Parc National d’Ankarafantsika

Anreise

Um zwei Uhr werde ich munter. Kein Wunder, nachdem ich seit sechs Uhr am Abend schlafe. Da bleibt nur eines. Weiterschlafen, bis mich der Wecker ruft. Bereits um halb sieben Uhr holt mich Rivo ab, da heute eine lange Fahrt auf dem Programm steht. Rivo wird für die nächsten drei Tage mein Fahrer sein. Er bringt mich zu einer Bank, bei der ich den ATM plündere und wieder einmal Millionär bin. Auf der N4, einer der Hauptstraßen, geht es nach Norden. Das Wort Hauptstraße ist vielleicht etwas zu viel, da es sich um eine schmale, mit Schlaglöchern gespickte “Asphaltstraße” handelt. An manchen Stellen gibt es mehr Schlaglöcher als Asphalt und man muss sich eines aussuchen, da es zu viele sind, um auszuweichen. Standard in Madagaskar, falls man auf einer asphaltierten Straße unterwegs ist. 

In Mahitsy besorgen wir eine SIM-Karte und Internet. Zur Registrierung werden Fotos von mir, der SIM-Karte, dem Reisepass und einem Formular hochgeladen. Hmmm, von Uganda abgeguckt? Leider funktioniert die Registrierung mit meinen Passdaten nicht und so bekomme ich eine bereits registrierte Karte. Nach der geglückten Aktivierung gibt es noch größere Probleme mit dem Transfer von Guthaben, aber nach insgesamt 40 Minuten ist alles erledigt und wir fahren weiter. Sanfte Hügel mit trockenem Gras prägen die Landschaft. Hin und wieder passieren wir Ortschaften, in denen extrem viel los ist. Dazwischen döse ich fleißig vor mich hin. 

Irgendwo im Nirgendwo stoppen wir zum Mittagessen. Unglaublich, aber die homöopathische Menge Schweinefleisch mit Bohnen und einem gehäuften Teller Reis steht nach nur zwei Minuten am Tisch. Was für ein willkommener Unterschied zu Ostafrika. Wir fahren weiter durch die schöne, hügelige Landschaft und machen einige Fotostopps. Ich würde gerne selber fahren und freue mich schon auf die bevorstehenden Roadtrips in Neuseeland und Australien. An manchen Stellen haben Kinder ein paar Schlaglöcher mit Sand aufgefüllt und bitten um etwas Geld. Über Flüsse führen enge, einspurige Brücken. Güter werden auf kleinen Rollwägen mit winzigen Holzrädern oder mit Ochsengespannen transportiert. All diese Gefährte werden aber auch zum Personentransport verwendet. 

Gegen sechs Uhr erreichen wir Beamilaka und checken eine Unterkunft. Hmmm, viel Geld für wenig Zimmer. Rivo meint, dass es im Camp im Nationalpark günstiger ist. Oki, günstiger klingt gut und wir fahren ins Camp. Der Unterschied zwischen den spartanisch eingerichteten Zimmern mit Gemeinschaftsbad und meinem Zelt ist vernachlässigbar, weshalb ich mich fürs Campen entscheide. Nachdem ich mein Zelt aufgebaut habe, fahren wir in den Ort zum Abendessen. Es gibt wieder reichlich Reis mit Spuren von Fleisch. Das ist hier so üblich. An den Essensständen versorge ich mich mit Bananen und reichlich frittierten Teigwaren. Alles fein säuberlich in viele hauchdünne Plastiksackerl verpackt. Hmmm, das finde ich nicht so toll. Wiederverwenden ist angesagt. Zurück im Camp arbeite ich am Blog und zur Belohnung gucke ich noch Star Trek Discovery. Gegen Mitternacht bin ich müde und es ist kühl genug, um zu schlafen. 

Parc National d’Ankarafantsika

Die Nacht im Zelt war super und so gehe ich gut erholt von der langen Fahrt zum Büro vom Nationalpark, um die möglichen Touren mit dem Guide zu besprechen. Um sieben Uhr geht es los. Gleich in der Nähe vom Camp sehen wir Coquerels Sifaka, wie sie in den Bäumen herumklettern, Mangoblüten fressen und herumspringen. Die haben’s drauf. Im Anschluss geht es durch sandigen Wald und wir sehen Holly Lemur, Green Geko, Madagascar Scops-Owl, Leaf Bug und einen Sportive Lemur, der sich in einem Astloch versteckt. 

Abrupt geht die Landschaft in Savanne über und wir wandern eine Weile einer Piste aus rotem Sand entlang, bis wir den Red Canyon erreichen, der im Sonnenlicht in den unterschiedlichsten Farben erstrahlt. Der starke Wind bläst mir Sand in die Augen und das trotz Sonnenbrille. Trotzdem muss ich mir den Canyon aus allen möglichen Winkeln ansehen. Am Rückweg sehen wir ein Oustalet Chameleon, eine kleine Schlange und ein Rhinoceros Chameleon, das wegen seines Horns so heißt. Der Guide hat echt ein geschultes Auge. Ich hätte die Chamäleons nie gesehen. Zurück im Camp setze ich mich auf ein THB (Three Horse Beer), das bei Zimmertemperatur schon nicht schlecht schmeckt. Freue mich schon auf ein kühles Exemplar. 

