Tag 0: Anreise
Mit gesamten Gepäck geht es auf einem Boda Boda zum Nyabugogo Bus Park. Der große Rucksack kommt auf Tank und Lenker, der kleine auf meinen Rücken. Los geht’s. Am Bus Park geht es zu, wie auf einem Jahrmarkt. Ein Typ eskortiert mich zu einem Schalter, wo ich ein Ticket nach Gisenyi checke. Einen eigenen Kofferraum für das Gepäck gibt es nicht, das kommt alles in den Bus. Wie zu erwarten, bin ich der einzige Muzungu im Bus. 😁 Kurz nach elf Uhr fahren wir los. Auf einer sehr kurvigen Straße geht es in permanentem Auf und Ab nur sehr langsam dahin. Schnell fahren ist ohnehin nicht angesagt, denn neben den vielen modernen, säulenförmigen Radarfallen sind auch noch viele Leute unterwegs, die alle möglichen Dinge transportieren. Teilweise auf Fahrrädern oder auf dem Kopf. Die schwer beladenen Räder werden von bis zu drei Leuten die Hügel hinauf geschoben.
Nachdem ich dem Taxler von gestern bzgl. der Tour abgesagt habe, möchte er nun doch Geld. War ja irgendwie klar. Das soll relativ einfach an einem der vielen Mobile Money Ständen auf der Straße gehen, wo das Geld auf eine Telefonnummer eingezahlt wird. Schwups wird es dem Empfänger schon gutgeschrieben.
In Gisenyi angekommen gehe ich zur Adresse vom Airbnb am Lake Kivu. Dort finde ich allerdings nichts. Der Typ schickt mir die echte Adresse und ich muss durch die halbe Stadt mitten ins Zentrum fahren. Ich spreche den Manager darauf an und er meint, dass er sich das ansehen muss. Jaja, blabla. Keine fünf Minuten später sitze ich bei einem Primus, dessen Qualität klar am Etikett aufgedruckt ist: Export Quality. Also nix. Nach eineinhalb Stunden kommen endlich die Rippchen, vielmehr das würfelig geschnittene Fleisch davon. Klar, es braucht seine Zeit, bis das Fleisch hart und die Pommes kalt sind. Nur der Reis ist brennheiß.
Ich gehe aufs Zimmer und lese folgende Hausregel: It is forbidden to order a person who is not registered in the room. Gut, dass ich nur ein Bier bestellt und mitgenommen habe, das brauche ich nicht anmelden. 😁
Tag 1: Stadtrundgang, Grenze und Lake Kivu
Am Vormittag werke ich fleißig am Laptop und mache mich erst am frühen Nachmittag auf den Weg in die Stadt. Der Markt ist ähnlich unspannend wie der in Kigali und ich gehe nach kurzer Zeit weiter zum Grenzübergang zur DR Kongo. Ich frage ob man die Grenze besichtigen kann und bekomme von einem Grenzbeamten eine kleine Führung inklusive Betreten des Niemandslands. Cool, aber auch schräg, wenn man bedenkt, dass es drüben mit Machtkämpfen zwischen bewaffneten Gruppen ziemlich abgeht. Von hier aus ist sogar der Vulkan Nyiragongo zu sehen, der voriges Jahr ausgebrochenen ist. Schade, dass ich da nicht hinauf kann, da der Nationalpark wegen der Kämpfe seit zwei Jahren geschlossen ist.
Ich schlendere weiter zum Lake Kivu und sehe mir kurz die beiden anderen Grenzübergänge an. An einer kleinen Anlegestelle quatschen mich drei Typen an, die gerade ein Training über Data-Management machen. Wieder einmal habe ich IT-ler gefunden, oder sie mich. 😁 Etwas weiter setze ich mich bei einem Hotel an den Strand und bestelle ein Bier. Wie schon in Tansania stellt man mir die Frage ob kalt oder warm. Damals dachte ich noch was für eine blöde Frage, aber es gibt tatsächlich viele hier, die es gerne warm trinken. Ich bekomme ein kühles Skol. Also dann “Skål”. Das Hotel scheint keine schlechte Adresse zu sein, denn drei wichtig aussehende Typen vom Militär sitzen ebenfalls im Garten und trinken Kaffee.
Am Rückweg höre ich ein Geräusch. Über mir hängen voll viele Fledermäuse an einer Palme. Es soll ein ziemliches Spektakel sein, wenn sie alle gleichzeitig los fliegen. Bei einem Typen mit lokalen Snacks kaufe ich eine weiße, gummiartige Teigwurst. Eine Spezialität aus dem Kongo, die ziemlich säuerlich schmeckt. Das wird wohl nicht mein neues Lieblingsessen. Ein paar Meter weiter fragen mich vier Kinder um etwas zu Essen und ich gebe ihnen die Teigwurst. Da sie sich nicht einig werden, wie sie sie teilen sollen, bitten sie mich darum. Was für eine gute Idee. 👍
Im Zentrum setze ich mich in ein kleines Restaurant und esse Spieße. Dazu gibt es ein Malti mit Apfel-Malz-Geschmack, das nicht übel schmeckt. Während ich genüsslich esse setzen sich zwei Typen an den Nebentisch und wir beginnen zu quatschen. Wieder einen IT-ler gefunden. 😁 Er lädt mich auf ein Bier ein und schenkt mir eines seiner Armbänder. Voll nett. Ich soll noch auf ein Bier in eine Bar mitkommen. Hmmm, why not. Den Rucksack und die Wertsachen deponiere ich noch schnell in der Unterkunft, bevor ich mit Minimalausstattung zurück gehe. Mit drei Boda Bodas geht es in eine Straße mit einigen Bars. Die darf man sich nicht wie bei uns vorstellen. Es ist einfach ein sehr kleiner Raum mit ein paar Sesseln und Sitzgelegenheiten im Freien. Wir setzen uns und ich werde gleich von ein paar Leuten angequatscht und wir unterhalten uns ein wenig. Es gibt zwei “Kellnerinnen”, die es sehr gut verstehen die Männer zum Trinken zu animieren, denn sie schmeißen ziemlich ran und trinken mit. Die anderen sind schon gut drauf, während ich mich zurück halte. Etwas Vorsicht schadet sicher nicht. Gleich ums Eck gehen wir noch in eine Bar von Kongolesen. Die Leute hier sind auch schon sehr gut drauf und tanzen einen traditionellen Tanz. Um Mitternacht biegen alle hackedicht ab und ich fahre zurück zur Unterkunft.
Tag 2: Faulenzen in Gisenyi
Der Wecker läutet. Soll er doch. Snooze. Ich habe keine Lust heute schon mit dem Congo Nile Trek zu beginnen. Vier Tage reichen für den nördlichen Teil und außerdem ist die Rückfahrt einfacher zu organisieren. Die Sache ist beschlossen. Heute bewege ich mich nicht, dafür kümmere ich mich um die genauere Planung der weiteren Reise.
Nach dem Frühstück verlängere ich das Zimmer um einen Tag und recherchiere Flüge, Mietwagen und erledige einige andere Dinge. Wie auch schon bei der Strecke von Afrika nach Neuseeland mache ich auch von Australien nach Südamerika einen Stopover. Hawaii. Der Flug ist deutlich günstiger und der Jetlag halbiert sich. Seltsam, dass sich beim Bezahlvorgang der Preis erhöht.
Am Nachmittag mütze ich noch einmal zwei Stunden und buche die Flüge, da die Preise gerade empfindlich ansteigen. Hunger. Abendessen. Auch heute meditiert der Koch vor sich hin, denn es dauert wieder ewig. Später recherchiere ich Rückflüge von Ushuaia und finde eine günstige Route über Porto Alegre. Zuschlag. Komisch, dass auch diese wieder exakt beim Bezahlvorgang teurer geworden sind. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.