White Nile Rafting

Anreise

Während des Frühstücks fixiere ich die Rafting Tour und sehe ein paar Affen, die sich mit jeder Menge Diebesgut auf Nachbars Dach tummeln. Auf der Hauptstraße erwische ich sofort ein Matatu. Jedoch ein A….matatu, denn der Fahrer hupt nervig im Sekundentakt und alle Stopps dauern deutlich länger als für Matatus üblich. Auf halber Strecke setzt sich dann noch eine Wuchtbrumme neben mich, sodass sich die Tür nur mehr mit Schwung von außen schließen lässt. Ausgerüstet mit Samosas wechsle ich in Kampala in einen echten Bus, der nach einer Stunde Warten auch schon losfährt. Die Sitze sind nicht gerade bequem und der Hintern tut mir jetzt schon weh. Bis auf drei Polizeikontrollen fährt der Bus bis nach Jinja durch. Das letzte Stück bewältige ich mit einem Boda Boda über eine sehr schlechte Straße und erreiche das Camp von White Nile Rafting am späten Nachmittag.

Die Gruppe von heute ist noch da und sieht sich gerade die Fotos an. Sieht weniger spektakulär aus als in Baños in Ecuador. Mal sehen. Drei Leute der Gruppe bleiben noch bis morgen. Wir essen zu Abend und spielen Pool. Ich spiele bescheiden, habe leichtes Kopfweh und gehe gegen zehn Uhr in mein bereitgestelltes Zelt. Gute Nacht. 

Rafting am Weißen Nil

Und wieder einmal eine hervorragende Nacht im Zelt, wenn auch nicht im eigenen. Die beiden Jungs, mit denen ich heute die Tour mache, sind schon da und wir gehen frühstücken. Einer der beiden hat eine Beinprothese. Wie ich später erfahre, hatte er vor zwei Jahren Knochenkrebs, der Oberschenkel und ein Teil der Hüfte wurden amputiert und der Unterschenkel wurde am Rest der Hüfte um 180 Grad gedreht angenäht, sodass die Ferse als Knie agiert und die Prothese steuert. Unglaublich, was alles möglich ist. 

Nach dem kräftigen Frühstück fahren wir mit einem Truck, den Booten und einer stattlichen Mannschaft los und erreichen den Ausgangspunkt um zehn Uhr. Jeffrey, unser Guide, gibt noch ein paar wichtige Instruktionen und dann geht es schon los. Wir werden von sechs Kajaken und einem Rettungsboot begleitet. Was für eine Aufwand für eine Raftingtour. Später werden wir noch feststellen, warum das große Aufgebot. Geübt wird direkt am Fluss, inklusive Kentern und Bergung aus der Strömung. Hurra, gleich einmal ordentlich Wasser geschluckt. Zu Beginn gleiten wir locker flockig über eine Stromschnelle der Klasse 3 der 6-teiligen Skala. Im Anschluss fahren wir durch ein paar einfache Stromschnellen, bevor wir zu einer Klasse 6 kommen, die für Raftingboote nicht befahrbar ist. Wir landen an und umgehen die Stelle. Die Stromschnellen werden schwieriger und als wir bei einer 4er die Welle hinunter fahren, falle ich nach vorne und krache mit der Nase gegen das Boot. Zum Glück ist nichts passiert. Die nächste halbe Stunde geht es ohne Stromschnellen weiter, wir müssen aber kräftig paddeln, da uns der Gegenwind ansonsten flussaufwärts bläst. Die Landschaft ist wunderschön und es ist sehr beeindruckend, wenn ein Kormoran knapp über dem Wasser gleitet oder ein Fischadler einen Kranich durch die Luft jagt. 

