Tag 1
Ohne Stress die Stadt besichtigen. Sehr schön. Am Plaza de Armas haut eine Panflötenband einen Andenhit nach dem anderen raus. Sogar Musik aus Wildwestfilmen ist dabei. Sergio Leone lässt grüßen. In der Catedral Metropolitana de Santiago de Chile ist gerade Gottesdienst und jede Menge Geistlicher in weißen Kutten sind anwesend. Ach ja, es ist Gründonnerstag. Mein Weg durch die Stadt führt mich unter anderem zu folgenden Sehenswürdigkeiten: Palacio de la Moneda, Torre Entel und Glasbauten, Iglesia de San Ignacio und Palacio de los Tribunales de Justicia de Santiago. Ich komme wieder zum Plaza de Armas, wo auch heute wieder Schach gespielt wird. Die geschäftigen Damen arbeiten anscheinend auch tagsüber.
Am Cerro Santa Lucia quatsche ich ein Weilchen mit Pierre, einem Franzosen, der vor ein paar Monaten zu seiner Frau nach Santiago de Chile gezogen ist. Wieder unten vom “Berg” komme ich zum Museo de Bellas Artes, wo ein komischer Typ über die Straße schleicht. Nur eine Minute später kommt er zurück gerannt und wird von zwei Männern verfolgt, die ihm nach schreien. Vermutlich hat er etwas geklaut. Ich mache ein paar Fotos vom Museo und nach zehn Minuten ist der Typ wieder da und quatscht mich an: “Hey Mister!”. Nix gibt’s. Gleich ums Eck ist der Mercado la Vega, wo ich auf ein verspätetes Mittagessen gehe. Es gibt Lomo Saltado. Wow schmeckt das gut. Weiter geht es entlang des Cerro San Cristobal zur Iglesia del Niño Jesús de Praga und dem Montecarmelo.
Kurz nach sechs Uhr erreiche ich den Sky Costanera, mit 300 Metern das höchste Gebäude von Südamerika. Gut, das ich heute hier bin, denn am morgigen Feiertag kostet es das Doppelte. Mit dem Lift geht es rasant in das 61. Stockwerk, wo man eine Runde im Gebäude drehen kann. Mit einer Rolltreppe geht es in das letzte Stockwerk. Ich sehe gerade noch das letzte Stück der Sonne hinter den Hügeln untergehen. Perfektes Timing. Bei einem Cola warte ich, bis es finster wird um noch ein paar Nachtaufnahmen zu machen. Um acht Uhr geht es mit dem Aufzug runter. Wir werden allerdings im fünften Stock, Ebene Kino und Food Court, raus gelassen und es dauert, bis ich den Weg hinaus finde. Mit der U-Bahn fahre ich zur Station La Moneda. Der Präsident scheint nicht zuhause zu sein, da der Palast nicht beleuchtet ist. Auch alle anderen Sehenswürdigkeiten sind nicht beleuchtet. Schade, aber so spart man Strom.
Am Weg zur Unterkunft gönne ich mir noch eine Suppe und probiere eine Chelada dazu. Das ist ein mexikanisches Getränk aus Bier und Zitronensaft und am Glas ein Rand aus Salz. Der erste Schluck schmeckt grausam, aber nach ein paar Schlucken schmeckt es nicht schlecht. Bei der Variante Michelada kommt zusätzlich noch Tabasco rein. Da kann ich mir gar nicht vorstellen, dass das schmecken kann. Der brennende Müllcontainer in der Nähe vom Hostel interessiert niemanden vom Personal. Ich soll aber morgen aufpassen, da freitags immer protestiert wird. Da schläft es sich doch gleich viel besser.
Tag 2
Kurz vor neun Uhr bequeme ich mich aus dem Bett um im Anschluss mit der Metro zum PCR-Test zu fahren. Dieser ist nach zehn Minuten erledigt und ich fahre wieder zurück in die Unterkunft um noch eine Runde zu schlafen. Da das Essen am Mercado de Vega ausgezeichnet war, gehe ich wieder dort hin. Heute gibt es sogar eine Suppe dazu. Mit frisch gekauften Cashewkernen bewaffnet mache ich mich um drei Uhr auf den Weg zum Cerro San Cristobal.
Es geht über einen vielbesuchten, breiten Weg hinauf. Eine 120 kg Wuchtbrumme krabbelt auf allen Vieren den direkten Weg hoch und hat Spaß dabei. Warum auch nicht? Oben wird in einer Kapelle eine Messe abgehalten und über Lautsprecher übertragen. Es ist Karfreitag. Die Sicht hält sich leider sehr in Grenzen, da es extrem diesig ist. Es ist ganz schön was los. Auf den Wegen sind viele Leute unterwegs und vor der Seilbahn staut es. Mir egal, ich will ohnehin zu Fuß hinunter gehen.
Mit der U-Bahn fahre ich wieder zum Plaza de Armas, wo Straßenkünstler die Menge unterhalten, während eine Frau einem einzigen Zuhörer aus der Bibel vorliest. Daneben stehen sich die geschäftigen Damen die Füße platt. Leider sind die Schachspieler heute nicht da. Schade, ich hätte gerne eine Runde gespielt. Ich schlendere noch etwas durch die Stadt und gehe auf Umwegen zurück in die Unterkunft. Im Gepäck finde ich gut versteckt eine stattliche Summe an Chilenischen Pesos. Die kann ich nicht mehr verbraten, muss sie also in Bolivien wechseln. Mit seichtem Kabarett lüfte ich mein Gehirn wieder einmal von den vielen Eindrücken. Das war wieder dringend notwendig. Später schreibe ich etwas am Blog und stellte endlich die vorbereiteten Artikel über den Torres del Paine online.