Anreise
Der Start in Ushuaia am späten Nachmittag ist ruppig. Vermutlich der letzte Flug für heute und die Crew hat schon etwas gefeiert. Dafür ist die Landung um so sanfter und mein Rucksack ist einer der ersten auf dem Gepäckband. Der Typ vor mir ergattert den letzten Platz im Shuttlebus, ze fix, aber drei andere Reisende, für ein gemeinsames Taxi, sind schnell gefunden und ist sogar günstiger als das Shuttle. Läuft. Die Nummer unseres Taxis ist die sechs. Anscheinend fahren aber nur drei Taxis und so müssen wir warten, bis diese nach der ersten Fahrt wieder am Flughafen sind. Wir unterhalten uns gut und die halbe Stunde ist schnell vergangen.
Es hat gefühlte 35 Grad und die Sonne brennt runter. Mit meinen 26 kg Marschgepäck komme ich auf dem Weg zum Hostel ganz schön ins Schwitzen. Lt. Wetterbericht sind es maximal 22 Grad, aber vor ein paar Stunden war ich ja noch am südlichsten Punkt von Argentinien bei weniger als 10 Grad. Ich checke ein und erkunde gleich mal den Ort. Dieser ist sehr touristisch und gibt eigentlich nicht viel her. Allerdings fallen mir jede Menge Schilder mit der Aufschrift Cerveza Arteseanal auf. Es gibt wohl eine sehr ausgeprägte Bierkultur in diesem Ort. Also bin ich hier doch richtig. Gleich mal ausprobieren. Ich bestelle etwas vom Schaf und dazu ein IPA. Das Schaf ist zäh. Selbst Schuld, in Argentinien isst man Rind. Punkt. Das IPA schmeckt, anders als die meisten bei uns, extrem bitter, aber dennoch sehr gut. Zurück im Hostel gibt es noch ein Bierchen und ich recherchiere noch die Aktivitäten für die nächsten zwei Tage.
Am Lago Argentino
Nach einem Frühstück auf Zuckerbasis stehe ich exakt zur Öffnungszeit um Punkt 9:30 beim Tourenanbieter auf der Matte und checke ein Ticket für die morgige Tour zum Perito Moreno Gletscher und die Weiterfahrt. Mein nächster Stopp ist ein Radverleih und ich leihe mir ein Top-Fahrrad aus. Model Damenfahrrad mit Korb am Lenker. Hoffentlich kennt mich hier niemand. Mit diesem Geschoß radle ich locker flockig den schönen Weg am Lago Argentino entlang und sehe ein paar knallrosa Flamingos im See herumstochern. So weit im Süden? Hätte ich mir nicht gedacht. Ich komme zu einem Punkt, von dem man in die schneebedeckten Berge sieht. Was für eine Aussicht. Besser wird es nicht mehr und ich drehe um. Am Seeufer setzte ich mich hin und schaue eine Weile in die Ferne und genieße den Anblick. Ich nehme nun den Weg am See entlang und einige Vögel fühlen sich wohl durch mich gestört. Oder ist es der Anblick des Damenfahrrads? Der Weg wird sandig und ich bleibe stecken. Wer sein Rad liebt, der schiebt. Am weiteren Rückweg blicke ich immer wieder auf den nahen Berg, der mir gestern schon aufgefallen ist. Es macht Klick im Hirn. Da muss ich jetzt rauf.
Cerro Calafate
Ich bringe mein Rad zurück, kaufe Jause und Obst und mache mich auf den Weg raus aus dem Ort entlang einer Schotterstraße, bis der eigentliche Weg beginnt. Weiter oben höre ich Stimmen. Es kommen zwei Leute den Berg herunter. Einen Weg kann ich nicht wirklich ausmachen. Gut das ich mir noch den GPS-Track heruntergeladen habe. Ich frage die beiden, wie der Weg so ist. Einfach, was sonst. Ich gehe auf den Punkt zu, den mir die beiden genannt haben und das steile, sandige Stück ist schnell überwunden. Plötzlich sticht es an den Füßen. Fiese Grassamen mit spitzen Dornen haften an den Socken. Ich pule mir die Kügelchen aus den Socken und gehe weiter. Und schon wieder welche, … So geht es eine Weile weiter, bis ich höher hinauf komme. Anscheinend ist es dem Gras hier schon zu hoch. Ha, ausgetrickst. Hoch oben sehe ich große Vögel kreisen. Könnten das Andenkondore sein? Ich überwinde noch eine kurze, rutschige und brüchige Kletterstelle, bevor ich die letzten Höhenmeter in flachem Gelände auf das Plateau gelange. Von hier hat man einen beeindruckenden Ausblick zu den schneebedeckten Bergen, El Calafate und das karge Hinterland. In der Ferne kann ich sogar den Cerro Torre und den Fitz Roy sehen. Cool.
Nach einer Pause gehe ich wieder runter. Es ist einfacher als gedacht, da ich die doofe Kletterstelle umgehen kann. Der Untergrund ist weich und sandig. Es ist fast so, als würde ich eine Düne hinunter gehen. Plötzlich zieht ein scharfer Schatten an mir vorbei. Ein Greifvogel fliegt ganz nahe an mir vorbei und kreist nur wenige Augenblicke später über dem Gipfel. Auf halber Strecke ist es Zeit, meine Schuhe auszuleeren, da sich einiges an Sand angesammelt hat. Nun geht es weiter nach “Piekshausen”. Es ist aber bei weitem nicht so schlimm, wie beim Aufstieg. Ist aber auch logisch, die meisten Samen waren ja schon an meinen Socken. Um 18:30 bin ich wieder im Hostel und pule die restlichen Kügelchen aus meinen Socken. Gezählte 40 Stück, je Socke wohlgemerkt.
Nach einer ausgedehnten Dusche mache ich mich auf den Weg ins Zentrum. Heute mache ich alles richtig. Es gibt einen köstlichen Burger und dazu zwei verschiedene Craftbiere. Happy Hour sei’s gedankt.