Probekentern
Wasserfall Klasse 6
Stromschnelle Klasse 4

Die nächste Stromschnelle, eine 3er, ist easy. Dann wird es allerdings spannend, da wir zu einer 5er kommen. Das Maximum, das mit Touristen gefahren werden darf. Im Gegensatz zu Ecuador sind die Wellen hier noch höher und die Wahrscheinlichkeit zu Kentern ist sehr hoch. Jeffrey fragt uns, ob er die Chickenline nehmen soll, um ein Kentern weitgehend zu vermeiden, oder ob wir das volle Programm möchten. Wir blicken uns an und entscheiden uns für das volle Programm. Jeffrey steuert das Boot direkt auf die Wellen zu. Die erste geht es steil hinunter und wir krachen direkt in die zweite. Zack und schon dreht sich das Boot um. Ich lasse die Leine los, falle ins Wasser und bekomme das Paddel auf die Nase, bevor ich für ein paar Sekunden unter Wasser bin. Kurz darauf komme ich an die Oberfläche und nach ein paar Sekunden kommt auch schon ein Security-Kajak, an dem ich mich festhalte, wie wir es geübt haben. Mit beiden Händen vorne am Griff und mit den Beinen das Kajak umklammern. Wie ein Froschmännchen auf dem Weibchen, nur das ich unter dem Kajak hänge. 😁 Und wieder habe ich einiges an Wasser geschluckt. Jeffrey zieht mich ins Boot, ich huste noch eine Weile und wir holen die beiden Burschen. 

Stromschnelle Klasse 5 inkl. Kentern

Nach diesem intensiven Erlebnis ist etwas Stärkung gut. Der Fluss ist ruhig und wir werden mit Keksen und Ananas versorgt. Gemütlich geht es dahin, bis wir zu einem weiteren Wasserfall kommen, den wir ebenfalls umgehen. Es ist beeindruckend, mit welcher Gewalt das Wasser hier fließt. Direkt unterhalb des Wasserfalls steigen wir ins Boot, paddeln hinaus und kommen direkt zur zweiten 5er. Und wieder voll in die Welle und wieder kentern wir. Diesmal bin ich mehrmals unter Wasser und schlucke wieder einiges. Auch das Kajak braucht länger zu mir und der Kajaker hat ordentlich zu rudern. Er kommt in Schwierigkeiten und ich muss mich lösen. Zum Glück ist er gleich wieder bereit und karrt mich zum Boot. Wir fahren zum Rescue Boat und picken die beiden Jungs auf. 

So geht’s
Nicht ganz so elegant

Jetzt noch eine easy cheesy 4er, bevor wir aus dem Boot steigen und mit Bodyboards weiter gleiten. Von einem Kajak werden wir in die richtige Position gebracht, posen für ein Foto und dann geht es schon eine 3er runter. Kopf voran durch die Wellen. Geil. Nachdem wir alle eingesammelt sind, geht es ans Ufer. Der wilde Ritt ist vorbei und zur Belohnung gibt es ein kühles Bier. Der nächste Ritt ist die Fahrt auf dem Truck über eine äußerst schlechten Straße zurück zum Camp. Die ganze Fahrt über winken uns freundliche Kinder zu und wir winken brav zurück. Ich erinnere mich an meine Kindheit, wo ich eine riesige Freude hatte, als mir jeden Tag der Fahrer von Schärdinger Milch auf seiner Runde zurück gewunken hat. Ich bin fast jeden Tag dafür an den Zaun gelaufen. Drei Minuten bevor wir das Camp erreichen, beginnt es heftig zu regnen und wir werden wieder komplett nass. Die Crew hat mächtig Spaß und johlt laut. 

Bodyboarding

Um drei Uhr sind wir zurück im Camp, wo das Essen bereits auf uns wartet. Zartes Fleisch vom Grill und viele köstliche Beilagen. Als es aufhört zu regnen, gehen die beiden Israelis zurück in ihre Unterkunft. Wir tauschen noch die Nummern aus. Vielleicht treffen wir uns morgen in Jinja. Ich werke etwas am Laptop und spiele später wieder mit dem Kellner Billard. Heute deutlich besser als gestern. Der Burger, den ich mir am Abend bestelle, ist äußerst afrikanisch. Ein Patty zwischen zwei Scheiben ungetoastetem Toastbrot. Aber das Gemüse dazu ist der Hammer. Etwas später schicke ich den Kellner nach Hause und bin nun der einzige im Camp. Die Frösche quaken im Hintergrund. Scheint eine lauschige Nacht zu werden.

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