Wieder unterwegs. Nach Kigali in Ruanda

Tag 0: Anreise

Heute ist es soweit. Meine Reise geht weiter. Drei Monate Afrika stehen auf dem Programm. Genauer gesagt soll es nach Ruanda, Uganda, Kenia und Madagaskar gehen. Mein in Südamerika aufgebessertes Spanisch kann ich einpacken. Englisch und Französisch sind nun angesagt. Da ich kein Französisch spreche bedeutet das auf Englisch oder mit Händen und Füßen zu kommunizieren. 😁

Nachdem ich die Wohnung eingemottet habe geht es ab zum Bahnhof. Am Bahnsteig steht eine schon ziemlich gut eingestimmte Polterrunde. Es ist kurz nach zehn Uhr. 😁 Ich kaufe dem armen Kerl im Hawaii-Outfit einen Jägermeister ab, denn Kräuter kann man immer brauchen. Mit dem Zug geht es direkt zum Flughafen Wien und weiter zum Check-In-Schalter von EgyptAir. Anscheinend gibt es ein Problem mit dem Anschlussflug nach Kigali, denn die Dame kann keine Boardingkarte für den Anschlussflug ausdrucken. Ein Typ kommt und tippselt emsig am Computer herum, schafft es aber auch nicht. Dann schwirrt er mit meinem Reisepass ab. Erst nach einer Dreiviertelstunde kommt er wieder. Das Problem ist nicht gelöst und ich soll mir die Boardingkarte in Kairo holen. Das fängt ja schon gut an. Nach dem gründlichen Abgrapschen beim Securitycheck ziehe ich mir den Jägermeister rein. Alles wieder gut.

Mit einer Stunde Verspätung landen wir unter tosendem Applaus um halb acht Uhr in Kairo. Problemlos bekomme ich die Boardingkarte und ich begebe mich durch den ausgestorbenen Flughafen zum Gate, wo mir der Klomann gleich einmal was zum Rauchen anbietet. Anscheinend kann er nicht glauben, dass ich nichts haben will, denn ein paar Minuten später fragt er mich erneut. Willkommen in Ägypten. Am Gate geht es noch einmal durch eine Sicherheitskontrolle, wo ein Beamter fünf Minuten meinen Gaskocher begutachtet, bevor er schließlich mein, dass es OK sei. Pfuh, das war knapp. Wir boarden und warten noch eine ganze Weile im Flugzeug, bis wir endlich mit drei Stunden Verspätung abheben.

Tag 1: Ausruhen und Stadtrundgang

Nach einem ruhigen Flug landen wir um halb sechs Uhr in Kigali, wo die Beamten sehr entspannt, sprich langsam, das Visum im Pass eintragen und mein Aufgabegepäck filzen. Als ob die Verspätung nicht schon reichen würde. Mit dem Taxi geht es in die Unterkunft, wo ich bis Nachmittag schlafe.

Ich nehme eine Abkürzung durch ein paar Felder und habe gleich drei neue Freunde, die mich bis ins Stadtzentrum begleiten. Keine Ahnung warum, denn sie sprechen nur ein paar Fetzen Englisch. Der Kauf einer SIM-Karte dauert eine halbe Stunde, da der Typ hinter dem Schalter alles dreimal machen muss und nicht der schnellste ist. Außerdem frisst das Terminal meine Kreditkarte nicht. Hmmm, das ist ja nicht gerade neu. Zum Glück wird die Bankomatkarte akzeptiert. Gleiches Spiel beim ATM und da heute Sonntag ist, hat auch keine Wechselstube offen. Mal sehen, wie weit ich komme. Meine Freunde sind noch immer da, aber als ich ihnen zu verstehen gebe, dass ich kein Geld habe schwirren sie ab.