Um zwei Uhr starten wir mit der Runde um den Lac Ravelobe. Das erste Stück gehen wir sehr unspannend der Straße entlang, bis wir dem Weg in den Wald folgen und zu einer heiligen Hütte gelangen. Von nun an geht es immer dem See entlang und es ist einiges an Getier zu sehen, wobei ich gerade einmal einen Vogel zuerst sehe. Unglaublich, was so ein Guide alles sieht. Auch wenn es mir auf den Zeiger geht, nicht alleine unterwegs sein zu können. In Madagaskar benötigt man nämlich immer einen Guide, auch fürs Wandern. Hmmm, irgendetwas drückt meine Stimmung, ich weiß aber nicht genau was, oder was mir abgeht. Es könnte vieles sein: Freunde, Familie, Berge, Zuhause, Unabhängigkeit, da nun immer mit Fahrer oder Guide unterwegs, … Wir sehen Oustalet Chameleon, Green Pidgin, ein kleines Krokodil, Sifaka, große Krokodile, viele Vögel und zwei 400 Jahre alte Baobabs. Auf Deutsch heißen sie Affenbrotbäume, aber Baobab gefällt mir viel besser. So richtig genießen kann ich die Runde nicht, da ich immer wieder überlege, was der Grund für meine gedrückte Stimmung ist. Naja, es kann ja nicht immer Eitel, Wonne, Sonnenschein sein. Gegen fünf Uhr sind wir zurück im Camp. Aus dem Duschen wird nichts, da es kein Wasser gibt. Also ab auf ein Bier. Am Baum direkt vor mir turnen drei Coquerel-Sifaka herum und fressen die Äste leer. Da geht es mir gleich wieder besser. 

Etwas später treffe ich mich mit Rivu zum Abendessen in einer kleinen Bude im Camp, in der er für uns Essen bestellt hat. Die Suppe ist mit reichlich Knoblauch gewürzt und schmeckt vorzüglich. Als Hauptspeise gibt es Pommes und original eine einzige, winzige Wurst, die mit zwei Bissen weg ist. Rivu hat Sausage und nicht Sausages bestellt und die Köchin hat es wörtlich genommen. 😁 Egal, die Wurst schmeckt super und mit dem Nachschlag an Pommes bin ich satt. Im Zelt ziehe ich mir La Brass Banda rein und meine trübe Stimmung ist wie weggeblasen. Nach ein paar Folgen Star Trek Discovery ist es dann auch kühl genug zum Schlafen. 

Rückfahrt Antananarivo 

Noch vor dem frühen Wecker werde ich munter und baue das Zelt ab. Um halb sieben Uhr düsen wir los und nach einer Stunde wird auch mein Magen munter. Wir halten, um frittierte Teigware zu besorgen. Die gibt es süß oder sauer an jeder Ecke und in rauen Mengen zu kaufen. Besonders angetan haben es mir kleine, süße Laibchen aus Reisteig. Satt geht es weiter, wobei ich den Großteil der Strecke vor mich hin döse. Zum Mittagessen gibt es Zebufleisch in homöopathischen Mengen, mit grünen Blättern und selbstverständlich einer riesigen Portion Reis. Dazu wird immer eine Schüssel mit Gemüse- oder Fleischbrühe gereicht, die man über den Reis gießt, damit dieser etwas Geschmack bekommt und schön flutscht. Als Getränk gibt es heißes Reiswasser. Dazu wird der Reis, der sich im Topf angesetzt hat, etwas angebrannt und dann mit Wasser abgelöscht. Sofern es nicht zu stark verbrannt ist, schmeckt es nicht so übel. 

Gegen halb fünf Uhr sind wir zurück in Antananarivo, von allen liebevoll Tana genannt. Gut für mich, da ich mir den vollen Namen nicht merken kann. Generell sind die Ortsnamen extrem schwierig zu merken, da gefühlt jeder zweite Buchstabe ein A ist. Wenn man da bei Hang Man ein A wählt, ist fast das ganze Wort aufgelöst. 😁 Da ich nun schon das zweite Mal im gleichen Hotel bin und noch öfter kommen werde, frage ich nach einem “Vielbucher-Rabatt”. Der Mann an der Rezeption telefoniert schnell mit der Mama und schon geht es viel billiger als erwartet. Cool. Gleich wie in Nairobi sollte man sich im Dunklen nicht mehr als Tourist draußen aufhalten, weshalb ich nur eine kurze Runde um den kleinen Lac Anosy drehe, um mich auf die Suche nach Essbarem zu begeben. Die Auswahl ist überschaubar, aber es gibt Frittiertes. Klar, was sonst. Im Hotel wasche ich den roten Staub aus meiner Isomatte, erledige einiges am Laptop und gehe spät ins Bett. Ich habe ja ohnehin im Auto genug gepennt. 😁

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert