Bungee Falling und zurück nach Bogota

Halbwegs ausgeschlafen geht es zum Frühstück und im Anschluss mit einem Taxi nach Peñon Guane zum Bungee Jumping. Wie auch schon beim Paragleiten am Canyon de Chicamocha ist auch hier eine Verzichtserklärung auszufüllen, bevor es losgehen kann. Vorher aber noch alle Taschen leeren und Kappe und Sonnenbrille abnehmen. 

Nachdem alles erledigt ist, wird mir eine Art Klettergurt mit Brustgeschirr angelegt, das auch über die Schultern geht. Um die Fesseln kommt jeweils ein breites Band, an dem eine Schlaufe befestigt ist. Damit geht es auf die Waage. Das Ding explodiert nicht und somit ist alles OK. Die beiden Guides führen mich in eine kleine Gondel, die an einem Seil hängt, das über die Schlucht gespannt ist. Im Schneckentempo werden wir damit zu einem Art Käfig gezogen, der mittig über der 140 Meter tiefen Schlucht hängt. 

So wie es aussieht, bin ich heute der Erste, da noch alles verstaut ist. Nachdem das fette Gummiseil durch ein Loch im Boden und von außen wieder herein gefädelt wurde, wird es ein Stück hinunter gelassen. Ein zweites Seil mit einem Sandsack wird ebenfalls vorbereitet. Dieses muss ich nach dem Sprung mit einem Karabiner an meinem Gurt festmachen. OK, klingt alles easy. Erstaunlicherweise bin ich noch nicht übermäßig aufgeregt, obwohl ich Höhenangst habe. Naja, ich habe mich ja gedanklich schon die letzten Tage darauf vorbereitet und außerdem sind noch zwei Sicherungsseile an mir befestigt. 

Es dauert nicht lange und alle Vorbereitungen sind abgeschlossen, ich werde umgehängt und muss in die zweite Kabine, wo das Bungee Seil an den beiden Schlaufen an meinen Beinen eingehängt wird. Nun nur noch auf die gelb markierte Stelle am Rand des Käfigs stellen, links und rechts festhalten und schon kann es losgehen. 3, 2, 1, … Nix. Ich halte mich noch immer an den Griffen fest. Wer ist schon so verrückt und springt freiwillig in die Tiefe? Wüsste ich nicht, dass ich abgesichert bin, würde ich niemals so knapp an der Kante stehen. Ich versuche mich zu sammeln und lasse die Griffe los. In dem Moment beginnen die Beine etwas zu zittern. 3, 2, 1, … Wieder nix, keine Chance. Eine gefühlte Ewigkeit ist bereits verstrichen und einer der Guides fragt, ob ich Hilfe brauche. Äääh, wie soll das gehen? Naja, Schubsen. Ahja, gut zu wissen. Mal sehen. 

Ich schließe die Augen, um mich erneut zu sammeln und zu konzentrieren. Dann lasse ich die Griffe los und führe die Hände nach außen. 3, 2, 1, … Bamm. Ich verspüre einen Schlag am Rücken und denke “Wuaaaaaa, was ist hier los? Oh, ich bin bereits unterwegs nach unten.”. Es dauert einen Bruchteil einer Sekunde und ich kann mich auf den Fall einlassen und genießen, wie der Boden immer näher kommt. Kein Gedanke daran, ob etwas Schlimmes passieren könnte. Sanft greift die Dehnung des Gummiseils, dreht mich in die Flugrichtung und bremst mich, bis ich zum Stillstand komme. Es ist immer noch viel Luft bis zum Boden. Insgesamt war ich 100 Meter unterwegs. Und schon geht es im Rückwärtsgang wieder aufwärts. Leicht schräg wohlgemerkt. Alles fühlt sich wie in Zeitlupe an und ich habe viel Zeit mich zu fragen, wie es sich wohl anfühlt, wenn ich am oberen Totpunkt ankomme. Ich fühle einen Moment der Schwerelosigkeit, bis es erneut abwärts geht. Wuhuuu. Das Ganze wiederholt sich drei Mal, bis ich ziemlich stabil kopfüber in der Luft hänge. Den Blick auf den Abgrund gerichtet. 