Ich finde einen Supermarkt und ein Restaurant, in denen man mit Karte zahlen kann. Super. Genau so super ist auch das Essen. Das Fleisch ist Weltklasse gewürzt und auch die Pommes sind schön knusprig. Tja auch daran kann man erkennen, dass Ruanda früher unter belgischer Administration stand. Auch hier ist das Fanta orange, allerdings noch viel süßer als in Südamerika und ich bekomme es fast nicht runter.

Mit einem Boda Boda, einem Motorradtaxi, geht es zurück in die Unterkunft. Da der Fahrer die Adresse nicht kennt, navigiere ich ihn. Ein viel zu großer Helm, eine Hand am Motorrad und die andere am Handy zum Navigieren. Ziemlich windig, aber es geht. Gegen sieben Uhr bin ich im Zimmer. Im dunklen Zimmer, da das Licht nicht funktioniert. Ein Typ und ich probieren etwas herum, nichts geht. Schließlich schafft eine Stehlampe Abhilfe. Ich bin Null motiviert und sehe bis halb drei Uhr in der Nacht sinnlos YouTube Videos. 

Tag 2: Genocide Memorial Center und Kimironko Market

Ich schlage lange und bleibe noch faul im Bett liegen. Hallo Motivation, wo bist du? Gegen Mittag düse ich ins Zentrum, wechsle Dollar und gehe auf Pommes und Bier. Einem Mützig. Es haut mich nicht gerade vom Hocker, aber bei den Temperaturen ist es durchaus trinkbar. Aus dem Lautsprecher tönt “Time for Africa” von Shakira. Die Brücke von Südamerika zu Afrika ist geschlagen. 😀

Mit dem Boda Boda geht es zum Kigali Genocide Memorial Center. Der Fahrer erklärt mir viele mögliche Touren mit seinem Motorrad, gibt mir seine Nummer und verlangt nichts für die Fahrt. Cool. Weniger cool war der Genozid, der in ganz Ruanda 1994 stattgefunden hat. Die Ausstellung ist sehr gut gemacht, allerdings auch ziemlich bedrückend. Immer wieder erschreckt es mich, wozu der Mensch fähig ist. Warum nicht einfach friedlich zusammenleben?

Mit dem Motorradtaxi geht’s weiter zum etwas außerhalb gelegenen Kimironko Market. Noch nie war ich in einem so engen und dunklen Markt wie diesem. Kein Flair, kein nix und keine Essensstände. Schade. Zumindest gibt es die kleinen Bananen, auf die ich so abfahre. Gleich ums Eck stehen vor einem Restaurant viele Boda Bodas ohne Fahrer. Die gehen hier alle Essen. Genau das Richtige für mich. Das Essen vom Typ am Nebentisch sieht sehr gut aus. Da ich weder von Kinyarwanda noch vom lokalen Essen einen Plan habe, bestelle ich das gleiche. Es ist ein Teller mit Kartoffeln, Maniok, Nudeln, Bohnen, Fisolen, Pommes, Reis und einem kleinen Stück hartes Fleisch. Es schmeckt nicht schlecht und macht so richtig satt. Dazu trinke ich ein Mirinda Fruity. Fruchtig ist aber nur der Name, da es extrem künstlich schmeckt.

Irgendwie fühle ich mich noch nicht wohl oder noch nicht angekommen. Kulturschock, keine Lust zu Reisen, Sprache? Nix wissen. Ich beschließe ein Stück zu Fuß zu gehen um mich etwas mehr der neuen Umgebung auszusetzen. Der Taxifahrer schreibt mich an. Wir treffen uns und er beschreibt mir seine Idee von einer dreitägigen Reise mit seinem Motorrad. Hmmm, drei Tage mit vollem Gepäck auf einem Motorrad? Ich weis nicht. Für die kurze Fahrt zur Unterkunft verlangt er wieder nichts. Kaum zu glauben. Ich bin ziemlich müde, da mir die Temperatur noch zu schaffen macht und ich mütze eine Runde. Den restlichen Abend verbringe ich mit Recherche, Bloggen, und den Fotos. Es wird spät, sehr spät.

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