Tag 1
Kurz vor Santiago de Chile werde ich munter und habe Kreuzweh von dem riesigen, aber extrem unbequemen Sitz. Um zehn Uhr kommt der Bus in einem riesigen Terminal an und fast alle steigen aus. So auch ich. Der Fahrer vom Uber fragt mich, ob ich nach Valparaiso fahre. Äääh, bin ich hier nicht schon? Nö, ich bin in Viña del Mar. Eine Station zu früh ausgestiegen. Zum Glück sind die beiden Städte mehr oder weniger verschmolzen und mit dem Uber bin ich sicher schneller in meinem Hostel. Auf den ersten Blick gefällt es mir hier sehr gut. Mit den bunten Häusern auf den Hügeln erinnert es mich etwas an Quito.
Marco, ein Anhalter von der Carretera Austral der in Valparaiso lebt, hat mir einen Rundgang mit vielen Sehenswürdigkeiten zusammengestellt. Voll nett. Gegen Mittag mache ich mich auf den Weg und ich komme vorbei am Paseo Reina Victoria am Cerro Alegre, von dort weiter zum Mirador Atkinson und Gervasoni am Cerro Concepcion und weiter zum Paseo Yugoslavo in Cerro Alegre. Insgesamt gibt es 42 Cerros in Valparaiso, eine kleine Auswahl muss reichen. Zweimal werde ich von Einheimischen darauf hingewiesen, dass ich auf meine Kamera aufpassen soll. Ahja, wieder in einer Großstadt angekommen. Von oben kann ich riesige, alte Segelschiffe an der Mole sehen. Da gehe ich später auch noch hin! Ich komme zum Plaza Sotomayor und gehe hinauf zum Paseo 21 de Mayo am Cerro Artillería, wo auch das Museo Maritimo Nacional ist. Es gibt jede Menge Katzen hier. Klaro. Hafen, Meer, Fische, Katzen.
Um kurz nach zwei Uhr bin ich an der Mole und werde von zwei Polizisten gefragt, was ich hier machen will. Äääh, ich will mir die Segelschiffe ansehen, so wie alle anderen Leute auch. Leider ist die Mole cerrado. Ich glaube ich spinne. Die Mole ist zu? Wie kann eine Mole geschlossen sein? Ich recherchiere etwas. Es ist eine Mole vom Militär und heute ist der letzte Tag, an dem man die alten Segelschiffe besichtigen kann. Und ich habe das um nur 15 Minuten verpasst. Mist. So richtig angepisst schiebe ich ab und gehe zum Stadthafen, von wo man die Schiffe aus der Ferne sehen kann. Immerhin.
Ich kaufe mir ein Bier und einen Apfel und setze mich in einen Park. Ich tippe am Handy als sich plötzlich ein schwarzer Stiefel in mein Blickfeld schiebt. Ich blicke auf und da steht er, mein Freund und Helfer in grüner Uniform auf einem Motorrad. Er sagt mir, dass das Trinken von Alkohol in der Öffentlichkeit verboten ist und ich das Bier ausleeren soll. Ich fühle mich gleich viel wohler und bin froh, dass mir der Polizist geholfen hat. Zum Glück war es nur mehr ein kleiner Schluck. Der intensive Duft von einem Joint zieht vorbei, aber das juckt hier niemanden. Gras rauchen ist in Chile nämlich Volkssport.
Ich gehe weiter durch die Stadt zum Mirador Barón am Cerro Barón und sehe in der Ferne Seelöwen in der Nähe vom Ufer. Da muss ich hin und kürze mit dem Funicular Barón ab. Diese Schrägaufzüge gibt es in der ganzen Stadt, leider sind nur mehr wenige in Betrieb. Ich gehe noch ein gutes Stück dem Meer entlang und dann zurück ins Hostel, wo ich etwas raste.
Peru ist nicht weit weg und Valparaiso liegt am Meer, da ist Ceviche angesagt. In einem netten Restaurant bestelle ich dazu ein Torobayo und Inca Cola. Das Bier ist etwas rötlich und schmeckt sehr gut. Das Inka Cola leuchtet giftig Gelb und schmeckt nach …. Hmmm, wonach schmeckt das? Es schmeckt nach Hubba Bubba! Alter, das geht gar nicht, aber ich habe Durst. Also runter damit, ich kann ja mit dem Bier nachspülen. Das Ceviche schmeckt phantastisch. Mit etwas Grünzeug garniert, dazu etwas gekochter und gerösteter Mais und ein Hauch von Süßkartoffel. Wow. Eine tolle Entschädigung für die entgangenen Segelschiffe.
Tag 2
Gemütlich beginne ich den Tag beim Frühstück und deponiere im Anschluss mein Gepäck. Die Sonne scheint und ich mache mich auf den Weg in die Stadt. Noch einmal zur Mole, vielleicht geht ja was. Es wird zwar vor mir salutiert, es geht aber trotzdem nichts. Zur Verabschiedung wird noch einmal salutiert. 😁 Die Fregatten sind mit voller Besegelung schon in der Bucht unterwegs, in der sich auch einige Kriegsschiffe tummeln. Ich gehe etwas dem Ufer entlang um näher ran zu kommen und gelange an einen kleinen Fischerhafen, wo ich mich in ein Restaurant setze. Frischer kann der Fisch wohl kaum sein. Ich bestelle Consommé de Mariscos, Schwertfisch, gemischten Salat und dazu einen Rotwein. Alles schmeckt hervorragend.
Ich mache mich auf den Rückweg und genehmige mir noch eine bombastische Schokotorte. Im Hostel werfe ich Uber an. Hmmm, das kostet aber um einiges mehr als gestern angezeigt. Ich warte etwas und schon ist es viel billiger. Und auch am Terminal habe ich Glück, denn das Ticket kostet nur die Hälfte. Vermutlich Last-Minute-Rabatt. Um halb fünf Uhr geht es in nur zwei Stunden nach Santiago de Chile. Während der Fahrt ins Hostel flüchten jede Menge Leute mit ihren illegalen Verkaufsständen vor der Polizei. Sieht aus, wie ein Wettrennen. Hmmm, ist es ja auch.
Um acht Uhr gehe ich noch ins Zentrum zum Plaza de Armas. Hier wird Schach gespielt und geschäftstüchtige Frauen stehen herum und warten auf Kundschaft. So offensichtlich habe ich das auch noch nie gesehen. Mir kommt das Lied “Skandal im Sperrbezirk” von der Spider Murphy Gang in den Sinn. Nur anstelle des Sperrbezirks ist es der zentrale Platz der Landeshauptstadt. 😁 Die Müllabfuhr reinigt bereits den Platz und ich mache mich auf den Rückweg. Entlang der Straße gibt es jede Menge asiatischer Restaurants und ich setze mich in ein Sushi-Restaurant, in dem es sogar Sushi vom Huhn gibt. Wenn das Japaner sehen würden. 😁 Da ich noch nicht müde bin, sortiere ich noch Fotos aus und horche etwas Musik. Durch das Fahren mit dem Auto bin ich nicht viel zum Schreiben gekommen und schon drei Wochen mit dem Blog hinten. 🙁