Alter, wie geil war das denn? Auf meinem Gesicht ein breites Grinsen. Hmmm, nun sollte doch das Seil mit dem Sandsack kommen. Und da ist er schon. Es ist gar nicht so einfach, den Karabiner zu fassen und einzuhängen, da der Sack noch zu weit weg und doch ziemlich schwer ist. Noch etwas rauf. Klick. Langsam werde ich aufgerichtet und hochgezogen. Oben angekommen holt mich der Guide mit etwas Schwung rückwärts in den Käfig. Alter, wie schräg war das denn? Ich bedanke mich fürs Schubsen, denn ohne würde ich vermutlich jetzt noch oben stehen und versuchen, mich zu sammeln. 

Wir steigen wieder in den anderen Käfig und fahren im Schneckentempo zurück zum sicheren Boden unter den Füßen. Kaum hat man mir die Ausrüstung abgenommen, bekomme ich ein Zertifikat in die Hand gedrückt und es geht ab zum Fotografieren. Da kommt Veronika, ein junges Mädchen aus Bayern, die vorzeigt, wie es gemacht wird. Wisch unterschreiben, Zeug anlegen, rüber fahren, umsteigen und Jump. Kein Zögern, kein nix. Nur ein lustvoller Schrei beim Absprung. Respekt. 

Im Restaurant gleich nebenan gönne ich mir ein Bier und bestelle ein Taxi zurück in die Unterkunft, wo ich gegen elf Uhr ankomme und in Rekordzeit von 15 Minuten mein gesamtes Zeug packe. Ich checke aus, lasse mich zum Terminal de Transportes bringen und kaufe noch ein Bier, Süßkram und ein kleines Säckchen Ameisenärsche, die für teures Geld als Aphrodisiakum gehandelt werden. Kaum im Bus werden die Ameisenärsche probiert. Na hoffentlich passiert nichts ob ihrer Wirkung. 😁 Teilweise sind sogar ganze Ameisen dabei. Sie schmecken nicht schlecht, hauen mich aber auch nicht vom Hocker, da hatte ich schon bessere Insekten. Dann verputzte ich noch den kompletten Süßkram, der eigentlich nur aus Zucker zu bestehen scheint. Heute kann ich sogar ein paar Fotos vom Cañón de Chicamocha machen, denn ich habe mich schlauerweise auf die richtige Seite gesetzt. So, alles erledigt. Schlafenszeit. 

Delta Airlines hat sich wegen meinen Auslagen durch das verspätete Gepäck gemeldet. Sie brauchen noch meine Bankdaten und überweisen das Geld. Super. Etwas außerhalb von Bucaramanga hält der Bus. Sehr gut, das spart Zeit. Ich teile mir das Taxi mit einem Kanadier und wir sind um Punkt drei Uhr am Flughafen. Der Schalter von Wingo ist leider noch geschlossen. Naja, die Fahrt hätte auch viel länger dauern können. Nach dem Check-In, einem kleinen Imbiss und der Sicherheitskontrolle sitze ich zwei Stunden vor Abflug an den Gates. Ich nutze die Wartezeit und schreibe an den Reiseberichten. 

Fast pünktlich hebt das Flugzeug ab und nach nur 40 Minuten landen wir um halb sieben Uhr in Bogota. Cool, hier gibt es eine eigene Toilette für Haustiere. So etwas habe ich auch noch an keinem Flughafen gesehen. Sonst wo eigentlich auch nicht. 😁 Da ich schon weiß, wie das hier mit der Preisgestaltung läuft, schnappe ich ein offizielles Taxi, mit dem es durch den Stau einmal um den Flughafen herum geht. Der Taxifahrer ist voll nett und wir unterhalten uns super. 

Kurz nachdem ich im Hostal Bogotá Kings bei einem netten Herren eingecheckt habe, sitze ich auch schon in einem Restaurant und bestelle Rippchen und ein letztes Aquila. Jetzt freue ich mich wirklich schon wieder auf echtes Bier zuhause. 😁 Am Weg zur Unterkunft kaufe ich noch Kaffee, Guaven-Irgendwas und ein paar Jumbo Flow Karamell-Riegel, falls ich morgen auf der Heimreise Hunger bekomme. 

Zurück in der Unterkunft genieße ich die erste warme Dusche seit zwölf Tagen und nutze die Gelegenheit eines schönen Badezimmers mit Spiegel, um mich zu rasieren, damit ich nicht total verwildert zuhause ankomme. Im Anschluss sichere ich die restlichen Fotos, finalisiere den Online-Check-in bei Delta und schreibe noch ein wenig für den Blog. Um Mitternacht ist Schluss. Mal gucken, ob ich gut schlafen kann, denn noch immer sind Flugzeuge unterwegs, die wegen der Nähe zum Flughafen sehr laut sind.

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