulkan ausbricht, ab in die Hütte, da ist man sicher. Und nicht raus gehen, um Fotos zu machen. 😁 Dann kommt der Wetterbericht. Es soll bereits in der Nacht regnen. Schlecht, denn das Zelt im Auto trocknen ist voll der Schmarrn. Das habe ich schon einmal zuhause gemacht und so richtig trocken wurde es erst zuhause. Netterweise bekomme ich ein Upgrade auf einen Platz im Lager. Super. Etwas später lädt mich Danielle auf Tee und Schokolade ein und wir quatschen in einem lustigen Mix aus Englisch und österreichischem Dialekt. Sie erzählt einiges über den Park. So werden z.B. die Toiletten auf dem Weg nur für den Sommer eingeflogen. Und jeden Tag geht ein Ranger den Weg entlang, um sie zu reinigen. Was für ein Aufwand. Im Lager wird schon fleißig geschnarcht und auch ich bin ziemlich müde. War ja doch ein Stückchen. 😁
Tongariro Northern Circuit – Etappe 2
Um halb sieben Uhr stehe ich mit dem Rest der Hütte auf, verzichte jedoch auf das Frühstück und starte gleich los, um dem Regen zu entkommen. Tja und als ich aus der Hütte gehe, beginnt es auf die Minute zu regnen. Zum Glück hört es nach zehn Minuten wieder auf und es kommen sogar ein paar Sonnenstrahlen durch. Der Wind kommt von vorne, ist aber schwächer als gestern am Red Crater, wo es angeblich Spitzen bis zu 90 km/h hatte. Die Sicht wird schlechter und so latsche ich den unzähligen Stangen entlang, die im Abstand von 20 m aufgestellt sind. Es ist ein langweiliger Hadscher. Stiege, Steg, befestigter Weg. Fast kein Stück des Weges ist unbelassen. Es fühlt sich nicht wie Wandern in der freien Natur an. Ganz anders als bei uns zuhause. Ich gelange an eine Abzweigung zu den Tama Lakes und gehe zum Lower Tama Lake. Sicht fast Null. Den Weg zum Upper Tama Lake spare ich mir und drehe wieder um. Vorbei an den Taranaki Waterfalls geht es einen Bach entlang, bis ich zu dem flachen Weg von gestern komme.
Huka Falls
Zurück beim Auto werden die nassen Sachen gegen trockene getauscht und der Wetterbericht gecheckt. Heute soll es noch passabel sein und morgen eher unsicher. Ich pokere und fahre die geplante Route weiter. In Taupo gehe ich einkaufen und fahre weiter zu den Huka Falls. Hier fließt das Wasser aus dem Lake Taupo durch eine gerade, schmale Schlucht, bevor es über die Huka Falls hinab stürzt. Auch von der anderen Seite wird der Wasserfall gebugachtet. Urteil: Sehr schön. Der Wetterbericht für morgen hat sich leider verschlechtert. Grrr. Was gibt es als Schlechtwetterprogramm auf der weiteren Route? Nicht viel. Ein Hallenbad. Mal gucken, wie es sich bis morgen entwickelt. Die Nacht verbringe ich am Hipapatua Recreation Reserve in der Nähe der Huka Falls. Wie vom Wetterbericht angekündigt, beginnt es so richtig zu regnen. Trotzdem ist es schon bedeutend wärmer als in den letzten Tagen, was bedeutet, dass das Bier nicht mehr richtig kalt wird. Dafür reicht der Schlafsack nun als Decke.